„Wer einmal vom Virus des Modellflugs infiziert wurde, kommt nicht mehr davon los“, sagt Kurt Hagedorn und bereitet sein Modellflugzeug zum Start vor. Es ist eine Piper Supercup mit einer Flügelspannweite von 3,60 Metern und einem Gewicht von 16 Kilo.
Schnurrt wie ein Rasenmäher
Mit einem geübten Schwung am Propeller wirft er den Motor an. Das Flugzeug schnurrt wie ein Rasenmäher. Es ist erstaunlich, wie schnell es sich starten lässt. Mit der Fernbedienung steuert er das Flugzeug auf die Startbahn, es wird immer schneller, hebt ab und schon wenig später zieht es seine Kreise über dem Vereinsgelände oberhalb von Adelsberg. „Na, ist das nicht faszinierend?“, sagt der Vorsitzende des Modellflugvereins Gemünden und lächelt zufrieden.
Rentnertreff auf dem Flugplatz
Heute ist Rentnertreff auf dem Flugplatz – wie jeden Mittwoch. Werner Lind und auch Johannes Pott sind gekommen, die ebenfalls begeisterte Modellflieger sind. Vor nicht allzu langer Zeit waren sie noch zu viert, doch Günther Stickler ist in diesem Jahr gestorben. „Ja, leider werden wir weniger“, bedauert Hagedorn. Das gilt für die Mitgliederzahl im gesamten Verein. Der Nachwuchs fehlt. Die Jugend spielt halt lieber mit dem Handy, meinen Pott und Lind.
Den Modellflugverein Gemünden gibt es noch nicht lange. 1995 wurde er gegründet, und der Start war vielversprechend. Viele Modellflieger aus der näheren Umgebung, die teilweise in anderen Vereinen Mitglied waren, hatten sich dem Verein angeschlossen, berichtet Hagedorn. „Schließlich ist der Modellflugplatz herrlich gelegen“, sagt er. Kaum Bäume, die die Sicht auf die Flieger verstellen, und in der Ferne sieht man die Burgruine Homburg.
Sinkende Mitgliederzahl
Doch seit Längerem geht es bergab mit der Mitgliederzahl. Derzeit sind es nur noch 43 Mitglieder und auch diese sind in die Jahre gekommen. Mittelfristig, so sagt Hagedorn, ist die Existenz des Vereins wohl gefährdet, schließlich gibt es auch Kosten, die von allen getragen werden. Die Pacht für das Vereinsgelände muss aufgebracht werden, und auch der Rasen muss zweimal die Woche gemäht werden, sonst taugt er nichts als Lande- und Startbahn für die Flieger – auch ein Aufwand, der sich bei sinkenden Mitgliederzahlen kaum mehr lohnt.
Es ist so, wie in vielen Vereinen. Alle Versuche, Jugendliche für den Sport zu begeistern, seien bislang gescheitert, berichten die drei Senioren etwas desillusioniert. „Wir haben Schnupperfliegen veranstaltet und haben uns am Ferienprogramm beteiligt“, so Hagedorn. Das Interesse sei nicht groß gewesen.
Beitrag nicht hoch
Am Vereinsbeitrag könne es nicht liegen, der würde nicht viel kosten. Auch Einsteigermodelle für Anfänger gebe es schon für knapp 400 Euro.
Früher sei das Hobby viel kostspieliger gewesen, sagen die drei Rentner. Da ging eigentlich nach jedem Fliegen immer irgendwas kaputt, erinnern sie sich. Doch heutzutage sei die Technik so ausgereift, die Fernsteuerung würde bestens funktionieren, sodass Unfälle selten seien.
Insofern hätten es Einsteiger heutzutage viel leichter, meint Johannes Pott, der zu diesem Rentnertreff eine Maschine mitgebracht hat, mit der er auch Loopings fliegen kann. Mit der Fernbedienung steuert er das Flugzeug, sodass es eine Luftrolle am Himmel macht.
Alte Hasen im Modellbau
Die Drei sind das, was man „alte Hasen“ nennt. Das zeigt auch die große Zahl an Modellflugzeugen, die sie ihr Eigen nennen. Über zehn hat jeder von ihnen, die meisten haben sie selbst zusammengebastelt, was Teil des Vergnügens ist. Es sind auch Segler darunter – also Modellflugzeuge, die von einem Schlepper hochgezogen werden. Nach dem Abkoppeln beginnt dann die Suche nach dem Aufwind.
Viel Zeit nimmt das Hobby in Anspruch, die sie aber gerne investieren. Und Probleme zu Hause gibt es auch keine. „Unsere Frauen wissen, wo wir sind“, scherzen sie und freuen sich über die Geselligkeit, die für sie genauso wichtig ist wie der Sport selbst.
Wer mehr über das Hobby wissen will, kann sich gerne an Kurt Hagedorn unter Tel. (0 93 58) 1339 wenden.