(thal) Er ist Experte für Innere Sicherheit, seit 1978 Abgeordneter und Ehrenkommissar der Bayerischen Polizei: So überraschte nicht, dass Landtagsvizepräsident Peter Paul Gantzer (SPD) aus München bei seiner Landkreistour am Dienstag der Polizeiinspektion in Lohr und der Polizeistation in Gemünden einen Besuch abstattete. Begleitet wurde er vom Landtagskollegen Harald Schneider (Karlstadt), Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei.
Das Gespräch mit Gemündens Stationsleiter Walter Zimmermann sei sehr aufschlussreich gewesen, sagte Gantzer, der beim abschließenden Pressegespräch Bürgermeister Georg Ondrasch zur niedrigen Kriminalitätsrate beglückwünschte. Dies sei nicht zuletzt ein Verdienst der Polizeibeamten vor Ort. Während in Deutschland laut Statistik pro Jahr durchschnittlich 8500 Straftaten auf 100 000 Einwohner registriert werden, sind es in Bayern 5500, in Lohr 3600 und in Gemünden 2700.
„Das sind eigentlich Traumzahlen“, stellte Gantzer fest. Auch die Aufklärungsquote (Lohr: 67 Prozent, Gemünden: 75 Prozent) liege weit über dem Durchschnitt. Der Experte räumte allerdings ein, dass solch positive Zahlen einer seit langem von Gemündener Kommunalpolitikern geforderten Aufwertung der örtlichen Dienststelle zur Inspektion eher im Weg stünden.
Die Soll-Dienststärke wird weder in Lohr (39,5 von 41 Posten besetzt), noch Gemünden erreicht. Dort fehlen aktuell vier Kräfte, obwohl die Sollstärke bereits von 18 auf 17 reduziert wurde. Das wirke sich massiv auf die Besetzung im Schichtbetrieb aus, wusste Gantzer. Zusammen mit Harald Schneider, der auch sicherheitspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion ist, werde er sich beim Innenminister dafür einsetzen, die Personalsituation zu verbessern.
Wie Schneider lobte auch Bürgermeister Georg Ondrasch die Leistung der Gemündener Polizei, die 374 Quadratkilometer Fläche betreut. Harald Schneider forderte, schnellstmöglich und flächendeckend den Digitalfunk einzuführen, weil z. B. im Raum Fellen/Rengersbrunn ein Streifenwagen nicht erreichbar sei, auch nicht per Handy.
Bundestagskandidat Bernd Rützel zeigte sich erfreut über die niedrige Kriminalitätsquote in Gemünden, zu der auch die städtische Jugendpflege, Vereine, Schulen und Organisationen beitrügen. So sei es in der Stadt gelungen, die große Anzahl deutscher Aussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion zu integrieren.
Im Anschluss an das Pressegespräch trug sich der Gast aus München in das Goldene Buch der Stadt ein und stellte vor etwa 30 Besuchern im Lesesaal der Bibliothek sein Buch „Alt ist was?“ vor.