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Main-Spessart: Nachfrage höher als Angebot: Brennholz in Main-Spessart heiß begehrt

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Nachfrage höher als Angebot: Brennholz in Main-Spessart heiß begehrt

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    Julian Reith vom Forstunternehmen Reith in Heugrumbach mit Brennholz.
    Julian Reith vom Forstunternehmen Reith in Heugrumbach mit Brennholz. Foto: Björn Kohlhepp

    Viele Leute stellen sich aus Angst vor horrenden Gasrechnungen oder gar eiskalten Wohnungen im Winter gerade einen Holzofen daheim hin oder wollen den schon vorhandenen verstärkt zum Heizen verwenden. Diesen Trend bekommen auch die Brennholzhändler in Main-Spessart zu spüren – und alle, die sich noch nicht mit Brennholz eingedeckt haben. Hinzu kommt, dass einige Holzhändler aus Alters- oder gesundheitlichen Gründen kürzlich aufgehört haben.

    Ein Holzunternehmer, der schon seit Jahren nicht mehr mit Holz handelt und namentlich nicht genannt werden möchte, erzählt, dass er gerade dennoch richtig viele Anfragen bekomme. Er habe ein paar Bekannte, die "nicht gerade im kleinen Stil" mit Holz handelten – "alle leer". "Ich kenne keinen mehr, der noch liefern kann."

    Brennholz ist bei vielen Händlern nicht mehr lieferbar

    Beim Holzhandel Holzemer in Langenprozelten hören Anrufer momentan folgende Bandansage: "Aufgrund der hohen Nachfrage können wir leider aktuell keine neuen Kunden mehr annehmen." Auf der Seite von MS Umweltservice in Lohr heißt es zu Brennholz: "derzeit nicht lieferbar". Andere können liefern, aber erst im Spätherbst oder Frühjahr wieder.

    "Aufgrund der hohen Nachfrage können wir leider aktuell keine neuen Kunden mehr annehmen."

    Bandansage beim Holzhandel Holzemer in Langenprozelten

    Das Forstunternehmen Reith in Heugrumbach zählt zu den großen Anbietern von Brennholz in der Gegend. Aus dem Büro heißt es: "Wir sind nur noch damit beschäftigt, ans Telefon zu gehen." Juniorchef Julian Reith sagt: "Wir haben noch Holz, aber längere Lieferzeiten." Derzeit würden nur Bestellungen von Bestandskunden angenommen. Neukunden sollen sich im September wieder melden.

    Man habe bei einem anderen Holzhändler schon anrufen und sagen müssen, dass sie bei Anfragen nicht mehr auf sie verweisen sollen. Aufgrund der hohen Nachfrage ist der Online-Shop von Reith, über den sonst gut die Hälfte der Bestellungen laufe, derzeit abgeschaltet. Reith sagt, dass schriftlich derzeit kein Brennholz bestellt werden könne, was auch mit ungehaltenen Reaktionen von potenziellen Neukunden zu tun habe.

    Im August wird normalerweise am nächsten Tag geliefert

    Wenn in normalen Jahren im August bestellt wird, werde am nächsten Tag geliefert. Jetzt könne bei Bestellungen erst im Oktober/November geliefert werden. "So wie's aus der Trocknung rauskommt, wird's aktuell direkt ausgeliefert." Vorräte würden keine gebildet. Reiths Unternehmen habe zwei Engpässe: die Trockenkammer und vor allem die Auslieferung, die mit einem Fahrzeug geschehe, das gerade im Dauereinsatz ist.

    Zwischendurch gab es deshalb auch schon einmal einen Bestellstopp, "weil wir einfach wieder Land sehen wollten". Die Preise seien aktuell gestiegen, aber Reith gebe nur Preissteigerungen bei Rundholz, Diesel und Strom weiter. Die Frage sei, wie viel Holz das Unternehmen in den nächsten Monaten von den umliegenden Forsten bekomme und zu welchem Preis. Er glaubt, dass private Holzwerber verstärkt in den Wald gingen, was für Brennholzhändler Konkurrenz bedeuten würde.

    Die Trockenkammer des Forstunternehmens Reith ist derzeit im Dauerbetrieb.
    Die Trockenkammer des Forstunternehmens Reith ist derzeit im Dauerbetrieb. Foto: Björn Kohlhepp

    Bedient wird nur noch Stammkundschaft

    "Wir bedienen unsere Stammkundschaft, aber neue Kunden nehmen wir keine mehr an", sagt Marcel Wohlfahrt aus Halsbach, der gemeinsam mit seinem Vater nebenberuflich mit Brennholz handelt. Er berichtet von täglich "unzähligen Anfragen per Telefon oder Mail", hauptsächlich aus dem Raum Lohr/Karlstadt, aber auch aus der Aschaffenburger und Würzburger Gegend.

