"Nach der Familie ist der Spessartverein mein Lebensmittelpunkt", hatte Sigrid Imgrund einmal gesagt. Am Dienstag ist die durchsetzungsstarke Frau im Alter von 92 Jahren gestorben. 25 Jahre stand sie bis Ende April 2012 an der Spitze des über 400 Mitglieder zählenden Lohrer Traditionsvereins. Sie sprang ein, als der Wanderverein einen Nachfolger suchte und war die bislang einzige Frau, die den Verein führte.
Unter ihrem Vorsitz gewann der Verein eine beträchtliche Anzahl von Neumitgliedern hinzu. Dank ihrer Bekanntheit und ihres Ansehens in der Stadt Lohr öffneten sich manche Türen für die Vereins-Anliegen. Die ganztägigen Wanderausflüge und die alljährliche Wanderwoche im Sommer, gespickt mit Kultur, hat sie lebhaft angeregt und unterstützt. Die vereinseigene Schanzkopfhütte wurde unter ihrer Regie modernisiert. Maßgeblich gestaltete Sigrid Imgrund das Sommerfest am Schanzkopf rund um die Schanzkopfhütte.
Ab 1983 im Vorstand
Sigrid Imgrund wurde 1983 erstmals in den Vorstand und 1987 an die Spitze des Spessartvereins gewählt. Ihre ersten Kontakte zum Spessartverein hatte die langjährige Vorsitzende schon als Kind. Bereits als Sieben- und Achtjährige lief sie mit dem Spessartverein. Für ihre Leistungen im Spessartverein wurde sie mehrfach mit Auszeichnungen bedacht, unter anderem mit dem Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten.
Am 19. Februar 1931 im niederbayerischen Vilsbiburg geboren, kam die Tochter des Apothekers Hubert Vogt 1936 nach Lohr. Hier gründete die Familie, zu der auch zwei im Zweiten Weltkrieg gebliebene ältere Söhne gehörten, die Hubertus-Apotheke. 1937 kam die Apothekertochter in Lohr in die Volksschule und später nach der Auflösung der Mädchen-Oberschule ins Gymnasium. Sie verließ es bald mit dem Zeugnis der Mittleren Reife, um sich in der Handelsschule in Würzburg für die kaufmännische Mitarbeit in der väterlichen Apotheke zu rüsten.
Sie heiratete 1956 den Apotheker Günter Imgrund. Anfang der Sechzigerjahre baute das Paar das eigene Haus in der Lindenstraße, das am 3. November 1962 bezogen wurde. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor, die Töchter Britta und Ulla sowie Sohn Peter, der seit 1993 die nach dem Tod seines Vaters von der Mutter weitergeführte und zeitweilig verpachtete Hubertus-Apotheke in der Ludwigstraße betreibt. Sigrid Imgrund freute sich, dass mit Enkelin Felizitas schon die nächste Generation in der Hubertus-Apotheke mitwirkt.
In vielen Vereinen engagiert
Über acht Jahrzehnte war Sigrid Imgrund Mitglied im TSV 1846 Lohr. Fortgesetzt hatte sie, wie dies früher üblich war, auch die Mitgliedschaft in anderen Lohrer Vereinen, so im Geschichts- und Museumsverein, im Verkehrsverein und im zu ihrem Bedauern aufgelösten Gesangverein. Ihre Kenntnisse über Lohr und Umgebung brachte sie lange Jahre im Arbeitskreis Heimat und Geschichte ein. Nach der Wende war sie mit dem Spessartverein häufig in den neuen Bundesländern gewesen. So wanderte sie in Etappen auf dem Rennsteig, aber auch durch Erz-, Elbsandsteingebirge und Lausitz. Das Reisen in aller Herren Länder bestimmte lange ihr Leben. Gerne dachte sie auch an die vielen Reisen zusammen mit dem Arbeitskreis auf Burg Rothenfels zurück.
Stolz war die oft ob ihres Fleißes, ihres Durchsetzungsvermögens, ihres Ideenreichtums und Temperaments gelobte Frau vor allem auf ihre Familie. Sie hinterlässt vier Enkel und sechs Urenkel.
Die Beerdigung von Sigrid Imgrund ist am Montag, 16. Oktober, um 14 Uhr auf dem Lohrer Friedhof.