Stillstand ist ein Wort, das in Hans Michelbachs Sprachgebrauch nicht vorkommt. Da ist es nur folgerichtig, dass sich sein "Baby", die Gemündener Scherenburgfestspiele, die er im Jahr 1989 als Bürgermeister wieder hat aufleben lassen und seit 1999 als Vorstandsvorsitzender des neu gegründeten Festspielvereins auf eigene Beine gestellt hat, im steten Wandel befinden.
Dass er zusammen mit der Geschäftsführerin der Festspiele Isabell Lütztler und der Tourismusbeauftragten und Gemündener Kulturamtsleiterin Jasna Blaic für 2025 nun ein Werbekonzept auf den Weg gebracht hat, das die Festspiele noch enger mit der städtischen Touristinfo verzahnen soll, ist daher keine direkte Reaktion auf den diesjährigen Besucherrückgang bei den Festspielen um knapp 3500 Personen.

Wie Jasna Blaic im Gespräch mit der Redaktion betont, handelt es sich dabei vielmehr um eine logische Erweiterung der bereits sehr engen Kooperation der beiden Partner: "Beide Seiten wissen, dass touristische Werbung wichtig für die Festspiele ist und auch der Tourismus stark von den Festspielen profitiert."
Scherenburgfestspielpauschale soll überregionale Gäste anlocken
Das Konzept sieht vor, dass lokale Übernachtungsbetriebe als Partner der Scherenburgfestspiele kooperieren können. Über die Touristinfo läuft dann die Vermarktung von Pauschalpaketen, die beispielsweise eine Übernachtung im Doppelzimmer mit Frühstück, Begrüßungssekt, "Festspielmenü" mit drei Gängen, Eintrittskarten fürs Abendstück und eine historische Stadtführung umfassen könnten.
"Eine vergünstigte Festspielpauschale, von der alle Beteiligten profitieren: die Gäste, die Übernachtungsbetriebe, die Stadt und die Scherenburgfestspiele", resümiert Blaic. Der Plan dafür bestehe bereits, in den Wintermonaten wolle man nun Kontakt zu den örtlichen Hotels und Gaststätten aufnehmen. Im Gespräch sei in diesem Zusammenhang auch die Einführung einer Plakette, mit der sich die kooperierenden Übernachtungsbetriebe schwarz auf weiß als "Partner der Scherenburgfestspiele" erkennbar machen können.
Verbilligte Eintrittspreise sollen Jugendliche für das Theater gewinnen
Während man auf diese Weise mehr überregionalen Besucherinnen und Besucher gewinnen möchte, die heuer 15 Prozent des Gesamtpublikums, also etwa 3300 Personen, ausgemacht haben, zielt eine weitere Neuerung auf die Erschließung einer bislang ebenfalls eher unterrepräsentierten Zielgruppe: Jugendliche. Dafür ist laut Michelbach 2025 erstmals eine umfangreiche Kooperation mit den weiterführenden Schulen in der Region vorgesehen. "Wir wollen die Jugend für Kultur und Theater begeistern. Dafür müssen sie aber erst einmal damit in Berührung kommen und das versuchen wir, indem wir den Jugendlichen 2025 verbilligte Eintrittspreise anbieten", erklärt Michelbach.

Für ältere und gehbehinderte Gäste möchte man im kommenden Jahr zudem wieder einen umfangreicheren Shuttleservice anbieten. 2024 war der Transport hinauf auf die Scherenburg aufgrund geringer Auslastung und einem daraus resultierenden Verlust von 7000 Euro im Vorjahr nicht mehr bei jedem Stück angeboten worden. Die Nachfrage in diesem Jahr ist laut Isabell Lütztler jedoch sehr hoch gewesen, weshalb man 2025 wieder mit einem größeren Angebot plant, um älteren Festspielfans den Besuch zu erleichtern.
Einen Ausblick darauf, was die Besucherinnen und Besucher der 35. Scherenburgfestspiele ab dem 5. Juli 2025 erwartet, gibt es am Montag, 28. Oktober, ab 18 Uhr in der Scherenberghalle. Dort wird der künstlerische Leiter Dirk Waanders mit Mitgliedern des Ensembles die neuen Theaterstücke "In 80 Tagen um die Welt", "Der Tag, an dem der Papst gekidnappt wurde" und "Aladin und die Wunderlampe" vorstellen.