    Viel mehr Holz machen gehe für die Wohlfahrts nebenher nicht, jetzt im Sommer ohnehin nicht. "Wir sind mit der Menge an der Grenze." Der Preis sei zuletzt deutlich gestiegen und liege jetzt bei 100 Euro pro Ster. Für die Stammkundschaft immerhin haben die Wohlfahrts noch Holz.

    "So wie's aus der Trocknung rauskommt, wird's aktuell direkt ausgeliefert."

    Julian Reith vom Forstunternehmen Reith in Heugrumbach

    "Ich bin ausverkauft, aber die Nachfrage ist riesengroß", sagt Marco Kühn aus Frammersbach. Kühn ist Schlosser und betreibt den Holzhandel ebenfalls nur im Nebenberuf. "Es hat angefangen, als der Krieg losging", berichtet er. Normalerweise sei von Mitte März bis Juli "eine ruhige Zeit", was Bestellungen anbelange, aber dieses Jahr hatte er schon Ende April so viele Vorbestellungen, dass es für das ganze Jahr reicht. Er bekomme sogar Anrufe aus dem Raum Offenbach, Bad Homburg und Frankfurt. "In der Woche muss ich 50 bis 100 Ster absagen."

    Der Preis wird sich voraussichtlich verdoppeln

    Normalerweise kommen seine Kunden überwiegend sogar aus Frammersbach selber. Für gewöhnlich sei es beim Forst kein Problem, an Stammholz zu kommen, aber für den Herbst und Winter habe er diesmal auch Absagen bekommen oder gesagt bekommen, dass er als Stammkunde was kriege – nur wisse er nicht, wie viel. Deswegen geht er davon aus, dass sich der Preis verdoppeln werde.

    Pascal Hoh aus Unterwittbach handelt seit sechs Jahren mit Brennholz. Die Nachfrage sei derzeit "unendlich" – "am Tag kommen 60 bis 70 Anrufe und 30 bis 50 Mails". Die Leute würden Holz teilweise hamstern wie Klopapier, sagt er. Manche hätten jetzt schon Brennholz daheim sitzen, der Ofen dazu werde aber erst noch geliefert. Durch zwei Trocknungsanlagen könne Hoh im Grunde dauerhaft Brennholz liefern, aber bis Ende des Jahres sei er ausgebucht.

    "Ich bin ausverkauft, aber die Nachfrage ist riesengroß."

    Marco Kühn aus Frammersbach

    Jetzt werden größere Mengen Brennholz angefragt als in den Vorjahren

    Richtig groß eingestiegen sei er vor zwei Jahren, jetzt habe er Kunden bis nach Aschaffenburg und Würzburg und liefere sechs- bis siebentausend Schüttraummeter im Jahr. Auch er betreibt das Geschäft nur im Nebenerwerb, hat aber einen Festangestellten und sieben Angestellte auf 450-Euro-Basis. In den Jahren zuvor gab es viele junge Pärchen als Kunden, die einen Holzofen haben, der ab und zu mal angeschürt werde. Jetzt aber würden ganz andere Mengen angefragt. Für einen Schüttraummeter Buchenholz verlangt er 100 bis 105 Euro, er habe aber schon mitbekommen, dass manche im Internet ein Mehrfaches davon verlangen. "Das ist wirklich nur mit der Angst der Leute gespielt", findet er.

    Hoh bezieht sein Holz aus dem Rothenbucher Forst, aus dem Main-Tauber-Kreis und aus Werneck. Es müsse niemand Angst haben, dass es kommendes Jahr kein Holz mehr gebe, der geplante Einschlag in den Forstbetrieben sei so hoch wie dieses Jahr auch, sagt er. Fichte sei durch borkenkäfergeschädigte Bäume kurzfristiger lieferbar, weil das Holz schon trocken im Wald stehe, aber der Unterwittbacher bedauert, dass viele sich einbildeten, Hartholz sei das einzig Wahre.

    Kollege Julian Reith geht davon aus, dass die Leute im Winter gezwungenermaßen auf das hierzulande ungeliebte Holz von Fichten und Kiefern zurückgreifen werden, weil das Hartholz dann wohl ausverkauft sein wird. Woanders heize man traditionell schon immer mit Fichte.

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