Ein Traum wird wahr – klingt pathetisch, stimmt aber. Vor vier Jahren erschien zum ersten Mal ein Main-Post-Artikel über die Rockband „Oversense“, als sie zum Wettbewerb „Rockin' MSP“ antrat. „Unser Traum wäre, einmal als Vorgruppe einer Band aufzutreten, die wir gut finden“ – mit diesem Zitat endete der damalige Artikel. Im November geht die Band aus Gemünden und dem Sinngrund mit Deutschlands Metal-Queen Doro Pesch auf Tour – 13 Konzerte in ganz Deutschland und in Wien.
Das Beste daran: Doro selbst wünschte sich „Oversense“ als Support Act. „Wir freuen uns wahnsinnig darauf“, sagen Sänger Danny Meyer und Schlagzeuger Patrick Lippert, die Bandgründer, übereinstimmend. Das Ganze kam kurzfristig zustande. Im September fragte Doros Management an, kurz nachdem einer von drei Gitarristen die Band verlassen hatte. „Wir wollten es unbedingt mitmachen“, sagt Bassist Marco Volpert. Also mussten die vier verbliebenen Bandmitglieder Urlaub einreichen und einiges organisieren. Zurzeit proben sie fleißig; von 16. November bis 2. Dezember läuft die Tour – 13 Konzerte in 17 Tagen. „Nur Montage und Donnerstage sind frei“, sagt Patrick Lippert.
Große Städte, große Clubs
Doro Pesch bewirbt mit dieser Tournee ihr aktuelles Album „Forever Warriors – Forever United“, ihre erfolgreichste Veröffentlichung seit langem. Konzerte in Hamburg, Stuttgart und Bochum sind bereits ausverkauft. Zwischen 1000 und 2000 Fans werden in renommierten Clubs wie der Frankfurter Batschkapp, der Großen Freiheit in Hamburg und der Live Music Hall in Köln erwartet. „Das ist für uns eine Riesenchance“, sagt Meyer. Wenn „Oversense“ selbst Konzerte organisieren, finden die beispielsweise im Würzburger Jugendzentrum „B-Hof“ vor rund 100 Besuchern statt.
Große Bühnen sind trotzdem kein Neuland für die Rocker aus Main-Spessart. „Wir bewerben uns für Festivals und als Vorgruppe. So kamen wir schon zu tollen Auftritten“, erzählt Lippert. Beim Rhön-Rock Open-Air in Hünfeld bei Fulda, beim Out & Loud in Geiselwind sowie im Vorprogramm des früheren Accept-Gitarristen Hermann Frank kamen Oversense mit ihren melodischen Metal-Songs gut an. Deshalb erhielten sie den Zuschlag, im vergangenen Jahr drei Konzerte für Doro Pesch in den Niederlanden und Belgien zu eröffnen. Und weil damals alles gut klappte – „musikalisch und organisatorisch“, sagt Volpert – schlug Doro vor, die Band nun für ihre Herbsttour einzuladen.
Viel zu tun

Während sich Doro eine exquisite Band mit Musikern aus den USA, Italien und den Niederlanden, einen Tourbus, Techniker und Roadies leisten kann, müssen Oversense alles selbst stemmen. „Wir fahren in meinem Auto, wir bauen selbst auf und übernachten unterwegs bei Freunden oder in günstigen Hotels“, erklärt Danny Meyer. Bezahlen müssen sie alles aus eigener Tasche. „Wir hoffen, dass wir unsere Kosten durch CD- und T-Shirt-Verkäufe auf der Tour wieder reinholen“, sagt Lippert. Echter Rock'n'Roll lebt vom Enthusiasmus.
An Leidenschaft und dem Willen voranzukommen, mangelt es Danny Meyer, dem 24-jährigen Motor der Band, nicht. Als er mit 18 seine Songs zum ersten Mal aufnehmen wollte, fragte er seinen Kumpel Patrick Lippert, ob er das Schlagzeug einspielen wolle. Gesang, Gitarre und Bass übernahm Meyer selbst. Weil die Aufnahmen gut wurden, sollten sie auch live präsentiert werden – dazu suchten Meyer und Lippert Mitmusiker. Der Bandname ist eine verbogene Übersetzung von Meyers Heimatort Obersinn. Klingt rockiger als der Name der anderen Formation, in der Patrick Lippert für den Rhythmus zuständig ist: In der Musikkapelle Seifriedsburg musiziert der 24-Jährige gemeinsam mit seinem Vater, Gemündens Bürgermeister Jürgen Lippert.
Gitarristin auf Youtube entdeckt

Bassist Marco Volpert stieß aus „Castle Sense“ – Burgsinn – dazu. „Marcos Vorgängerin am Bass war eine Frau. Wir fanden, das gab auf der Bühne eine gute Energie“, so Lippert. Also suchten sie gezielt nach einer Gitarristin und stießen auf Youtube auf „JJ's one girl band“ mit über 150 000 Fans. Die Darmstädterin Jasmin Pabst hatte tatsächlich Lust einzusteigen. In dieser Vierer-Besetzung gehen Oversense nun auf Tour mit Doro. Im Gepäck haben sie dabei ihre CD „The Storyteller“ von 2017, eine Sammlung melodischer Rock- und Metalsongs mit ebenso heftigen wie sanften Passagen und vom Fantasy-Genre beeinflussten Texten.
Sie hoffen, auf der Tour Kontakte zu knüpfen, neue Fans zu gewinnen, bekannter zu werden und weitere Auftritte an Land zu ziehen. Ein Traum, der auch im Artikel von 2014 schon auftauchte, wartet noch auf seine Erfüllung. Danny Meyer sagte: „Das Größte wäre, einmal in Wacken zu spielen“ – bei einem der größten Heavy-Metal-Festivals der Welt.
Infos unter www.oversense.de