Geradezu "Fahrplanmäßig", wie man es früher einmal von der Bahn gewohnt war, kamen die Gemündener Kreuzbergwallfahrer am Sonntag am Josefshaus in Gemünden an. Hinter ihnen lagen vier Tage und 140 Kilometer zu Fuß, die aufgrund der durchgehend hohen Temperaturen kein Zuckerschlecken waren. Sie wurden traditionell mit Blumensträußchen von den wartenden Angehörigen begrüßt und zogen, zwar einigermaßen erschöpft, aber glücklich, über die Saalebrücke in die Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul. Dort dirigierte Josef Mennig die letzten Musikstücke und Diakon Kim Sell spendete den Schlusssegen.
Wallfahrtsleiterin Doris Hahn, schon 30 Jahre dabei und seit 15 Jahren Leiterin, zeigte sich sehr zufrieden mit dem Ablauf der diesjährigen Wallfahrt, was sie unter anderem auf die erfahrenen Organisatoren und Helfer zurückführt, die mitunter schon seit Jahrzehnten die Wallfahrten planen und jedes Detail kennen: "Die wissen genau, worauf es ankommt, auch bei der teilweise extremen Hitze. Da kann man nur dankbar sein".

Sehr beeindruckend seien die Gottesdienste gewesen. Die fanden schon am ersten Übernachtungsort in Frankenbrunn, in der Wallfahrtskirche am Kloster Kreuzberg mit Guardian Pater Korbinian Klinger und bei der Schlussrast am Parkplatz Rhönblick oberhalb von Gräfendorf mit Pfarrer Johannes Werst statt. Es wurde aber nicht nur gebetet – unter die Kirchenlieder mischten sich an den kurzen Abenden auch unterhaltsame Lieder, berichtet Doris Hahn. Letztendlich waren alle Verantwortlichen froh, wieder wohlbehalten in der Dreiflüssestadt angekommen zu sein. Viele Teilnehmer freuten sich schon auf ein Wiedersehen bei der nächsten Wallfahrt und verabschiedeten sich mit einem "Bleibt gesund, bis nächstes Jahr".
Der "Wasser-Schorsch" war sehr gefragt
Ein typisches Beispiel für eine unscheinbare, aber wichtige Unterstützung der Wallfahrt ist neben dem Küchenteam des Gemündener Fördervereins Hochwasserhilfe (GFH) und den Kreuzbergmusikanten der "Wasser-Schorsch" mit dem VW-Bus. Georg Imhof, GFH-Mitglied und aktiver Feuerwehrmann, erbte den Job vor zwanzig Jahren vom mittlerweile verstorbenen Josef "Sepp" Pfister. Zuvor war Imhof schon jahrelang bei der Wallfahrt dabei. Er kennt jeden Bildstock an der Strecke, die Gastgeber für die Übernachtungen in den Dörfern und die kritischen Stellen, die hohe Ansprüche an die Kondition stellen und vor allem für die Musikanten eine besondere Herausforderung bedeuten.

In seinem Ordner hat er die Entwicklung der vergangenen Jahre dokumentiert. Dabei ist festzustellen, dass es früher wesentlich mehr "Auffüllstationen" an der Strecke gab. "Der Sepp hatte da noch an die zwanzig kleine Getränkeverkaufsstellen in den Dörfern, sogenannte 'Flaschenbierhandlungen', die jederzeit zwei oder drei Kästen auf Lager hatten". Innerhalb weniger Jahre seien diese praktisch alle verschwunden. Heute hat er drei Auffüllstationen unterwegs, und muss genauer vorplanen. Immerhin wurden 51 Kisten Wasser getrunken, wobei mit steigenden Temperaturen die Tendenz wieder mehr von "Medium" hin zu "Spritzig" geht. Für kritische Situationen bei Zuckermangel hält er auch eine Kiste Cola bereit.
Und wem das Wasser, ob Medium oder Spritzig, immer noch nicht recht munden will, für den hat der Schorsch noch 30 Liter Apfelmost an Bord, der als großzügig "Gespritzter" wahre Wallfahrtswunder wirken soll.