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Karlstadt: Neues Heizungsgesetz: Wie weit ist die Stadt Karlstadt bei der kommunalen Wärmeplanung?

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Neues Heizungsgesetz: Wie weit ist die Stadt Karlstadt bei der kommunalen Wärmeplanung?

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    Könnte man mit der Abwärme des Zementwerks Schenk ein Nahwärmenetz aufbauen? Das Unternehmen macht wenig Hoffung.
    Könnte man mit der Abwärme des Zementwerks Schenk ein Nahwärmenetz aufbauen? Das Unternehmen macht wenig Hoffung. Foto: Stefanie Koßner

    Ist die Zeit reif für ein Nahwärmenetz in der Karlstadter Altstadt? Als 1992 die Karlstadter Hauptstraße aufgegraben und der Kanal erneuert wurde, fragte die Main-Post nach, ob Karlstadt dem Beispiel Ochsenfurts folgen könnte. Dort war gerade ein Nahwärmenetz aufgebaut worden, um mit der Abwärme der Zuckerfabrik 250 Gebäude in der Altstadt zu heizen. Wäre das auch mit Abwärme des Zementwerks Schwenk denkbar? Damals wurde darauf verwiesen, dass der Drehofen üblicherweise im Januar, also dem kältesten Monat, wegen Revision stillsteht. Außerdem sei ein solches Netz nicht rentabel.

    Inzwischen haben sich beim Thema Heizen die Zeiten geändert. Bis 30. Juni 2028 sollen Kommunen mit weniger als 100.000 Einwohnern Pläne für eine kommunale Wärmeplanung erstellen. Diese soll eine wichtige Orientierung für Bürgerinnen und Bürger sein, weil sie so erfahren, ob ihr Haus bald an ein Fern- oder Nahwärmenetz angeschlossen wird – oder sie ihre Heizung absehbar auf beispielsweise eine Wärmepumpe umrüsten müssten.

    Wie weit ist die Stadt Karlstadt bei der Erstellung eines kommunalen Wärmeplans? Und was sagen die Verantwortlichen zum vorgegebenen Zeitplan? Die Einschätzung von Uli Heck, geschäftsführender Beamter der Stadt, ist eindeutig: "Da hat die Große Politik eine notwendige Entscheidung zu Lasten der Kommunen diesen aufgebürdet", teilt er auf Nachfrage mit.

    Neues Klimaschutzkonzept soll Wärmekataster enthalten

    Die Stadtverwaltung habe unabhängig von der Entscheidung aus Berlin Ende April die Erstellung eines Klimaschutzkonzeptes in Auftrag gegeben, teilt Heck weiter mit. Ein Teil des Konzeptes beinhalte ein "Wärmekataster".

    Darin werden Wärmequellen und Wärmesenken verzeichnet, also die Erzeugung beziehungsweise der Bedarf von Wärme verortet. Mittler zwischen Wärmequellen und Wärmesenken sind Wärmenetze und -speicher. Da Wärme nicht effizient über große Distanzen transportiert werden kann, sind Wärmekataster ein wichtiges Instrument bei der räumlichen Planung der Wärmeversorgung.

    Bezüglich der kommunalen Wärmeplanung sei die Verwaltung aktuell in Gesprächen mit dem beauftragten Fachbüro sowie der Regierung von Unterfranken. Heck: "Eine kommunale Wärmeplanung geht über ein Wärmekataster hinaus" – daher die Gespräche mit Fördergebern und Fachleuten. Ob ein Wärmenetz für die Kernstadt infrage kommt, werde das Ergebnis der Planung zeigen.

    Schwenk: "Es steht keine weitere Abwärme zur Verfügung"

    Könnte Karlstadt von der Abwärme des Zementwerks profitieren? Heck: "Die Firma Schwenk ist ein Wirtschaftsbetrieb und könnte beispielsweise eine technische Wärmerückgewinnung für Stromerzeugung umsetzen. Dies würde die Möglichkeiten für die Stadt selber einschränken." Denkbar sei vieles, es müsse aber ordentlich erfasst, ausgewertet sowie die verschiedenen Möglichkeiten definiert werden. 

    Auch Schwenk macht auf Nachfrage dieser Redaktion wenig Hoffnung: "Der nachhaltige und energieeffiziente Betrieb unserer Werke hat für uns höchste Priorität. Seit jeher nutzen wir in unseren Werken möglichst viel der beim Brennprozess freigesetzten Abwärme, um feuchte Rohstoffe, wie beispielsweise Tone, Mergel oder Kalkstein, sowie Brennstoffe, wie beispielsweise Klärschlamm, zu trocknen."

    Die übrige ungenutzte Abwärme diene am Standort Karlstadt seit vielen Jahren zur Beheizung des örtlichen Schwimmbades. "Darüber hinaus steht keine weitere Abwärme zur Verfügung, insbesondere in den Wintermonaten ist die Drehofenanlage einzelne Wochen aus Reparaturgründen nicht in Betrieb."

    Jetzt schon Leerrohre für später verlegen?

    Könnte man beim Glasfaserausbau trotzdem Leerrohre verlegen? Uli Heck klingt eher zurückhaltend: Der Ausbau laufe als Eigenausbau der Telekom, die Stadt sei nicht Träger der Maßnahme. "Ob in diesem Zusammenhang eine Verlegung von Leerrohren fachlich Sinn machen würde und überhaupt möglich wäre, wird Ihnen unter Umständen die Energieversorgung beantworten können."

    Dort antwortet Wenzel Nied als Vertreter des Nachhaltigkeitsmanagements ähnlich unbestimmt: "Das Verlegen eines Wärmenetzes ist technisch deutlich komplexer als das Verlegen von Glasfaserkabeln und erfordert separate Planung und Ressourcen. Der Gedanke mag naheliegen, dies gemeinsam umzusetzen, fordert allerdings gänzlich andere Anforderungen aller beteiligten Parteien und der örtlichen Begebenheiten."

    Es gibt auch Stimmen, die vermuten, für die Energieversorgung wäre ein Nahwärmenetz eine ernste Konkurrenz zu ihrer Gasversorgung. Dazu teilt Nied mit: "Die Konkurrenz zum eigenen Gasnetz ist für uns nicht ausschlaggebend." Könnte die Energieversorgung ein solches Nahwärmenetz aber nicht auch selbst betreiben? Dazu gibt sie folgende Anwort: Die Energieversorgung "prüft sorgfältig ihre Rolle als potenzieller Betreiber und ist offen für Zusammenarbeiten mit anderen Akteuren, um eine nachhaltige und effiziente Wärmeversorgung für Karlstadt zu gewährleisten".

    Wasserstoff ist nicht unbedingt für Hausheizung geeignet

    Auf die Frage, welche Rolle das Erdgasnetz künftig übehaupt noch spielen werde, sagt Nied: "In Anbetracht globaler Bemühungen zur Dekarbonisierung werden erneuerbare Energien eine größere Rolle in unserer Versorgung einnehmen, auch hinsichtlich der Wärmeversorgung. Wir denken dabei an innovative Technologien wie Power-to-Gas und Wasserstoff, um das Erdgasnetz als Teil eines integrierten Energiesystems zu nutzen."

    Ist das mit dem grünen Wasserstoff nicht illusorisch, da dieses aufwendig zu gewinnende Gas vermutlich für andere Zwecke eingesetzt wird als für die Hausheizung? Nied räumt ein: "Während grüner Wasserstoff vielversprechend für verschiedene industrielle Anwendungen und den Verkehrssektor ist, müssen wir die Effizienz und Wirtschaftlichkeit seiner Nutzung für die Hausheizung sorgfältig evaluieren. In der Tat gibt es zahlreiche Möglichkeiten zu heizen, darunter Strom und Wärmepumpen, die in bestimmten Quartieren und Gebäuden eine effiziente Option sein können."

    Für Hauseigentümer in der Altstadt geht's fast nur mit Nahwärme

    So weit die Theorie. Michael Dix-Landgraf ist Hauseigentümer in der Karlstadter Altstadt. Er würde gerne wissen, wie die Gebäude dort zu 65 Prozent mit regenerativen Energien beheizt werden sollen. "Welches Heizkonzept oder Heizsystem soll ich zukünftig nehmen, da meist die Gebäudegröße gleichzeitig die Grundstücksgrenze darstellt? Wärmepumpe? Pelletheizung? Wo soll ich eine Wärmepumpe aufstellen? Wenn ich sie auf oder in das Dach montiere, wird sich der Nachbar freuen über die Geräuschbelästigung." Wärmepumpen verursachen Laufgeräusche und müssen daher bestimmte Abstände einhalten. Dix-Landgraf: "Im Keller geht’s auch nicht – wegen der Hochwassergefahr." Und das Grundwasser dürfe er ebenfalls nicht mit einer Wärmepumpe anzapfen. Er wäre froh über ein Nahwärmenetz. Schon vor 13 Jahren bemühte er sich um die Genehmigung für eine Photovoltaik auf dem Dach seines Hauses. Damals wurde dies mit Verweis auf die Altstadtsatzung – aus optischen Gründen – verboten.

    Zurück zur Abwärme aus Industrie: In Ochsenfurt wurde dieses Heiznetz aufgebaut, obwohl auch dort die Zuckerrüben-Kampagne teilweise schon im Dezember beendet ist. Die Situation war also ähnlich der in Karlstadt mit der Revision des Schwenk-Drehofens. Nach der Zuckerrüben-Kampagne musste die Wärme anderweitig erzeugt werden. Aufgrund von Konflikten zwischen Verbrauchern und Energieerzeugern stammt die Nahwärme in Ochsenfurt allerdings inzwischen nicht mehr aus der Zuckerfabrik, sondern komplett von einer eigenen Heizzentrale.

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