Ein schöner, alter VW Käfer ist ein richtiger Hingucker. Patrick Vogt aus Neutzenbrunn hat einen, der noch das gewisse Etwas hat: Sein Käfer ist rundherum mit Moos überzogen. Aber nicht, weil das Auto zu lange im Feuchten gestanden hat, sondern weil der Gartenbauingenieur ihn mit Moos beklebt hat.
Vogt ist von Moos ganz angetan – „Moos wird verkannt“ – und hat sich als Gag den bemoosten Käfer ausgedacht, mit dem er bei der Landesgartenschau in Alzenau (Lkr. Aschaffenburg) vom 22. Mai bis 16. August auf sich und seinen Betrieb aufmerksam machen will.
Der 46-Jährige erzählt, er habe schon länger die Idee gehabt, einmal ein Auto zu begrünen. Da er auf der Landesgartenschau in einem Teil, der sich „Generationenpark“ nennt, ausstellen wird, kam ihm die Idee mit dem Käfer. Warum gerade ein Käfer? „Einen Käfer kennt jeder“, sagt Vogt. „Ein Käfer ist der Inbegriff von Auto.“ Also begann er mit der Suche nach einem passenden VW Käfer. Doch die sollte sich gar nicht so einfach gestalten.
„Einen Käfer kennt jeder. Ein Käfer ist der Inbegriff von Auto.“
Patrick Vogt Entwickler des Moos-Käfers
Er machte sich im Internet und überall auf die Suche nach einem passenden Auto. Fast ein ganzes Jahr dauerte die Suche. Ein Kriterium: Er durfte kein Vermögen kosten, nur damit er dann bemoost herumsteht. Schließlich lernte er einen Händler aus Alzenau kennen, der mit Käfern handelt. Der habe eine ganze Reihe Wagen dieses Modells, erzählt Vogt. Unter anderem hatte er einen Käfer aus Serbien auf dem Hof – den hat sich Vogt geschnappt.
Der Käfer hat zwar keine Papiere, fährt aber noch, sagt der 46-Jährige. Dann kam der Teil mit dem Moos. Vogt ließ sich – was es nicht alles gibt – Moosmatten von einer Spezialfirma liefern. Das klebte er dann mit einem nicht aggressiven Spezialkleber aufs Auto. „Das hat einen Tag gedauert“, so Vogt.
Das Moos, ein spezielles, aber einheimisches, halte auf dem Blech jetzt dauerhaft und müsse auch nicht gewässert werden oder dergleichen, weil sich Moos aus der Luft hole, was es brauche. An Feuchtigkeit reiche schon Tau aus. Erde braucht das Moos somit nicht.
Moos findet Vogt überhaupt faszinierend. Bei 20 bis 30 Grad trockne es aus – und das, ohne Schaden zu nehmen. Das verwendete Moos sieht bei Wassermangel graugrün aus. Wenn es dann regne oder man Wasser darauf gieße, werde es innerhalb von circa 20 Sekunden wieder leuchtend grün. „Unglaublich, da können Sie zuschauen.“ Man könne sogar mit der Gießkanne seinen Namen schreiben, so verblüffend reagiere das Moos.
Das Ganze ist für Vogt aber nicht nur Jux und Tollerei. Das Moos wirke durch die Nährstoff- und Wasseraufnahme aus der Luft luftreinigend. Der Gartenbauingenieur könnte sich einen verstärkten Einsatz von Moos in Großstädten vorstellen, da Moos Feinstaub aus der Luft filtere, indem es ihn statisch anziehe. Moos habe den weiteren großen Vorteilen, dass man es „irgendwo hin pappen“ könne – „und es funktioniert“. Lösungen für viele Probleme, etwa für die hohe Feinstaubbelastung in Großstädten, müssten aus seiner Sicht nicht hochtechnisch sein, sondern die Natur halte Lösungsmöglichkeit bereit.
Sein bemooster VW Käfer hat sogar schon einen Namen. Beim Baustellenfest in Alzenau im September, das Lust auf die Gartenschau machen sollte, ließ Vogt Besucher Vorschläge für einen Namen machen. „Man muss sich ja mit ihm identifizieren können“, so Vogt.
Natürlich waren naheliegende Namen wie „Herbie“ oder „Moosi“ dabei. Doch Vogts Favorit war schließlich „Kahli“, benannt nach dem Flüsschen Kahl, das an Alzenau vorbeifließt.
Auf der Landesgartenschau will Patrick Vogt außerdem mit einem neuartigen würfelförmigen Gartenhaus auf sich aufmerksam machen, das vollständig begrünt ist. Die Pflanzen beziehen ihr Wasser durch Niederschlag, der auf dem Dach niedergeht und in den Wänden gespeichert wird. Für ihn wieder eine weitere Idee für Städte. Er ist dabei, mehrere Patente anzumelden, will aber noch nichts Näheres verraten.
Das Moosauto steht momentan auf dem Bauhof seines Betriebs in Weyersfeld. Anfang Mai können Besucher es bei einem Tag der offenen Tür in Augenschein nehmen, verspricht Vogt. Er werde allerdings aufpassen müssen, dass niemand am Moos herumzupft, sonst ist die Pracht bald hinüber.