Christian Rechholz, Bundesvorsitzender ÖDP aus Nürnberg sagt: "Wir distanzieren uns von Verschwörungstheorien in Sachen Corona und jeglichen NS-Vergleichen." ÖDP-Pressesprecher Heinz Hollenberger ergänzt: "Wir distanzieren uns auch von Querdenker-Gedankengut." Gut möglich, dass die Granden der Ökologisch-Demokratischen Partei sich demnächst mit ihrem Parteimitglied Michaela Schwab aus Laudenbach, Kreisrätin in Main-Spessart, befassen müssen.
Schwab nämlich ist Mitglied der regionalen "Querdenker-Gruppe" auf der Messenger-App Telegram. Dort werden Nachrichten von bekannten Verschwörungsmunklern wie Attila Hildmann und Ken Jebsen geteilt; Main-Spessarter Aktivisten rufen in dieser Gruppe zur Teilnahme an Demonstrationen gegen die Maskenpflicht oder die Neufassung des Infektionssschutzgesetzes auf. Michaela Schwab hat im Gruppenchat unter anderem vor einer Impfpflicht gewarnt und den Einsatz von Wasserwerfern gegen Querdenker-Demonstranten als "kriminell" bezeichnet.
Im Telefongespräch bestätigt Schwab, dass sie Mitglied dieser Telegram-Gruppe ist. "Ich bin dort als Privatperson und stehe zu meiner Meinung." Sie stellt klar: "Ich habe noch nie meine Tätigkeit als Kreisrätin oder ÖDP-Mitglied erwähnt." An einer Demo auf dem Karlstadter Marktplatz habe sie auch schon teilgenommen. "Da hat ein Kinderarzt gesprochen."
Buntes Potpourri der Meinungen zu Corona
Zum Thema Corona hat Michaela Schwab einiges zu sagen. "Corona gibt es, das ist ganz klar. Es ist eine Virusgrippe wie andere auch." Grundsätzlich könnten schwere Virusgrippen gefährlich sein, sie selbst sei vor einigen Jahren an einer solchen erkrankt gewesen. Trotzdem bezeichnet sie sich als "Gegnerin der Maskenpflicht". "Die Kinder bekommen zu wenig Sauerstoff, das Maskentragen provoziert Krankheiten", behauptet Schwab. Experten widersprechen: Kinder erleiden durch eine Maske weder einen Sauerstoffmangel, noch mache das Tragen einer Maske krank.
Grundsätzlich hat Schwab das Gefühl, "die Bürger werden nicht mehr ernst genommen", die Maßnahmen seien "sehr sehr undemokratisch". Schwab hält die PCR-Tests für "nicht aussagekräftig", sie führten zu "viel zu hohen Zahlen". Zu niedrig sei dagegen die in den Medien genannte Zahl der Teilnehmer an den Querdenker-Demos in Berlin. Allesamt vielfach widerlegte Behauptungen.
Michaela Schwab sieht "die Gefahr einer Impfpflicht" und warnt nachdrücklich vor den Corona-Impfungen. "Die sind nicht ausreichend getestet und können schädlich sein." Dies wisse sie, weil sie in der Pharma-Industrie tätig war. Das Paul-Ehrlich-Institut, das in Deutschland für die Zulassung von Impfstoffen zuständig ist, betont hingegen, dass Corona-Impfstoffe, die zugelassen werden, ausreichend getestet sind.
Mitglied der Grünen-Fraktion im Kreistag – Wie sehen es die Kollegen?
Im Kreistag Main-Spessart hat sich die ÖDP-Kreisrätin der Fraktion der Grünen angeschlossen. Der Fraktions- und Kreisvorsitzende Gerhard Kraft sagt: "Diese Themen wurden bisher in der Kreistagsfraktion noch nicht erörtert." Grundsätzlich sei Michaela Schwabs private Meinung "ihre Privatsache". Kraft meint: "Auf den ersten Blick sehe ich da jetzt kein Problem."
Derselben Fraktion gehört auch Rudi Gosdschan an, der für die Linke in den Kreistag gewählt wurde. Auch er betont: "Ohne, dass ich ihre Ansichten und Aussagen im Detail kenne, würde ich das erstmal für ihre Privatsache halten." Er stellt aber klar: "Ich habe auf einer Intensivstation gearbeitet und kann mir vorstellen, wie stressig diese Arbeit im Moment ist." Er habe deshalb "kein Verständnis" für Maskenpflicht-Gegner. Gosdschan sagt: "Unsere verwöhnte Gesellschaft hat es verlernt, für andere etwas zu tun. Wir sind nicht mehr gewohnt, uns einzuschränken."
Der ÖDP-Vorsitzende Rechholz erklärt, zum "schwierigen Thema Corona" gebe es in seiner Partei "eine Bandbreite von Meinungen" und ein internes Gremium, dem Notfallmediziner, Arbeitsmarktexperten, Statistiker und Theologen angehören. Mit den Aussagen seiner Parteikollegin werde er sich befassen.