Erwartungsvoll und tapfer lächelnd trafen sich am Samstagnachmittag sieben Väter mit ihren Babys in Gemünden zum Papa-Kanga. Sie wollten am eigenen Leib erfahren, worum es bei diesem Mutter-Kind-Training von Julia Tarabeh geht. Die 32-Jährige bietet pro Kurs in den fit-in Studios von Karlstadt und Gemünden nun auch je eine Stunde für Väter an. Wie erfolgreich Kanga sein kann, bewiesen schon viele Frauen in Main-Spessart, die mit 20 Kilo Übergewicht starteten und ihre Babypfunde durch regelmäßiges Training und Ernährungsumstellung wieder verloren haben. Diese Frauen waren es auch, die Papa-Kanga anregten, weil sie ihren Männern erklären wollten, was da passiert.
Mit lockerer Kleidung, aber barfuß, weil das den Beckenboden schont, traten die Männer an. "In der richtigen Position und Geborgenheit fühlen sich die angebunden Babys wie in Mamas Bauch und schlafen innerhalb von zwei Minuten ein", schwärmte Diyaa Tarabeh, der seinen Neffen Jad gleich am Anfang auf dem Rücken trug. Weil einige Väter absagen mussten, da Mutter oder Kind überraschend krank wurden, durfte Viktor Fuhr, Auszubildender zum Sport- und Gesundheitstrainer, mit einer Babypuppe am Kurs teilnehmen, um erste Eindrücke bei diesem Sport zu sammeln.
"Durch das Zusatzgewicht lassen auch einfache Übungen den Schweiß fließen", prophezeite die Trainerin, bevor kindgerechte Musik das Aufwärmen begleitete, extra für Kanga komponiert. Sobald die Babys in Tragehilfen festgeschnallt waren, gaben Michael Jacksons Thriller und die Backstreet Boys den Takt für rhythmische Bewegungen vor. Christian Paul (35), Vater des vier Monate alten Leos und aktiver Fußballer beim SV Obersinn-Mittelsinn, standen als Erstem die Schweißperlen auf der Stirn. Bei dem 33-jährigen Thomas Hofmann, Elektrotechniker aus Rieneck, dauerte es etwas länger, bevor ihn die Anstrengung mit seiner Tochter Mila (zehn Monate) zum Schwitzen brachte. Marc Boreatti (39), Politikwissenschaftler aus Karlstadt, nahm sogar mit zwei Kindern teil. Um seine Frau zu entlasten, hatte er die sechs Monate alte Julia und den zweieinhalbjährigen Aaron mitgebracht.
Der achtmonatige Maximilian Sacra genoss sichtlich das gemeinsame Turnen mit Vater Emilio (36), einem Recyclingfachmann aus Lohr. Sämtliche Übungen, sogar die Liegestütz, absolvierten alle Papas vorbildlich. Der Karlstadter Stefan Mildenberger (33), Abteilungsleiter bei den Mainfränkischen Werkstätten, gab anfangs zu, normalerweise keinen Sport zu betreiben. Das Training mit seiner acht Monate alten Tochter Nele hat ihm jedoch so viel Spaß gemacht, dass er sich am Ende erkundigte, ob Papa-Kanga jede Woche stattfinden könnte.
Infobox:
Kangatraining - von Winnie Puuhs Känguruhmama abgeleitet - mobilisiert geschwächte Muskelpartien der Mutter effektiv, während sie das Baby am Körper trägt. Im Jahr 2009 erarbeitete die Wiener Fitnesstrainerin Nicole Pascher zusammen mit ihrem Mann Dr. Andreas Pascher dieses Sportprogramm, das sich weltweit durchgesetzt hat. Dabei geht es sowohl um Konditions- und Kreislauftraining, als auch um die enge Bindung zwischen Mutter und Kind - ohne Babysitter für die Zeit beim Sport. Julia Tarabeh, Heilerziehungspflegerin mit Zusatzausbildung, brachte Kanga 2014 in den Landkreis Main-Spessart. Schwerpunkte beim Training sind langsamer Muskelaufbau für Beine, Oberkörper und Arme, weil Rücksicht auf alle Körperpartien genommen wird, die noch nicht wieder trainiert werden dürfen.