Update vom 17.5.: Angestoßen durch den Hinweis eines Main-Post-Lesers hat die Redaktion das unbekannte Flugzeug mittlerweile als einen Tornado der Luftwaffe identifizieren können. Auch das Luftfahrtamt der Bundeswehr hat daraufhin den beobachteten Tiefflug bestätigt. Die ganze Geschichte lesen Sie hier.
Artikel vom 15.5.: Um 10.13 Uhr hallte am Dienstag einmal mehr das unverkennbare Rauschen eines vorbeifliegenden Militärflugzeugs durch die Lohrer Innenstadt. Ein Augenzeuge identifizierte die Maschine dort als einen einzelnen Tornado Kampfjet. Seine Flughöhe schätzt er auf 350 bis 400 Meter. Kurz zuvor war er auch über Burgsinn in Flugrichtung Rieneck und kurz darauf über dem Marktheidenfelder Busbahnhof zu sehen. Der Kampfjet hat Main-Spessart somit offenbar in einer geraden Linie von Norden nach Süden überquert.
Ungewöhnlich ist dies nicht. Tornados und Transportflugzeuge der Bundeswehr führen über Main-Spessart regelmäßig Tiefflugübungen durch. Normalerweise liegen dem Luftfahrtamt der Bundeswehr über die Flugzeuge jedoch präzise Radardaten vor. Erfolgt eine Unterschreitung der Tiefflugmindesthöhe für Kampfflugzeuge von 300 Metern, muss dies zudem vorab angemeldet werden. Beides war diesmal nicht der Fall: weder lag eine entsprechende Anmeldung vor, noch irgendwelche Radaraufzeichnungen eines passierenden Kampfjets.
Luftfahrtamt der Bundeswehr registrierte lediglich US-Transportflugzeug
Auf Anfrage der Redaktion teilten Sprecher des Luftfahrtamts trotz wiederholter Auswertungen der Radardaten mit, in diesem Zeitraum keine Kampfflugzeuge registriert zu haben. Was der Radar hingegen registriert hatte, war ein Transportflugzeug der amerikanischen Streitkräfte. Die Maschine vom Typ C-130J Hercules habe Marktheidenfeld im Rahmen eines Verlege-Flugs vom Militärflugplatz in Ramstein nach Palanga in Litauen in einer Höhe von 6792 Metern um 10.08 Uhr passiert – und damit in ziemlich genau dem Moment, als der Kampfjet im Tiefflug die Stadt überquerte.

Ziviler Flugradar zeigt Zieldarstellungsflugzeug im Auftrag der Bundeswehr
Überprüft man den öffentlich einsehbaren zivilen Flugradar für die entsprechende Uhrzeit, taucht dort weder die amerikanische Maschine, noch der mutmaßliche Tornado-Jet auf, was ebenfalls dafür spricht, dass es sich bei dem unbekannten Flugzeug um eine Militärmaschine gehandelt haben muss. Tatsächlich findet man dort jedoch ein weiteres Flugzeug, das ebenfalls zu genau derselben Uhrzeit, nämlich ab 10 Uhr im Lohrer Luftraum unterwegs war: Ein vom Augsburger Flugplatz gestartetes Zieldarstellungsflugzeug vom Typ Pilatus PC-9, das nach Angaben des Luftfahrtamtes mit einer Flughöhe zwischen 769 und 1353 Metern genau zwischen den beiden Militärmaschinen seine Kreise zog.

Auch hier besteht wieder ein Bezug zum Militär. Die Firma QuinetiQ, der das Flugzeug gehört, arbeitet als Dienstleister für die Bundeswehr. Es war laut einem Sprecher des Luftfahrtamts im Rahmen der Ausbildung über Lohr unterwegs. Um 12 Uhr trat es nach zwei Stunden Rundflug über dem Lohrer Talkessel seinen Rückweg zum Zielflughafen in Giebelstadt an.