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LENGFURT: Mit Rücksicht vom Rhein zur Donau

LENGFURT

Mit Rücksicht vom Rhein zur Donau

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    Aus einer Schifferfamilie stammend, war ihm die Schifffahrt von frühester Kindheit an vertraut. Sie hat ihn geprägt und beeinflusst, so dass er in diesen Beruf hineinwuchs. Frühzeitig erwarb er das Rheinschifferpatent. Als sein Vater Klaus Ludorf 1995 die Firma „izb-cargo“ in Lengfurt gründete und Frachten vermittelte, übernahm Stefan Ludorf das elterliche Schiff MS „Ursula Klaus“ als Schiffsführer. „Zu den Fähigkeiten und Tugenden eines guten Schiffsführers gehört die Begabung, weit vorauszudenken, Gefahren zu erkennen und abzuwenden, günstige Situationen auszunutzen, Zeit zu gewinnen, Termine einzuhalten und vor allem, Havarien zu vermeiden“, beschreibt er seinen Beruf.

    Der 38-Jährige erzählt von gefährlichen Begegnungen, von dem Termindruck, der die Schiffer zu Konkurrenten mache und die Kollegialität untereinander belaste. Dann berichtet er von „Beinahe-Havarien“, die nur durch Geistesgegenwart und einen 7. Sinn abgewendet werden konnten, von Leuten mit billig erworbenen Patenten, die nicht einmal Backbord von Steuerbord unterscheiden könnten und ihre Dienste als Lotse auf der Donau anböten.

    Abenteuer und Korruption

    Es klingt abenteuerlich, wenn er von seinen Begegnungen mit Land und Leuten berichtet, wenn er von weit verbreiteter Korruption in den Donauländern erzählt, die einen Schiffer, der die Spielregeln nicht beherrscht, zur Verzweiflung bringen kann. Man merkt sofort, dass man einen erfahrenen Schiffer vor sich hat, der in seinem Beruf aufgeht. Es sei die Abwechselung, die diesen Beruf so spannend mache. Kein Tag sei wie der andere, sagt er. Wichtig sei die Fähigkeit, improvisieren zu können. Dies gelte bei Schäden an der Maschine und anderen technischen Defekten, aber auch bei anderen nicht vorhergesehenen Ereignissen.

    Brummige, wortkarge Schiffer, wie man sie von früher kennt, finde man nur noch selten, denn man müsse über eine große Beweglichkeit und eine gute Portion Diplomatie verfügen, wenn man Menschen im In- und Ausland für sich gewinnen will. „Jedes falsch gewählte Wort kann zu Verzögerungen führen und unangenehme Folgen haben. Da heißt es einen kühlen Kopf bewahren und gelassen bleiben“, berichtet Ludorf.

    Seit der Eröffnung des Main-Donau-Kanals hat Stefan Ludorf seine Chancen auf der Donau gewittert und sich frühzeitig in den südosteuropäischen Ländern ein Netzwerk aufgebaut, das ihm langfristig Frachten sichert. Seit Jahren bugsiert er Kaskos – so nennt man Schiffe im Rohbau –, vor allem schwere Seeschlepper, von Belgrad und Novi Sad nach Rotterdam, wo die Schiffe ausgebaut und ausgerüstet werden. Es sieht schon merkwürdig aus, wenn das Motorschiff „Ursula Klaus“ einen Schlepper vor sich herschiebt. Aber mit 85 Metern Länge, zehn Metern Breite, 1450 Ladetonnen, einem Schubkopf und zwei Maschinen mit jeweils 750 PS ist das Fahrzeug für diese Transporte bestens ausgerüstet.

    Sicher und pünktlich

    Das Kapital eines Schiffers ist, einen sicheren und pünktlichen Transport zu garantieren. Das ist nicht immer leicht, vor allem, wenn Hochwasser, Niedrigwasser oder Eisgang die Schifffahrt beeinträchtigen. Besonders fatal wirken sich Havarien aus. Das führe oft zu unvorhergesehenen Liege– und Wartezeiten, in denen kein Geld verdient wird. Das richtige Maß zwischen Risiko und Rücksicht zu finden, mache einen guten Schiffer aus.

    „Aber die Fahrten sind lang“, sagt er. Drei Wochen benötige ein Schiff für die 2500 Kilometer lange Fahrt von Rotterdam nach Belgrad und zurück. Drei Wochen, in denen er seine Familie nicht sehen kann und seine Kinder ohne ihren Vater auskommen müssen. „Dieser Wermutstropfen sei sehr bitter“, sagt Stefan Ludorf mit einem leisen Lächeln.

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