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Arnstein: Nach mehreren Streiks und rechtlichen Schritten: Miwe vereinbart Tarifvertrag, höhere Löhne und kürzere Arbeitszeiten

Arnstein

Nach mehreren Streiks und rechtlichen Schritten: Miwe vereinbart Tarifvertrag, höhere Löhne und kürzere Arbeitszeiten

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    Im Herbst 2023 streikten erstmals Miwe-Beschäftigte und forderten den Tarifvertrag ein. 
    Im Herbst 2023 streikten erstmals Miwe-Beschäftigte und forderten den Tarifvertrag ein.  Foto: Tabea Goppelt

    Der kleinere MIWE-Standort Meiningen machte es bereits im Januar 2023 vor: Seitdem gibt es dort einen Tarifvertrag. "Nach fast einem Jahr intensiver Verhandlungen, mehreren Warnstreiks und harten betrieblichen Auseinandersetzungen" ist nun auch am Hauptsitz des Backautomatenbauers in Arnstein ein Tarifvertrag vereinbart, wie die IG Metall in einer Pressemitteilung bekannt gibt. Die Gewerkschaft und die Unternehmensführung hätten sich auf einen Tarifvertrag geeinigt, der die Löhne und Gehälter trotz einer Phase der Restrukturierung bei MIWE verbessern werde.

    Die Forderungen der Beschäftigten galten vor allem einer Anpassung der Löhne und der Arbeitszeit. Die Gehälter sollen weit unter gängigen Tariflöhnen liegen und die Wochenarbeitszeit hatte sich vor rund 18 Jahren aus konjunkturellen Gründen um zwei Stunden ohne zusätzliche Entlohnung erhöht, seither aber nicht wieder verringert. Im April 2023 gründete sich schließlich eine betriebliche Tarifkommission, um diese Gegebenheiten zu ändern und einen Firmentarifvertrag durchzusetzen.

    Terminvorschläge für Sondierungsgespräche lehnte das Unternehmen zunächst ab, nach einem ersten angedrohten Warnstreik erklärte sich die Geschäftsführung laut IG Metall zu Verhandlungen bereit. Als auch diese Termine abgesagt wurden, kam es zum ersten Warnstreik im November 2023. Der zweite Warnstreik folgte im März 2024; auch Delegationen anderer Unternehmen – darunter Warema, Procter & Gamble und Brose – kamen dazu nach Arnstein. Der Betriebsratsvorsitzende Gürcan Erdinc sprach zu der Zeit von Druck und Drohungen im Unternehmen.

    Lohnforderungen fallen in Krisenzeit

    Während der Streiks und der Verhandlungen hatte sich das Unternehmen gegenüber der Redaktion nicht geäußert. "Im besten Fall sorgt es dafür, dass Ruhe einkehrt", kommentiert nun ein Unternehmenssprecher den Abschluss des Tarifvertrags. Gerade um den ersten Streik und um die Klagen habe es Phasen der Unruhe im Betrieb gegeben – jetzt könnten sich alle wieder darauf fokussieren, "worum es eigentlich geht."

    Teile der Belegschaft streikten im März vor den Werkstoren in Arnstein und legten die Produktion lahm.
    Teile der Belegschaft streikten im März vor den Werkstoren in Arnstein und legten die Produktion lahm. Foto: Tabea Goppelt

    Der Sprecher verweist auf die Lage, in die die Forderungen nach höheren Löhnen fielen: Bäckereien hätten durch die Energiekrise und die Inflation Investitionen verschoben, Filialen seien durch den Fachkräftemangel teils nicht eröffnet worden. Durch eine Exportquote von um die 50 Prozent sei der Betrieb im Ausland gut aufgestellt; dort gebe es teils allerdings ähnliche Krisen. Die Herausforderung des Unternehmens liege darin, sich im Rahmen der Restrukturierung zukunftssicher aufzustellen.

    Mitglieder der IG Metall stehen hinter dem Tarifergebnis

    Der Tarifvertrag garantiert laut IG Metall allen Vollzeitbeschäftigten in diesem Jahr eine einmalige Prämie von 1500 Euro netto, frei von einer Bindung an betriebliche Kennzahlen. Ab dem 1. April 2025 erhöhen sich die monatlichen Entgelte um 3 Prozent. Im Oktober 2023 hatte sich die Arbeitszeit bereits um zwei Stunden verkürzt; das wurde ebenfalls im Tarifvertrag festgeschrieben. Der Tarifvertrag läuft bis 31. Dezember 2025 – Norbert Zirnsak, erster Bevollmächtigter der IG Metall Würzburg, ist froh um diese kurze Laufzeit. Ende Oktober 2025 könne so schon wieder verhandelt werden.

    Zirnsak bezeichnet die Konditionen des Tarifvertrags als "Ergebnis, das der Lage gerecht wird." Das Unternehmen sei stark an einer außergerichtlichen Lösung interessiert gewesen, nachdem Beschäftigte wegen nicht erfüllter Lohnerhöhungen vor Gericht gezogen waren. Die Mitglieder der IG Metall stimmten zu 91,7 Prozent für die Annahme des Tarifergebnisses.

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