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Windheim: Mühle, Sägewerk und Wirtshaus im Spessart: Das frühere Hotel "St. Hubertus" im Hafenlohrtal wird verkauft

Windheim

Mühle, Sägewerk und Wirtshaus im Spessart: Das frühere Hotel "St. Hubertus" im Hafenlohrtal wird verkauft

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    Von 1969 bis Ende der 1980er Jahre bewirtete das "Wirtshaus im Spessart - Hotel St. Hubertus" bei Windheim seine Gäste. Jetzt soll es verkauft werden. (Archivbild)
    Von 1969 bis Ende der 1980er Jahre bewirtete das "Wirtshaus im Spessart - Hotel St. Hubertus" bei Windheim seine Gäste. Jetzt soll es verkauft werden. (Archivbild) Foto: Daniel Weisner

    Das Anwesen an der Hafenlohrtalstraße 50, etwa 500 Meter vom Ortsausgang von Windheim entfernt, scheint in einen Dornröschenschlaf verfallen zu sein. Von der Straße aus ist es hinter den Bäumen nicht zu sehen. Ein Verbotsschild gestattet die Fahrt dorthin lediglich für forstwirtschaftliche Fahrzeuge.

    Doch der erste Eindruck täuscht: Seit 18 Jahren leben dort im Landschaftsschutzgebiet Kerstin und Jan Bernert mit ihren drei Kindern. Sie haben die Einöde gesucht und das frühere "Wirtshaus im Spessart – Hotel St. Hubertus" gefunden. Mit dem gleichnamigen Film aus den 1950er Jahren hatte das allerdings nichts zu tun, muss Bernert immer wieder korrigieren, wenn er danach gefragt wird, wo er wohnt.

    Jetzt sind die Kinder flügge und wollen das Anwesen weiterverkaufen. Das 8400 Quadratmeter große Grundstück mit den historischen Gebäuden kostet laut Ausschreibung 750.000 Euro und ist sanierungsbedürftig.

    Familie hat Haus in idyllischer Lage am Bach gesucht

    "Meine Frau hat damals immer mal wieder im Internet nach einem eigenen Haus für uns geschaut. Wir haben nach etwas gesucht, das mitten in der Natur, am liebsten an einem Bach, liegt", erzählt Jan Bernert. Das Anwesen stand schon längere Zeit zum Verkauf, allerdings ohne, dass ein Preis genannt wurde. Letztlich stellte sich heraus, dass es erschwinglich für die Familie war, die zu dieser Zeit im Raum Obernburg lebte.

    "Es gibt nichts Schöneres, als am Morgen mit einer Tasse Kaffee draußen zu sitzen."

    Jan Bernert, Eigentümer des früheren Wirtshauses und Hotels "St. Hubertus" bei Windheim

    "Als wir hingefahren sind, haben wir uns sofort in das Haus und die Umgebung verliebt", erinnert sich der 48-Jährige. Er habe sich dort von Anfang an geborgen gefühlt. Dennoch ist man schnell in Marktheidenfeld, um Besorgungen zu erledigen und zur Autobahn ist es auch nur eine kurze Strecke, zählt er auf.

    Arbeiten in der Großstadt Köln, wohnen inmitten der Natur im Hafenlohrtal

    Für ihn ist es der perfekte Ausgleich zu seiner Arbeit in Köln. In der dortigen Pendlerwohnung verbringt er etwa zwei Tage pro Woche, den Rest kann er im Home Office in Windheim erledigen. Entgegen mancher Vermutungen seien Internet- und Mobilfunkversorgung dort am Spessartrand sehr gut, so Bernert. "Es gibt nichts Schöneres, als am Morgen mit einer Tasse Kaffee draußen zu sitzen."

    Als seine Kinder noch zur Grundschule gingen, sind sie mit dem Bus vor dem Haus abgeholt worden. Später sind sie von ihrem Zuhause bis zur Bushaltestelle in der Windheimer Ortsmitte gelaufen oder bei schlechtem Wetter auch mal von den Eltern dorthin gebracht worden. "Sie haben mit ihren Freunden meistens bei uns gespielt", erinnert sich Bernert. Baden im Bach, Verstecken zwischen den Bäumen, Tischtennisspielen im früheren Ballsaal des Hotels: Kindern werde es auf dem Areal kaum langweilig. Für die Hunde der Familie bietet das große Grundstück ebenfalls viel Auslauf.

    Doch all das macht auch Arbeit. Es gebe immer mal ein Stück Garten zu pflegen oder am Haus etwas zu reparieren, erzählt Bernert. Mittlerweile sind die Kinder erwachsen, gehen ihre eigenen Wege. Das Haus sei ihm und seiner Frau zu groß, weshalb sie es verkaufen wollen. "Am liebsten würden wir das Haus gegen eine kleinere Version eintauschen", sagt er. Denn die Alleinlage und die umgebende Natur hätten sie sehr zu schätzen gelernt.

    "Am liebsten würden wir das Haus gegen eine kleinere Version eintauschen."

    Jan Bernert, Eigentümer des früheren Wirtshauses und Hotels "St. Hubertus" bei Windheim

    Wechselvolle Geschichte des früheren Sägewerks und Wirtshauses

    Das Anwesen erlebte eine wechselvolle Geschichte. Ende des 18. Jahrhunderts erbauten zwei Kornmüller ihre Mühlen an der dortigen Bahnbrücke. Die "Bahn" hatte nichts mit einer möglichen Eisenbahn zu tun. Sondern auf ihr wurden mit Hilfe von Schlitten Holzstämme die steilen Hänge hinunter zur Hafenlohr transportiert.

    Seit dem Bau des auf der Anhöhe gegenüber liegenden Forsthauses "Hubertus" im Jahr 181 wird auch der Talwinkel, in dem die Bahnbrücke steht, so bezeichnet. Der Heilige Hubertus gilt in der katholischen Kirche als Schutzpatron der Forstleute und Jäger.

    An der Einfahrt zum früheren "Wirtshaus im Spessart – Hotel St. Hubertus" in Windheim in Richtung Hafenlohrtal, steht noch der Rahmen, in dem bis in die 1980er Jahre vermutlich ein Werbeschild für den Bewirtungs- und Beherbergungsbetrieb befestigt war.
    An der Einfahrt zum früheren "Wirtshaus im Spessart – Hotel St. Hubertus" in Windheim in Richtung Hafenlohrtal, steht noch der Rahmen, in dem bis in die 1980er Jahre vermutlich ein Werbeschild für den Bewirtungs- und Beherbergungsbetrieb befestigt war. Foto: Dorothea Fischer

    1885 wurde anstelle der Mühlen ein Sägewerk zum Einschnitt von Fassdauben errichtet. Die alten Mühlengebäude mussten einer Werkhalle weichen. In seiner Blütezeit beschäftigten die Unternehmer der Windheimer Familien Schall und später Gegenwarth bis zu 60 Arbeiter im Sägewerk. Im Jahr 1963 wurde es geschlossen.

    Im Jahr 2019 sollte das Anwesen zum Urlaubsressort werden

    Eine weitere Glanzzeit erlebte das Anwesen zuletzt von 1969 bis Ende der 1980er Jahre: Im "Wirtshaus im Spessart – Hotel St. Hubertus" bewirteten Pächter des Fürstenhaus Löwenstein-Wertheim-Freudenberg Gäste. Nach der Schließung des Hotels standen die Gebäude einige Zeit leer, bevor sie verkauft wurden.

    Im Jahr 2019 plante ein Architekt mit seinem Investor den Kauf des Anwesens, um es zu einem Urlaubsressort umzubauen. Geplant waren 44 Wohneinheiten, Konferenzräume, ein Hotelturm, Gourmetrestaurant mit Biergarten, Spielplatz und Wellnessbereich. Bürgermeister Thorsten Schwab erinnert sich, dass die Diskussion um die Wiederbelebung im Gemeinderat kritisch gewesen sei. Letztlich hat sich eine Mehrheit jedoch dafür ausgesprochen. "Wir waren der Meinung, das hätte gut funktionieren können", so Schwab.

    Mit Beginn der Corona-Krise hätten Investoren vieler Projekte einen Rückzieher gemacht, so auch bei diesem Projekt. Schwab wünscht sich, dass sich neue Eigentümer finden, die eine ähnliche Nutzung anstreben. "Es wäre schade, wenn das Anwesen verfällt."

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