Die Chefin ist schon eine halbe Stunde vor ihren Helfern im Himmelstadter Weihnachtspostamt und schaut nach den Arbeitsplätzen. Auch in der Postzentrale des Christkinds ist angesichts der Coronakrise in diesem Jahr alles anders - und doch sind die Mitstreiter des Christkinds fast so im Einsatz wie sonst. Aber damit alles klappt und laufen kann, muss Rosemarie Schotte einiges vorbereiten.
"Es muss einfach trotz Corona laufen, denn wir haben eine Verpflichtung gegenüber den Kindern", sagt die 80-jährige Chefbeauftragte des Himmelstadter Christkinds. Bis zu 70 000 Briefe aus aller Welt treffen in der Vorweihnachtszeit im Weihnachtspostamt im Landkreis Main-Spessart ein - und die Absender sollen nicht enttäuscht werden. Dafür gelten für die Mitarbeiter vor Ort strenge Hygieneregeln, die zuvor bis ins Kleinste geplant werden mussten.
Briefe bearbeiten mit Mund-Nasen-Schutz
Während die Helfer sonst zu sechst an großen Tischen beisammen sitzen und sich aus dem Riesenhaufen von Briefen bedienen, sind sie jetzt durch meterhohe Plexiglasscheiben voneinander getrennt. Lediglich unten, in der Mitte des Tisches, ist eine Aussparung - gerade groß genug, um einen Brief durchschieben zu können. Es wird nach Vorschrift regelmäßig gelüftet, alle Helfer arbeiten mit Schutzmaske vor Mund und Nase.
Zum Glück ist das Team von Rosemarie Schotte bestens eingespielt. Die Chefin selbst ist seit 1993 dabei - und entsprechend versiert. Doch vieles wird auch für sie anders sein in diesem Advent: Während sonst in der Poststelle im Erdgeschoss des Himmelstadter Rathauses alle Türen offen sind und Besucher auch willkommen geheißen werden, ist in diesem Jahr alles verschlossen. Ebenso wie das kleine Posthäuschen mit der Ausstellung an der Mainbrücke. Zum Trost haben die Assistenten des Christkinds das Häuschen weihnachtlich dekoriert und illuminiert.
Auch ein "Notfenster" für junge Besucher ist im Rathaus eingerichtet worden. An einer halbhohen Glasscheibe können die Kinder ihre Briefe direkt abgeben und bekommen dann ein kleines Geschenk durch eine Schleuse gereicht. Wegen der abgesagten Weihnachtsmärkte wird der Ansturm auf die einzige Weihnachtspostfiliale in Bayern in diesem Jahr allerdings wohl geringer werden.
8000 Briefe sind schon da
Keinen Rückgang erwartet das Team indes bei den postalisch zugestellten Briefen: Das Interesse am Himmelstadter Weihnachtspostamt ist trotz der Pandemie auch heuer ungebrochen. Bis Ende der Woche sind schon knapp 8000 Briefe eingegangen, berichtet Rosemarie Schotte. Und sie erwartet, dass das Vorjahresergebnis von 70 000 in etwa wieder erreicht wird. Wie in den vergangenen Jahrzehnten wird die Aktion auch heuer von der Deutschen Post finanziert.

Rosemarie Schotte versichert, dass auch in diesem Jahr wieder nach Möglichkeit jeder Brief persönlich beantwortet werden wird: "Das Christkind lässt sich durch die Corona-Pandemie davon nicht abhalten." Auch die vielen Schreiben aus fernen Ländern wie beispielsweise Taiwan, aus dem viele Sendungen kommen. Bernhard Schotte, Mann der Chefin und wichtigster Helfer, hat dafür schon seine "Poststempelmaschine" angeworfen. Zigtausende Briefe werden ab sofort wieder durch seine Hand gehen.
Briefe an das Weihnachtspostamt: Die Post-Adresse: Christkind, Kirchplatz 3, 97267 Himmelstadt. Die Briefe ans Christkind oder die frankierte Weihnachtspost, die mit dem Sonderstempel versehen werden soll, kann in Himmelstadt auch in den eigens aufgestellten gelben Briefkasten neben der historischen Poststelle eingeworfen werden. Von Montag, 30. November, bis zum 18. Dezember können die Briefe auch direkt am Weihnachtspostamt - durch die Sicherheitsschleuse - abgegeben werden: montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr oder nach Vereinbarung. Während der Öffnungszeit werden auch die Himmelstadter Weihnachtskarte und die aktuelle Weihnachtsmarke verkauft - und es gibt dort den Weihnachts-Sonderstempel. Das Info-Telefon ist von 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr besetzt, Tel. (093 64) 811 884 .
