Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Main-Spessart
Icon Pfeil nach unten

Main-Spessart: Neue Stromtrasse könnte durch Main-Spessart führen

Main-Spessart

Neue Stromtrasse könnte durch Main-Spessart führen

    • |
    • |
    Neue Stromtrasse könnte durch Main-Spessart führen
    Neue Stromtrasse könnte durch Main-Spessart führen

    In Schweinfurt wurde am Dienstag gegen eine geplante neue Stromtrasse demonstriert, von einem "eisernen Vorhang" war die Rede, im Landkreis Bad Kissingen gab es schon im Herbst eine Unterschriftenaktion gegen sie. Diesmal geht es mitnichten um SuedLink, sondern um P43, eine 380-Kilovolt-Wechselstromleitung, die, so wurde jetzt bekannt, nach einer Ausweitung des Untersuchungskorridors auch durch Main-Spessart verlaufen könnte.

    Am Mittwoch trafen sich Vertreter des Übertragungsnetzbetreibers Tennet in Karlstadt mit Bürgermeistern, Verbänden und Bürgerinitiativen, um über den Untersuchungsraum für die geplante Stromleitung zu informieren. Der wurde jetzt ausgedehnt auf die ICE-Trasse von Würzburg nach Fulda und die Gashochdruckloopleitung von Rimpar nach Sannerz (Main-Kinzig-Kreis) und reicht somit jetzt im Westen bis nach Gemünden und in den Sinngrund zur ICE-Trasse Fulda–Würzburg und bis hinunter in den Raum Karlstadt und Arnstein zur bestehenden 380-kV-Leitung von Bergrheinfeld nach Aschaffenburg.

    Die 130 Kilometer lange Trasse, die schon länger im Netzausbauplan ist, soll das Umspannwerk im hessischen Mecklar (Lkr. Hersfeld-Rothenburg) über Dipperz (bei Fulda) mit dem Umspannwerk Bergrheinfeld-West (Lkr. Schweinfurt) verbinden. Von Dipperz verläuft die Luftlinie nach Bergrheinfeld praktisch entlang der A7. Als Alternativen zu einer Trasse entlang der A7 werden jedoch auch die ICE-Trasse durch den Sinngrund, die unterirdisch verlaufende Gasleitung bei Karsbach, Gräfendorf und Arnstein und die bestehende Stromleitung Bergrheinfeld–Aschaffenburg geprüft. Bündelungseffekte nennt man das – soll heißen: Wo schon etwas ist, könnte noch etwas hinkommen, damit keine unberührte Natur zerstört werden muss. Im Fall des Falles würde dann neben die bestehende 380-kV-Leitung, die an der Schleuse Harrbach über den Main führt, parallel eine zweite Leitung kommen. Alles über eine Leitung laufen zu lassen, wäre zu viel, so Tennet-Presseprecher Markus Lieberknecht auf Anfrage.

    P43 soll das Wechselstromnetz entlasten

    Die neu geplante Fulda-Main-Leitung P43 soll, so Lieberknecht, "die angespannte Situation im Wechselstromnetz in der Mitte Deutschlands entlasten" werde. Neben den großen Gleichstromverbindungen wie SuedLink gelte es vor allem auch, das bestehende Wechselstromnetz an die Energiewende anzupassen, also etwa an das abgeschaltete Kernkraftwerk Grafenrheinfeld. Die vorhandene Leitung zwischen Mecklar, Dipperz und Großkrotzenburg bei Aschaffenburg gehöre zu einer der mittlerweile höchst ausgelasteten Leitungen Deutschlands.

    So muss man sich die Masten der neuen Leitung P43 vorstellen, hier ein Mast der 380-kV-Leitung von Bergrheinfeld nach Aschaffenburg (Archivbild).
    So muss man sich die Masten der neuen Leitung P43 vorstellen, hier ein Mast der 380-kV-Leitung von Bergrheinfeld nach Aschaffenburg (Archivbild). Foto: Anand Anders

    Aktuell befinde sich außerdem die Leitung vom südniedersächsischen Umspannwerk Wahle nach Mecklar im Bau. Wenn diese in einigen Jahren fertiggestellt sein wird, kommen in Mecklar drei Leitungen an, und der Engpass Richtung Süden verschärfe sich.  P43 soll die Transportkapazitäten vom Norden in den Süden, also vor allem auch für Windstrom aus Norddeutschland Richtung Hessen, Bayern und Baden-Württemberg, erhöhen.

    Am ehesten könnte Arnstein betroffen sein

    Arnsteins Bürgermeister Franz-Josef Sauer, der am Mittwoch bei der Infoveranstaltung dabei war, ist nicht überrascht, dass es Main-Spessart auch treffen könnte. Und: "Wenn es überhaupt eine Gemeinde in Main-Spessart betreffen könnte, dann am ehesten Arnstein", glaubt er, egal bei welcher Trassenführung – vor allem in der Gemarkung Schwebenried und Altbessingen. Er werde die Interessen der Gemeinde vertreten, damit die Landschaft nicht beeinträchtigt und Siedlungsgebiete geschont werden.

    Sauer hätte sich aber mehr Konverter-Stationen entlang des SuedLink gewünscht, die aus dem Gleichstrom Wechselstrom machen und in Quertrassen zu den Menschen bringe. Außerdem hätte er sich von der Bundesnetzagentur Ideen für eine regionale Energieerzeugung und insgesamt ein moderneres und zukunftsfähiges Netz gewünscht, im Idealfall transeuropäische Stromleitungen, die von Osten nach Westen dem Lauf der Sonne folgen und Solarstrom verteilen.

    Burgsinns Bürgermeister Herold und Karsbachs Bürgermeister Göbel zuversichtlich

    Es sei eher unwahrscheinlich, dass die neue Stromleitung tatsächlich durch den Sinngrund führen wird, glaubt Burgsinns Bürgermeister Robert Herold. Der Sinngrund mit der ICE-Trasse liege doch etwas weit ab vom Schuss, also von der Ideallinie, außerdem müsse ein Abstand von 400 Metern zur Bebauung eingehalten werden und drumherum liege viel Wald, was die Sache erschwere. Auch Karsbachs Bürgermeister Martin Göbel sagt: "Vom Grundsatz her sind wir weit weg von der Luftlinie." Allerdings, so hieß es bei der Diskussion um SuedLink, bei dem auch ein Verlauf entlang der Gasleitung angedacht war, müsste bei einer 380-Kilovolt-Freileitung 150 Meter Abstand zur Gasleitung eingehalten werden.

    Von der Größe her wird P43 mit der bestehenden 380-kV-Leitung zwischen Bergrheinfeld und Aschaffenburg vergleichbar sein. Sie wird auf 65 Meter hohen, mächtigen Masten ruhen, die 350 bis 400 Meter voneinander entfernt stehen. Da es sich bei der transportierten Energie um Wechselstrom handelt, kann die Leitung nicht auf größeren Strecken unter die Erde, so Tennet.

    Tennet plant, im Herbst mit Infoveranstaltungen die breite Öffentlichkeit im ganzen Untersuchungsraum und dementsprechend auch im Landkreis Main Spessart zu informieren.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden