Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Main-Spessart
Icon Pfeil nach unten
Karlstadt
Icon Pfeil nach unten

Wiesenfeld: Mordfall Sabine Back: Hat der Großbrand am Tatort Auswirkungen auf die laufenden Ermittlungen?

Wiesenfeld

Mordfall Sabine Back: Hat der Großbrand am Tatort Auswirkungen auf die laufenden Ermittlungen?

    • |
    • |
    Die Flammen schlugen meterhoch in den morgendlichen Himmel über Wiesenfeld.
    Die Flammen schlugen meterhoch in den morgendlichen Himmel über Wiesenfeld. Foto: Florian Unterwandling

    Die Trümmer der Scheune am Ortsrand von Wiesenfeld (Lkr. Main-Spessart) lassen erahnen, was hier am Dienstagmorgen los gewesen sein muss: Um kurz nach 5 Uhr in der Früh erreichte die Polizei der Notruf. Ein Großbrand auf einem Aussiedlerhof am Götzberg. Mehrere Scheunen an einem landwirtschaftlichen Anwesen standen in Flammen – darunter die Scheune an einem Pferdehof, die seit zwei Jahren wieder besonders im Blickpunkt der Öffentlichkeit steht: Sie war 1993 Schauplatz des Mordes an der 13-jährigen Sabine Back. In dem Fall wird mit Spannung erwartet, ob es in Würzburg einen Prozess gegen einen Tatverdächtigen gibt.

    Auch am Dienstagnachmittag ist in dem Karlstadter Stadtteil noch keine Ruhe eingekehrt: Das Gelände ist weiterhin von Einsatzfahrzeugen umringt, die Zufahrt schon weiträumig abgeriegelt. Ältere Herren auf Fahrrädern fahren betont unauffällig über die umliegenden Feldwege, Autos halten kurz auf der Staatsstraße, um einen Blick auf den Aussiedlerhof zu werfen.

    Brandmittelspürhunde der Polizei vor Ort

    Stephan Brust, Kreisbrandinspektor im Bereich Karlstadt, leitete den Einsatz.
    Stephan Brust, Kreisbrandinspektor im Bereich Karlstadt, leitete den Einsatz. Foto: Benedict Rottman/Feuerwehr

    Eine Drohne der Feuerwehr kreist über der Einsatzstelle, um Wärmebildaufnahmen zu machen. Im Innenhof des Anwesens haben Einsatzleiter Stephan Brust, Kreisbrandinspektor im Raum Karlstadt, und seine Kollegen die ausgebrannte Scheune weiter im Blick. Vom Dach ist nicht mehr viel übrig, nur noch die Außenmauern des Gebäudes stehen. Die verkohlten Reste mehrerer Autos sind zu erkennen. An einigen Stellen steigen noch kleine Rauchwolken auf. Eine Drehleiter ist ausgefahren.

    In den Trümmern der Scheune schnüffeln Brandmittelspürhunde der Polizei. Das alles sei üblich bei Brandermittlungen, sagt Polizeisprecher Björn Schmitt gegenüber dieser Redaktion. Hinweise auf eine vorsätzliche Brandstiftung gebe es bisher nicht, die Ursache sei weiter ungeklärt. Insbesondere gebe es derzeit "keinerlei Hinweise auf einen möglichen Zusammenhang mit dem Mordfall Sabine Back", betont er. Aus Ermittlerkreisen hieß es, man wolle die vor Ort angebrachten Photovoltaikanlagen genauer unter die Lupe nehmen.

    Der Einsatzort am frühen Dienstagnachmittag: Polizeihunde untersuchen die Trümmer.
    Der Einsatzort am frühen Dienstagnachmittag: Polizeihunde untersuchen die Trümmer. Foto: Carolin Schulte

    Dennoch haben viele in Wiesenfeld wohl ein komisches Gefühl: "Da drüben ist schon wieder was, da gibt es keine Ruh", das sei der Tenor im Ort, sagt Anwohnerin Paula Werthmann – diesen Eindruck bestätigen auch andere Bürgerinnen und Bürger im Gespräch mit der Redaktion. Werthmann war 1993 Stadträtin und engagierte sich in dieser Funktion für die Aufklärung des Mordes. 

