Seit geraumer Zeit ist in Karlstadt die Gerüchteküche am Brodeln: Das Weinlokal "Zur Hecke" würde schließen, es gebe keinen Nachfolger für das Betreiber-Ehepaar Diel. "Alles Quatsch", sagt Manfred Keller (48), der jetzt mit Geschäftspartner Enrico Münch (22) die Wirtschaft in der Hauptstraße 10-12, direkt gegenüber des Museums, übernimmt. Aus gesundheitlichen Gründen geben die Diels ihr im April 2024 eröffnetes Lokal in neue Hände. Am 2. April wird die Neueröffnung gefeiert, im März bleiben die Türen wegen kleinerer Umbauten für Gäste geschlossen.
Die neuen Betreiber haben Erfahrung in der Gastronomie
Keller ist kein unbekanntes Gesicht in der Karlstadter Gastro-Szene. Er hat in den vergangenen sieben Jahren das Kiosk im Freibad betrieben. "Ich habe bereits zwölf Jahre lang in der Gastronomie gearbeitet. Herr Münch war die letzten fünf Jahre bei mir im Freibad beschäftigt." Eigentlich sei das nur als Minijob während der Semesterferien im Sommer geplant gewesen, sagt der 22-Jährige. Er habe dabei jedoch seine Liebe zur Gastronomie entdeckt.
Das Studium sei nichts für ihn gewesen, "deshalb kam jetzt die Idee, dass wir das zusammen machen wollen". Eine gastronomische Ausbildung haben beide nicht, sie würden voneinander und den jeweiligen Erfahrungen und Stärken lernen. "Wir harmonisieren und ergänzen uns sehr gut", sagt Keller. "Probleme können wir in Ruhe besprechen, da wird nicht herumgeschrien – so gehen wir auch mit unserem Personal um."

Keller hatte von einem Lieferanten erfahren, dass für die Hecke neue Betreiber gesucht werden. "Wir waren dann beide hier zum Essen und haben eigentlich sofort beschlossen: Das machen wir." Daraufhin sei er hergekommen und habe mit den Diels gesprochen. "Ich kenne die Familie schon seit ich klein bin." Nach einem Gespräch über die Pläne sei die Entscheidung im Herbst per Handschlag ziemlich schnell gefallen.
Das Konzept der Heckenwirtschaft soll beibehalten werden
"Wir sind seit zwei Monaten schon hier angestellt, um alles kennenzulernen. Wir wollen alles so weiterführen wie es ist und nichts großartig verändern", so Keller. "Es wird super angenommen und es war Herr Diels Wunsch, dass wir nicht Pizza oder Burger verkaufen. Das passt auch gar nicht hier rein." Auch die Angestellten sollen weitestgehend übernommen werden. 15 Leute arbeiten dann in der "Hecke". Das Arbeitsklima sei sehr positiv.

Das Lokal werde "sehr gut" angenommen, die neuen Betreiber bitten um frühzeitige Reservierung. Die gewonnene Stammkundschaft wollen sie pflegen. Die Speisekarte wird ebenfalls übernommen. Keller drückt es lachend so aus: "Neuer Stall, alter Geruch." Das Lieblingsessen der beiden? "Die Braten und das Schaschlik." Enrico Münch kümmert sich künftig um Service, Theke und Kassensystem; Manfred Keller ist mit einem Kollegen für die Küche zuständig. "Ich habe mir bei meinem Vorgänger im Schwimmbad, der Koch war, drei Jahre lang alles abgeschaut", sagt er.

Ein paar Veränderungen soll es trotzdem geben: Die beiden haben nicht nur das Restaurant gekauft, sondern ab April auch die Räumlichkeiten darüber angemietet, in dem früher der Stofftreff war. Das soll die Arbeit der Servicekräfte erleichtern, "damit sie nicht die ganze Zeit die Getränke von unten nach oben schleppen müssen", so Keller. Nur eine Zapfanlage reinzustellen, mache aber wenig Sinn. Deshalb sollen dort künftig auch Eis und Kuchen angeboten werden. "Wir wollen damit die Laufkundschaft ansprechen", ergänzt Münch.
Derzeit sei noch viel zu regeln, sagt Keller. Der Übergang soll nahtlos funktionieren. Keller: "Der Kopf ist bis oben hin voll. Aber wenn man nicht nervös ist, will man es nicht richtig machen." Münch ergänzt: "Das soll etwas Dauerhaftes werden. Wir wollen das nicht nur für zwei oder drei Jahre machen."