Der Stichtag 30. September rückt näher. Bis dahin sollen sich die Besitzer der Photovoltaik-Mover bei Erlasee entschieden haben, ob sie ihre Anlagen an die S.A.G. Solar Development & Construction GmbH für einen Euro verkaufen oder nicht. Inzwischen hat sich eine Interessengruppe von Besitzern gebildet, die nach einer Alternative zu diesem Verkauf sucht.
Wolfgang Holzinger aus Schongau ist einer der Initiatoren. Er stellt jetzt kurz vor Ende der Frist fest: "Aus heutiger Sicht werde ich meinen Mover nicht für einen Euro an die S.A.G. verkaufen. Ich bin zuversichtlich, dass sich in naher Zukunft tatsächlich Alternativen entwickeln werden. Ich werde versuchen, meinen Mover weitere zwei Jahre zu betreiben." Laut Vertrag ist eine solche zweijährige Pachtverlängerung möglich. Anschließend will Holzinger den Mover demontieren und entsorgen.
80 Eigner bilden Interessengruppe und äußern Vorwürfe gegenüber der Solarfirma
Er hat inzwischen einige gleichgesinnte Mitstreiter gefunden. Einer von ihnen, Ludwig Häberle aus Laichingen, hat sogar eine eigene Website unter www.solarparkerlasee.de eingerichtet. Es existiere inzwischen Kontakt zu rund 80 Besitzern von circa 120 Movern.
Auf dieser Website mit dem Titel "Interessengruppe um den Solarpark Gut Erlasee bei Arnstein" bemängeln die Initiatoren, dass die S.A.G. nach Erwerb der Mover die komplette Einspeisevergütung des letzten regulären Laufjahres einstreichen wird und zugleich verlangt, dass die Mover zum Übernahmezeitpunkt technisch in Ordnung sein müssen. "Das sehe ich als Freibrief an, wo jeder verpflichtet werden kann, noch teure Reparaturen durchzuführen", formuliert es Ludwig Häberle aus Rheinfelden, der sich im Impressum verantwortlich zeichnet.

Rendite bei zweijähriger Verlängerung des Pachtvertrages schwer abschätzbar
Weiter schreibt er: "Als Alternative zum Rückbau ist die zweijährige Verlängerung des Pachtvertrages für die Solarmover auf Gut Erlasee möglich. Wie dann die Rendite und die Stromvergütung aussehen wird, kann heute noch nicht gesagt werden." Denn dann gilt nicht mehr die vom EEG (Energie-Einspeise-Gesetz) garantierte Vergütung von rund 40 Cent, sondern es ist derzeit mit etwa 8 Cent zu rechnen.
Einer der Mover-Investoren, Martin Senger aus Rheinfelden, sieht ein Fünkchen Hoffnung auf eine höhere Einspeisevergütung, weil Erlasee aufgrund seiner Ausrichtung nach der Sonne eine andere Stellung als die heute üblichen Anlagen mit ihrer Südausrichtung habe. Denn auf Erlasee werde auch dann nennenswert Strom erzeugt, wenn die Sonne aufgeht und noch kurz vor deren Untergang. Senger vermutet aber selbst, die EU werde wohl solche Sonderkonditionen bei der Einspeisevergütung ausschließen.
Geschäftsführer: "Jahresgewinn liegt deutlich unter 4300 Euro Einspeisevergütung"
Er versucht, nicht direkt auf Konfrontationskurs zur S.A.G. beziehungsweise zur Raising Power GmbH, von der das Schreiben mit dem Kaufangebot kam, zu gehen. Seine anfängliche Verärgerung über das Kaufangebot habe sich gelegt. Senger stellt fest, dass "natürlich auch weiterhin gerne mit der Firma Raising Power zusammengearbeitet wird, wenn von dort eine faire Unterstützung kommt, um die Mover auf Gut Erlasee möglichst kostengünstig entfernen zu können. Die meisten Mitarbeiter der Firma Raising Power sind wohl vom Aufbau des Solarparks an mit dabei und haben natürlich sehr viele hervorragende Fachkenntnisse. So sollten wir uns gegenseitig unterstützen und können nur voneinander profitieren."
Ob das realistisch ist? Matthias Philipp, der Geschäftsführer der Raising Power GmbH, teilt in einer Stellungnahme mit, der im letzten Betriebsjahr pro Mover zu erzielende Jahresgewinn liege deutlich unter den von Wolfgang Häberle genannten 4300 Euro Einspeisevergütung. "Diese Zahl mag möglicherweise dem Umsatz von dessen Mover entsprechen, berücksichtigt aber noch keine Pacht-, Versicherungs-, Überwachungs- und Reparaturkosten. Der mögliche Jahresgewinn liegt erheblich darunter und kann je Mover stark variieren.
Eigentümer wurden mit dreimonatiger Frist über Verkaufsangebot informiert
Die Mover hatten bei Errichtung eine Nennleistung zwischen circa 6,6 bis 9,7 kWp (Kilowatt peak), womit sich schon mal die maximal zu erzielende Vergütung unterscheidet. Es gab beim Bau verschiedene Kombinationen von Modulen und Wechselrichtern, die sich auch unterschiedlich gut im Feld schlagen."
So gebe es Eigentümer mit gut laufenden Movern, die sehr an einem Weiterbetrieb interessiert sind. Doch Philipp betont: "Für viele andere hingegen dürfte es schwierig werden, einen Rückbau mit nur einem Jahresertrag zu erwirtschaften." Der Geschäftsführer sieht auch keinesfalls, dass die Eigentümer der Mover zum Verkauf "gedrängt" würden: "Wir haben die Eigentümer erstmals am 22. Juni über das Angebot informiert und somit eine Frist von etwas über drei Monaten eingeräumt. Von einem ,Drängen‘ unsererseits kann man hier wohl kaum sprechen."