    Ortstermine sind jetzt nicht mehr möglich

    Sabine Back wurde im Dezember 1993 nach zweitägiger Suche in einer Jauchegrube gefunden. Als Tatort gilt die Scheune, die nun brannte. Der Besitzer des Hofes galt 2021 zunächst neben einem anderen Bekannten der 13-Jährigen als tatverdächtig. Dann stellte die Staatsanwaltschaft aber die Ermittlungen gegen ihn ein, kurz darauf starb er eines natürlichen Todes. Gegen einen anderen Mann wurde Anklage wegen Mordes erhoben, dem Gericht reichten aber die Beweise zunächst nicht zur Eröffnung eines Verfahrens.

    Eine Aufnahme der Scheune vom Dezember 1993. Damals hatten die Ermittlungen um den Mordfall gerade begonnen.
    Eine Aufnahme der Scheune vom Dezember 1993. Damals hatten die Ermittlungen um den Mordfall gerade begonnen. Foto: Henry Urmann

    Im Mai 2021 hatte die Polizei mithilfe des Landeskriminalamtes eigens den Tatort am Ortsrand von Wiesenfeld digital vermessen und die Lage vor Ort umfangreich dokumentiert. Dies galt für den mutmaßlichen Tatort des Mordes auf dem Tennenboden des Stalls ebenso wie für den Fundort der Leiche in einer Jauchegrube neben dem Gebäude. Die Maßnahmen erfolgten damals laut Polizei im Einvernehmen mit dem Eigentümer des Anwesens. 

    Spuren des Verbrechens wurden durch das Feuer am Dienstag daher wohl nicht zerstört. "Wir haben alles gesichert", versichert Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach gegenüber der Redaktion. "Nur ein Ortstermin wäre jetzt schwierig."

    Sachschaden wohl mehrere hunderttausend Euro

    Als die Feuerwehr die Flammen am Dienstagmorgen gegen 7 Uhr unter Kontrolle bringt, ist die Haupthalle des Scheunenkomplexes vollständig ausgebrannt. Die Gesamtschadenshöhe dürfte sich nach ersten Schätzungen auf mehrere hunderttausend Euro belaufen. Insgesamt waren 160 Einsatzkräfte von Feuerwehr, THW, BRK und Polizei im Einsatz. Die Freiwillige Feuerwehr Wiesenfeld war schnell vor Ort und räumte das unmittelbar angrenzende Wohnhaus samt Nebengebäude.

    Die Feuerwehren waren am Morgen schnell vor Ort.
    Die Feuerwehren waren am Morgen schnell vor Ort. Foto: Benedict Rottman/Feuerwehr

    Karlstadts Bürgermeister Michael Hombach ist selbst Feuerwehrmann, er wurde um kurz nach 5 Uhr durch den Alarm für Einsatzkräfte informiert. Welches Anwesen da in Flammen stand, war ihm zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar. "Den Lichtschein konnte ich schon von weitem sehen, da wusste ich, das ist ein großes Feuer." Als er auf den Pferdehof zu fuhr, erkannte er die Scheune.

    Familie hat den Brand unverletzt überstanden

    In Wiesenfeld sucht Hombach am Dienstag gemeinsam mit einem Seelsorgeteam den Kontakt zur Familie, die in dem Wohnhaus lebt. "Alle waren wohlauf, standen aber natürlich unter Schock", sagt er. Das Haus ist vom Brand nicht direkt betroffen, Hombach bemüht sich dennoch um eine Ausweich-Unterkunft für die Familie – damit diese die Möglichkeit hat, den Brand mit etwas Abstand zu verarbeiten.

    Schon am frühen Morgen hatten die Einsatzkräfte den Brand unter Kontrolle. Auf dem Foto sind die Nachlöscharbeiten zu sehen.
    Schon am frühen Morgen hatten die Einsatzkräfte den Brand unter Kontrolle. Auf dem Foto sind die Nachlöscharbeiten zu sehen. Foto: Stefanie Koßner

    Bis zur Klärung der Brandursache dürften Wochen vergehen. Und auch die Frage, ob im Mordfall Sabine die Ermittlungen der Kripo und Staatsanwaltschaft Würzburg zu einem Prozess reichen, wird zunächst unbeantwortet bleiben. Eine Entscheidung darüber werde beim Oberlandesgericht Bamberg "frühestens im Oktober" fallen, hieß es vor wenigen Tagen auf Anfrage der Redaktion.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden