"Es ist mehr los in Karlstadt", stellt Udo Vollert vom Gasthof "Zum Fehmelbauer" fest. Nicht im Bereich Übernachtung, da hat Vollert seine Kurzurlauber und Stammkunden. "Die Bereicherung und Belebung der Karlstadter Szene" spürt der 41-Jährige in seinem Restaurant. Wenn mehrere Männer mit Schlips und Kragen zum Essen oder auf ein Bier abends in den "Fehmel" kommen, dann seien es Tagungs-Teilnehmer vom Hotel.
Sein Rezept, das Restaurant immer voll zu haben? "Stammkundenpflege", antwortet Vollert. "Kollegen außerhalb der unteren Hauptstraße nennen es Bermuda-Dreieck und denken, wir verdienen uns hier eine goldene Nase. Man muss auch etwas dafür tun, anstatt immer nur zu reden und zu jammern. Die Öffnungszeiten einhalten, seine Arbeit richtig machen, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft - Kundenpflege eben", sagt Udo Vollert, seit zehn Jahren in Karlstadt.
Dazu gehört auch, wenn die eigenen neun Zimmer belegt sind oder für eine größere Gruppe nicht reichen, selbst seine Kollegen anzurufen. Udo Vollert: "Sie reservieren als Dank für diesen kostenlosen Service einen Tisch in meinem Restaurant."
Über weniger Gäste muss auch Bruno Kohlmann vom "Schwalbennest" in Mühlbach nicht klagen. Er spüre das neue Hotel nicht. Seine 24 Betten füllt er mit Monteuren, Radfahrern und Kurzurlaubern, die zwei, drei Tage bleiben, aber auch mit Touristen, die zwei Wochen von Mühlbach aus das Frankenland erkunden. Vor allem wollen sie beim Mühlbacher Winzer Kohlmann den Frankenwein kaufen, den sie in einem Gasthaus auf der anderen Mainseite genossen haben. "Die Kollegen schicken ihre Gäste dann zu mir", erzählt Kohlmann und bestätigt, dass man sich gegenseitig anrufe, wenn die eigene Übernachtungskapazität nicht ausreicht. "Eine Hand wäscht die andere", bringt es der Mühlbacher - ausgebildeter Gästeführer - auf den Punkt.
Der Austausch funktioniert reibungslos auf kurzem Weg über die Mainbrücke mit dem Gasthof "Oberes Tor". Vor allem mit den frischen Wildspezialitäten kann Jäger und Gastwirt Kurt Kuhn in Karlstadt werben. Klara Kuhn spürt das Hotel "Mainpromenade" nicht: "Dafür ist es, wenngleich auch in der Altstadt, zu weit von uns weg. Noch kein Gast im Restaurant habe sich als Hotelgast zu erkennen gegeben. Vielleicht verlagern die Einheimischen in diesem Jahr ihre Familien- und Weihnachtsfeiern ins neue Hotel, aber doch nur aus Neugierde", glaubt Klara Kuhn. Ihre Klientel für vier Fremdenzimmer sind Radfahrer und Monteure. Im Übrigen wirbt sie für ihr Haus auf der Homepage der Stadt Karlstadt und über eine Bierwerbung.
Marc Bertignoll, seit 15. Oktober Chef und Küchenchef im Hotel "Zur Eisenbahn", kann noch kein Urteil über das neue Hotel abgeben. Grundsätzlich hält er aber jede Bewegung für positiv. "Das Hotel ,Mainpromenade' gräbt uns keine Touristen ab. Da halten die Busse."
Der 34-Jährige hat seinen Gästekreis von seiner alten Wirkungsstätte Bad Kreuznach in sein 22-Betten-Hotel in Karlstadt mitgezogen: "Für zwei, drei Übernachtungen reisen beispielsweise meine Stammgäste aus Köln an. Die Karlstadter muss ich mir nun ankochen." Marc Bertignoll möchte mit Karlstadter Kollegen ein Pauschalangebot erarbeiten. Zunächst will er sich als Neuling in der Stadt an die Kollegen herantasten.
Weit ab vom Schuss fühlt sich Loni Schricker vom Gasthaus "Mühle" in der Siedlung. "Selbst wenn unser Gästehaus belegt ist, gehen die Karlstadt-Besucher in die Altstadt, um das Ambiente zu erleben." Im Hotel "Mainpromenade" wohne eine andere Klientel: "Ich habe Radfahrer, die auch noch den Preis drücken wollen." Zum Glück, vor allem in den Wintermonaten, leben im Schricker-Gästehaus Monteure.
Ansonsten helfe man sich gegenseitig. "Die Eußenheimer Familienpension Heuler fährt ihre Gäste zu uns zum Essen, wir fahren sie wieder zurück", berichtet die 55-jährige Gastwirtin, die auch viele Stammkunden aus der weiteren Umgebung bewirtet. "Von der Karlstadter Siedlung könnten wir nicht leben."
Grundsätzlich kritisiert Loni Schricker die fehlenden Hinweise am Fahrradweg und am Stadteingang. In diese Klage stimmen ihre Kollegen mit ein. Schricker: "Wir bekamen für ein Hinweisschild auf unser Haus von der Stadt keine Genehmigung."





Auch Dirk Fischer vom Hotel "Alte Brauerei" wurde befragt. Er wollte sich nicht äußern.