Die Polizei hat den 54-jährigen Mann tot aufgefunden, gegen den zuletzt im Mordfall an der 13-jährigen Sabine Back in Wiesenfeld (Lkr. Main-Spessart) ermittelt worden war. Eine Obduktion sollte bis an diesem Dienstag klären, ob sein Tod mit dem bislang unaufgeklärten Tod des Mädchens vor 28 Jahren in irgendeiner Weise in Zusammenhang steht.
Wer hatte damals genug Ortskenntnisse?
Dass jetzt erneut Polizeifahrzeuge zu dem Hof am Ortsrand fuhren, sorgte in Wiesenfeld für Aufsehen. Das Verbrechen an der 13-jährigen Sabine hatte dem Ort schon 1993 traurige Bekanntheit gebracht. Im Frühjahr 2021 geriet Wiesenfeld erneut in die Schlagzeilen, als überraschend die Ermittlungen plötzlich wieder aufgenommen wurden.
Im Dezember 1993 war die Leiche der zwei Tag lang vermissten Sabine in einer Jauchegrube neben dem Pferdestall des Hofes gefunden worden. Damals geriet der dort wohnende 26-Jährige unter Verdacht, Kenntnisse über den Tod des Mädchens zu haben. Er hatte sich durch nervöses Verhalten vor dem Fund der Leiche verdächtig gemacht. Außerdem gingen die Ermittler davon aus, dass der Täter genauere Ortskenntnisse haben musste. In die Jauchegrube konnte das tote Mädchen um Mitternacht vom Stall aus gebracht und dort versteckt werden, ohne aufzufallen.
Erneute Durchsuchung des Hofes 2021 war rechtswidrig
Doch zwingende Beweise gegen den Bewohner gab es damals nicht - und gibt es auch nicht bis heute. Es galt und gilt die Unschuldsvermutung. Das Landgericht Würzburg hatte im vergangenen Jahr die erneute Durchsuchung des Pferdehofes 2021 für rechtswidrig erklärt. Im Dezember nun hatte Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach in Würzburg die Ermittlungen gegen den Mann eingestellt. Zugleich klagte er einen heute 45-jährigen Bekannten des Mannes des Mordes an, dessen DNA durch neue Analysen auf der Wäsche des Mädchens identifiziert worden war.
Beide Männer kannten Sabine und gehörten zu den letzten, die sie am Nachmittag vor ihrem Verschwinden lebend gesehen hatten – bei ihrem halbstündigen Besuch auf dem Hof. Was die 13-Jährige damals dort wollte und wo sie danach die Zeit bis zu ihrem Tod verbrachte, ist bis heute ungeklärt.
Obduktion ergab natürliche Todesursache
Wie Oberstaatsanwalt Seebach bestätigt, hat man den 54-jährigen Hofbesitzer am 30. Dezember tot aufgefunden. In Wiesenfeld kursierende Suizid-Gerüchte bewahrheiteten sich laut Seebach nicht: "Es war eine natürliche Todesursache", teilten der Oberstaatsanwalt und Verteidiger Bernhard Zahn am Dienstag mit. Den Anwalt hatte die schriftliche Einstellung des Verfahrens und die Nachricht vom Tod seines Mandanten fast gleichzeitig erreicht.
Der 54-jährige Mann ist im Fall Sabine Back damit der zweite Ex-Verdächtige, der nach Einstellung der Ermittlungen starb. 1994 war ein zur Tatzeit 15-Jähriger des Totschlages angeklagt gewesen und freigesprochen worden. 1999 kam er bei einem Unfall ums Leben.
Ob es in dem Mordfall nach Seebachs Anklageerhebung zum Prozess kommt, ist noch nicht entschieden. Das Gericht prüft derzeit intensiv, ob die Ergebnisse der Ermittlungen gegen den 45-Jährigen tragfähig genug dafür sind. Im vergangenen Jahr war dem Landgericht die Beweislage noch zu dünn, es ließ den Verdächtigen aus der Untersuchungshaft frei. Mit einer Entscheidung wird nicht vor Ende Januar gerechnet.