Julia Pfisters Lieblingsraum ist ein Zimmer im ersten Stock eines der fünf Gebäude der Klosterhöfe in Himmelstadt. Weiße und rote Blumen auf blauem Hintergrund schmücken die Wände des Zimmers, der Blick aus einem großen Doppelfenster ist auf den Main ausgerichtet. "Wir haben die Überlegung, dass das ein Trauzimmer wird", sagt sie. Die 34-Jährige ist Teil einer Projektgruppe, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die denkmalgeschützten Gebäude der ehemaligen Vogtei des Klosters Himmelspforten zu sanieren und zu einem generationenübergreifenden Treffpunkt zu machen. Ein erstes Nutzungskonzept will die Gruppe am Tag des Offenen Denkmals, der am 10. September stattfindet, erstmalig der Öffentlichkeit vorstellen.

Die Projektgruppe hat sich vor einem Jahr gegründet und bildet die Gemeinde Himmelstadt sehr gut ab, wie Pfister findet. Insgesamt seien es 16 Personen, jüngere und ältere Leute, Berufstätige, Gewerbetreibende und Hausfrauen. Neuzugänge seien in der Projektgruppe aber weiterhin möglich und erwünscht. Alle würden ihre Interessen und Erfahrungen mit einfließen lassen. "Das tut der Sache natürlich gut, weil jeder eine andere Blickrichtung hat", sagt Pfister. Sie selbst ist Verwaltungsbeamtin im Immobilienmanagement und an der Entwicklung des Würzburger Stadtteils Hubland beteiligt. Nun engagiert sie sich als Schriftführerin in der Projektgruppe, um diesem prägenden Gebäudekomplex in ihrem Heimatort wieder eine neue Bedeutung zu geben.

Noch sehen die Gebäude sehr verlassen aus: Auf etwa 1500 Quadratmetern Fläche stehen zwei Scheunen und drei Häuser in unmittelbarer Nähe zur Kirche, direkt am Main und am Radweg, mit Blick auf die Weinberge. Ein begehrenswerter Standort. "Es wäre schade, wenn das nicht irgendwie zu nutzen wäre", sagt Pfister. Doch die Fenster sind eingeschlagen, die Decken so brüchig, dass ein Begehen der oberen Stockwerke kaum möglich ist.
Ein Gucklochkino für den Blick ins Innere
Deshalb wird es am Tag des Offenen Denkmals auch keine Führungen im Inneren geben, sondern einen kleinen Markt mit regionalen Erzeugnissen, einem Kinderprogramm und Fachvorträgen zur Historie der Gebäude. Ein Gucklochkino mit Bildern von früher und aus der möglichen Zukunft soll den Blick ins Innere der Gebäude möglich machen. Den Mittelpunkt soll aber die Arbeit der Projektgruppe bilden, die das Nutzungskonzept den ganzen Tag über Interessierten vorstellt.

Wenn Pfister über die Gebäude spricht, wird klar, dass sie hier schon etwas ganz anderes als ein verfallenes Klosterareal sieht. Barrierefreie Wohnungen, Zimmer für Touristen und eine Markthalle für einen Bauern- oder Kunsthandwerkermarkt zählt sie auf. Auch ein Café sei geplant, im ehemaligen Gebäude der Bäckerei Dernbach. "Da ist noch ein wunderschöner, alter Backofen drinnen. Wenn man den sieht, dann hat man allein schon das Gefühl dafür, dass eigentlich ein Café da rein muss, oder irgendwas mit Gastronomie – ein Bistro, eine Weinbar, mit Blick auf den Main."

Vielleicht finde sich am Tag des Offenen Denkmals schon ein möglicher Betreiber oder eine mögliche Betreiberin, so ihre Hoffnung. Pfister spricht mit so viel Enthusiasmus in der Stimme und erklärt die Visionen der Projektgruppe so detailliert, als möchte sie mit dem bloßen Aussprechen die Pläne der Gruppe in Erfüllung gehen lassen.
Ein Treffpunkt, der das Dorf zusammenschweißt
Die Gebäude ausschließlich für neuen Wohnraum zu nutzen, sei keine Überlegung: "Das ist nicht das, was ein Dorf zusammenschweißt", sagt die 34-Jährige. Etwas Nachhaltiges, Regionales soll entstehen, für eine große Zielgruppe – mit privaten Bereichen, aber eben auch mit Zugang für die Dorfgemeinschaft und die Öffentlichkeit. Die Gruppe schaute sich dafür bereits in Binsfeld im Mehrgenerationenhaus um, sprach am Hubland mit Gründern und Gründerinnen über ihre Bedürfnisse und holte sich im Bürgerhaus bei Knetzgau Ideen.

In den vergangenen Monaten arbeitete die Projektgruppe so Stück für Stück ein Konzept aus. "Wir haben in den Treffen die Punkte festgelegt, die uns allen wichtig waren, wo die größte Schnittmenge war. Das heißt aber nicht, dass genau so die Planung auch umgesetzt wird", schränkt Pfister ein. Darüber müsse der Gemeinderat erst noch abstimmen. Das Nutzungskonzept sieht der dritte Bürgermeister Himmelstadts, Andreas Scheb, allerdings als etwa Offizielleres an als nur einen Vorschlag für den Gemeinderat.
Hoffnung auf Fördertöpfe aus dem Denkmalamt
Das Denkmalamt habe das Konzept gefordert, um anschließend weitere Schritte zu gehen. Die Idee, es mithilfe einer Projektgruppe zu entwickeln, sei vom Gemeinderat gekommen. Scheb hofft, dass die Menschen in Himmelstadt sich so mit dem Projekt stärker identifizieren und ihre Wünsche äußern können. "Es sind ja oft nur Wünsche – man weiß nicht, ob es möglich ist und ob es das Gebäude überhaupt hergibt. Das müssen wir dann schauen." Die Gemeinde wolle mit dem Projekt auch als Vorbild vorausgehen und den Leerstand im Ort anpacken.

"Man weiß jetzt schon: Es sind auf jeden Fall ein paar Millionen", sagt Pfister über die Finanzierung des Projekts. Die Kosten für die Voruntersuchungen in den vergangenen Jahren habe die Gemeinde als Eigentümerin übernommen. Durch den Denkmalschutz hofft Pfister auf Förderung, vielleicht sogar in Höhe von 80 Prozent der Gesamtinvestitionen.
Ein fester Zeitstrahl lasse sich noch nicht angeben: Zwei bis drei Jahre für Absprachen mit Ämtern und für das Abklären der rechtlichen Rahmenbedingungen kalkuliert Pfister auf jeden Fall. "Aus der gemeindlichen Sicht wäre es natürlich schön, wenn es immer weitergeht", sagt Scheb. Denn die Gemeinde komme derzeit immer wieder für Schäden auf: Löcher im Dach etwa, durch die Wasser eindringt. "Da brauchen wir uns nichts vormachen: Bei allem Optimismus – den wir alle haben – werden wir vielleicht in drei Jahren einen Tag des Offenen Denkmals machen, an dem wir wirklich etwas präsentieren können, mit Hand und Fuß", blickt Pfister in die Zukunft.