Sie sei gerade dabei gewesen, die Einkäufe auszuräumen, "und dann standen drei SEK-Beamte mit Maschinengewehren vor der Haustüre", erzählt die Frau aus Uettingen. Sie erlebte am 26. August 2024, dem Tag des bewaffneten Raubüberfalls auf die Uettinger (Lkr. Würzburg) Esso-Tankstelle, einen noch turbulenteren Tag als der Rest des Dorfes. Mittlerweile wurde der Täter zu einer Haftstrafe von drei Jahren verurteilt und die Frau kann über die Aufregung nur schmunzeln.

Die 70-Jährige, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, und ihr Mann leben in einem gemütlichen Haus. Da ihre Kinder erwachsen und schon lange aus dem Haus seien, hätten sie sich dazu entschieden, die Einliegerwohnungen in ihrem Zuhause zu vermieten. Noch dazu gehört ihnen ein weiteres Haus im Ort, das von Gastarbeitern bewohnt wird.
Die Mieter des Paares sind meist alleinstehende Männer aus dem Ausland, die nach Unterfranken kommen, um dort in handwerklichen Betrieben zu arbeiten. Oft verstünden sie kein Deutsch, doch die Vermieter stört das nicht. "Unsere Mieter sind anständig", betonen die beiden. Aktuell würden ihre Wohnungen von Männern aus neun Nationen bewohnt.
Die Vermieterin verstand die Welt nicht mehr
Zum Zeitpunkt des Tankstellen-Raubüberfalls waren die 70-Jährige und ihr Mann in Marktheidenfeld, um einzukaufen. Als sie zurück kamen, erfuhren sie von Familie und Bekannten von dem flüchtigen Täter. Das Dorf war in Aufruhr.
"Ich habe die Beamten gefragt, wie lange das dauern wird, ich wollte ja noch Mittagessen kochen, mein Mann hat ja Zucker!"
70 Jahre alte Frau aus Uettingen über die Hausdurchsuchung nach dem Raubüberfall
Während Polizeibeamte jede Ecke des Ortes durchsuchten und ein Hubschrauber am Himmel kreiste, klingelte es an der Tür der Uettingerin. Vor ihr standen drei SEK-Beamte, einer mit einem Maschinengewehr in der Hand. Sie erklärten der Frau, sie würden gerne nachschauen, ob sich der flüchtige Mann im Haus befinde. Während die drei Männer im Haus nach dem Täter suchten, sicherten vier weitere Kollegen den Außenbereich ab.
"Ich habe die Beamten gefragt, wie lange das dauern wird, ich wollte ja noch Mittagessen kochen, mein Mann hat ja Zucker!", lacht die 70-Jährige heute darüber. Nachdem die Beamten sichergestellt hatten, dass der Täter keine Verbindung zum Wohnhaus des Paares hat, gingen die Einsatzkräfte einige Häuser weiter in Richtung Dorfmitte. Dort befindet sich das Mietshaus der Eheleute, in dem mehrere Männer in einer Art Wohngemeinschaft leben.
Ein anonymer Tipp war Auslöser der Stürmung
Als das SEK das Grundstück betreten hatte, "dachte ein Mieter, das wären die Schornsteinfeger", schmunzelt die Rentnerin. Der unerwartete Polizeibesuch und die Sprachbarriere sorgten an diesem Tag für viel Verwirrung unter den Beteiligten. Auch in diesem Haus fanden die Beamten keine Anhaltspunkte über den Aufenthaltsort des Täters. Dieser wurde letztendlich Tage später dank des Hinweises eines Zeugen aus dem Raum Aschaffenburg überführt.
Pressesprecher Manuel Jäger vom Polizeipräsidium Unterfranken erklärt den Hintergrund der Hausdurchsuchung: Zeugen hätten eine Täterbeschreibung abgegeben und die Fluchtrichtung des Räubers beschrieben. Angetroffene Personen seien "befragt sowie anhand der zum damaligen Zeitpunkt vorliegenden Täterbeschreibung überprüft worden. "Weitere polizeiliche Maßnahmen wie Durchsuchungen oder gar Festnahmen wurden hierbei nicht durchgeführt", so Jäger.