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BAD KISSINGEN: Nach der Schicht zur Jugendarbeit

BAD KISSINGEN

Nach der Schicht zur Jugendarbeit

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    Egon Dietz, der stellvertretende Leiter der Polizeiinspektion Bad Kissingen, mit Polizeiobermeister Jörg Hüttermann (links) und Polizeihauptmeisterin Jennifer Heuß (rechts), die seit einem Jahr als Jugendbeamte im Einsatz sind.
    Egon Dietz, der stellvertretende Leiter der Polizeiinspektion Bad Kissingen, mit Polizeiobermeister Jörg Hüttermann (links) und Polizeihauptmeisterin Jennifer Heuß (rechts), die seit einem Jahr als Jugendbeamte im Einsatz sind. Foto: FOTO Susanne Wahler-Göbel

    „Uns hat lange ein Bindeglied zwischen Verkehrserziehung und Dienstgruppe gefehlt“, sagt Egon Dietz. Der stellvertretende Inspektionschef war einer der Initiatoren des Projekts, in dem es vor allem um Gewalt- und Drogenprävention bei Jugendlichen geht. „Ein Polizeibeamter hat es nicht gerade leicht, Kontakte zu Jugendlichen zu knüpfen“, so Hüttermann.

    Der 41-Jährige und seine elf Jahre jüngere Kollegin sind deshalb oft in Zivil unterwegs, wenn sie Jugendtreffs und Bauwagen im Altlandkreis Bad Kissingen aufsuchen. Gefragt ist sensibles Vorgehen. „Wenn Jugendliche einen Streifenwagen vorfahren sehen, hauen sie meistens schnell ab“, so Heuß.

    Heuß und Hüttermann möchten eine Vertrauensbasis zwischen Polizei und Jugendlichen schaffen. Gemeldet haben sie sich freiwillig. „Ich habe selbst Kinder in diesem Alter“, sagt der Polizeiobermeister. Und Heuß findet, „dass ich mit 30 doch noch gar nicht so weit weg von den Jungen bin“. Dass sie nach nur einem Jahr Projektarbeit bereits zu Partys eingeladen werden, freut die Beamten. „Viele junge Leute aus der Gegend haben inzwischen gemerkt, dass auch Polizisten nett sein können“, schmunzelt Heuß.

    Die Beamten wollen Jugendliche vor allem aufklären, um im besten Fall Straftaten zu verhindern. Gewalt, Drogen, Waffen sind wichtige Themen. „Bei Jugendlichen, die auf der Kippe stehen, macht's dann manchmal doch 'klick' im Hirn und sie besinnen sich“, ist Heuß' Erfahrung. Um von den Jugendlichen tatsächlich gehört zu werden, „reden Jörg und ich auch deren Sprache“, sagt die Polizeihauptmeisterin. „Wir fragen, wie würdest du dich denn fühlen, wenn dich ständig einer Wichser oder Schlampe nennt?“ Viele Schimpfwörter seien unter Jugendlichen völlig normal, so Hüttermann. „Was beleidigend ist, dafür gibt es kaum Gespür, das müssen wir ihnen erst mal bewusst machen.“

    Die Beamten weisen Jugendlichen in Gesprächen beispielsweise darauf hin, „dass wir keine Bullen sind, sondern Polizisten mit Namen“. In Schulklassen gehen sie grundsätzlich in Uniform. „Da stehen wir für Autorität und informieren gezielt“, so Heuß. Bei Treffen mit Jugendgruppen stehe eher das lockere Gespräch im Vordergrund. Hüttermann: „Manchmal fragt sogar einer, wie man denn Polizist wird.“ Um ihre Arbeit noch effektiver zu gestalten, möchten die Jugendbeamten die estehende Zusammenarbeit mit dem Kreisjugendring und dem Jugendamt intensivieren. Auch als Ansprechpartner für Eltern stehen sie zur Verfügung. „Viele Eltern sind mit ihren heranwachsenden Kindern und deren sozialem Umfeld völlig überfordert.“ Die Beamten nehmen sich Zeit und hören sich die Probleme an. „Wenn's sein muss, auch vier Stunden.“ Konkurrieren mit anderen Jugendberatungsstellen wollen sie nicht.

    Manchmal offenbart den Polizisten ihr Einsatzgebiet trotz ernstem Hintergrund auch Kurioses. Eine Lehrerin, erzählt Heuß, habe besorgt gefragt, ob die beiden uniformierten Beamten denn mit der Klasse zurecht kämen und dass sie notfalls im Lehrerzimmer zu erreichen sei. Und Hüttermann weiß von einem Jugendlichen, der seinen Kumpel zurechtgewiesen hat, weil er dessen Tonfall gegenüber dem Beamten nicht angemessen fand. Der Polizeiobermeister: „Der hat zu ihm gesagt, lass' den mal in Ruhe, der ist Polizist und echt in Ordnung.“

    Im Blickpunkt

    Jugendbeamte Seit dem Jahr 2007 läuft das Projekt Jugendarbeit bei der Polizeiinspektion Bad Kissingen. Jennifer Heuß und Jörg Hüttermann stehen mit Gemeinden und Jugendbehörden in Kontakt und unterrichten an Schulen unter anderem zum Thema Drogenprävention. Regelmäßig besuchen und kontrollieren sie Jugendtreffs im Einzugsgebiet der Inspektion. Eltern und Jugendliche können sich bei Fragen und Problemen direkt an die beiden Beamten werden. Email: joerg.huettermann@polizei.bayern.de oder jennifer.heuss@polizei.bayern.de; Tel. (09 71) 7 14 90 .

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