Direkt vor Beginn der Karwoche hatte das Team von "Gottesdienst mal anders" zu einer außergewöhnlichen Begegnung mit Judas Iskarioth in die Pfarrkirche von Zellingen geladen.
Frank Greubel, mehrmaliger Judas-Darsteller bei den Passionsspielen in Sömmersdorf, schlüpfte wieder in seine Rolle und lieh in seinem szenischen Monolog dem glühenden Anhänger Jesu seine Stimme.
Für Greubel ist der Apostel eine der tragischsten Figuren der Weltgeschichte. Zum Verräter abgestempelt, ist sein Name bis heute Sinnbild für alles Schlechte im Menschen. Lange Zeit hat sich der Darsteller mit möglichen Beweggründen und Motiven von Judas für dessen Entscheidung auseinandergesetzt. Die zahlreichen Besucherinnen und Besucher ließ er an seinen Gedanken, Gefühlen und dem Schicksal "seines" Judas teilhaben: Was genau soll Judas denn verraten haben? Jesus war doch allen bekannt.
War es überhaupt ein Verrat oder war es womöglich die Absicht Jesu, verraten zu werden? Oder gab es vielleicht sogar eine Absprache zwischen Jesus und Judas? Kann man Judas dann überhaupt schuldig sprechen? Ohne Judas hätte die Geschichte von Jesus nämlich nicht funktioniert.
Persönlich sprach er die KirchenbesucherInnen an: Wie geht man eigentlich damit um, wenn man tatsächlich einen Verrat begangen hat? Sind wir nicht alle ein bisschen "Verräter"?
Diese Fragen werden sicherlich die ZuschauerInnen, die sich mit einem langen Applaus bei Frank Greubel bedankten, noch länger beschäftigen.
Der Darsteller verzichtete auf eine Gage, bat jedoch um eine Spende für den Sozialfond der Dormitio Abtei in Jerusalem. Die von deutschen Benediktinern geleitete Abtei befindet sich derzeit aufgrund des Krieges in einer schwierigen finanziellen Lage.
Von: Elisabeth Stölting (ehrenamtliche Mitarbeiterin in der Pfarrei, St. Georg Zellingen)