Dass ein Gewitterblitz ein Haus trifft, gilt statistisch als selten. Doch geschieht es, ist der Schaden groß. So wie vergangene Woche in Zellingen (Lkr. Main-Spessart), wo offenbar nach einem Blitzeinschlag ein Wohngebäude ducrh ein Feuer zerstört worden ist. Laut Polizei hatte es keinen Blitzableiter. Das wirft allerlei Fragen mit Blick auf ähnliche Fälle auf.
Müssen Wohnhäuser Blitzableiter haben?
Nicht generell. "Eine Pflicht gibt es nicht", erläutert Obermeister Timo Markert von der Dachdecker-Innung Unterfranken. Allenfalls für Gebäude, die in besonderer Gefahr sind, können Versicherungen einen Blitzableiter vorschreiben. Das können zum Beispiel denkmalgeschützte Häuser sein, ergänzt die Ergo-Versicherung. Außerdem sei bei Gebäuden ab 20 Metern Höhe Blitzschutz obligatorisch.
Ein Blitzableiter ist eine Art Metallleitung, die den Blitz am höchsten Punkt eines Gebäudes "abfängt" und ihn an der Fassade entlang ins Erdreich leitet. So soll verhindert werden, dass der Blitz etwa in den Dachstuhl einschlägt und dort ein Feuer entfacht.
Nicht zu verwechseln sind Blitzableiter mit Überspannungsschutz. Das sind Vorrichtungen, die oft im Sicherungskasten eingebaut werden und elektronische Geräte im Haus vor zu hoher Stromspannung - etwas bei Blitzeinschlag - schützen sollen.

Blitzschutz: Wie verhält es sich mit der Versicherung?
Weil es grundsätzlich keine Blitzableiter-Pflicht gebe, sei im Schadensfall wichtig, was im Versicherungsvertrag steht, erklärt Sprecherin Kathrin Jarosch vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in Berlin. Für Schäden am Haus sei die Gebäudeversicherung zuständig. Führt ein Blitzschlag im Haus zu Überspannungsschäden zum Beispiel bei Computer, Fernseher oder Waschmaschine, dann sei das eine Sache für die Hausratversicherung.
Laut Jarosch empfiehlt der GDV seinen 460 angeschlossenen Versicherungen, Blitz-Schäden in die entsprechenden Verträge aufzunehmen. Kundinnen und Kunden sollten im Zweifelsfall ihre Verträge auf entsprechende Passagen prüfen.
Jarosch rät auch: Wer einen Blitzableiter oder einen Überspannungsschutz nachträglich installieren lässt, sollte das auf jeden Fall seiner Versicherung mitteilen. Ähnliches gelte für den Fall, dass Solaranlagen im Nachhinein aufs Dach montiert werden.
Kann ein Wohnhaus mit Blitzableitern nachgerüstet werden?
Obermeister Markert zufolge "kann Blitzschutz überall angebracht werden", auch im Nachhinein. Er sollte auf jeden Fall von einem Fachbetrieb regelmäßig gewartet werden.
Zwar werde rund um die Folgen von Gewittern "viel Angst geschürt", dennoch empfiehlt Markert Blitzschutz gerade bei Häusern in exponierter Lage oder in unmittelbarer Nähe sehr hoher Gebäude wie zum Beispiel Kirchtürme. Denn von dort gehe mitunter eine Art Streuung der Blitze auf die unmittelbare Umgebung aus.
Wie viel kostet diese Nachrüstung mit Blitzableitern? Was ist dabei besonders zu beachten?
Die Preise variieren nach Auskunft von Dachdeckermeister Markert deutlich und seien vom Gebäudetyp abhängig. Bei einem herkömmlichen Einfamilienhaus sei mit rund 10.000 Euro Kosten zu rechnen.
Problem: Weil Handwerker landauf, landab rar geworden sind, sei die Wartezeit für eine Nachrüstung mit Blitzableitern momentan "wirklich lang". Die Arbeiten sollten auf jeden Fall von einem zugelassenen Fachbetrieb ausgeführt werden.
Der Verband Deutscher Blitzschutzfirmen (VDB) und der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) weisen darauf hin, dass entsprechende Handwerksbetriebe zertifizierte Blitzschutz-Fachkräfte haben sollten.
Blitzeinschlag: Was ist mit Solaranlagen auf dem Hausdach?
Sie sind laut GDV-Sprecherin Jarosch mitversichert, wenn in der Gebäudeversicherung Blitzschäden abgedeckt sind. Dabei spiele es keine Rolle, ob es sich um Anlagen für Solarstrom (Photovoltaik) oder Wärme (Solarthermie) handelt.