„Stimmen, die unter die Haut gehen“, waren im Konzert der „Tenöre4you“ mit Tony Tchakarov und Plamen Patov angekündigt. 200 Besucher der Pfarrkirche St. Josef waren am Dienstagabend geteilter Meinung: Freunde der leichten Muse klatschten nach knapp zwei Stunden, klatschten lautstark, Anhänger des klassischen Gesangs wirkten eher ernüchtert.
Künstlicher Nebel
Die Szenerie: Das Self-Made-Duo sitzt am Eingang und kassiert Eintrittsgelder. Danach herrscht völlige Dunkelheit im Kirchenschiff, lediglich Lichteffekte und künstlicher Nebel umhüllen die beiden Tenöre im Altarraum.
Die zuweilen den Gesang überlagernde Musik kommt vom Band. Anfangs treten Zweifel am Live-Gesang des Duos auf, die Tony Tchakarov so ausräumt: Auf Nachfrage der Pressevertreterin in der Pause schmettert ihr der Tenor die Titelzeile aus „O Sole Mio“ entgegen.
Die Biografie des an der Wiener Musikhochschule klassisch ausgebildeten Opernsängers Tony Tchakarov weist Soloauftritte beim Film-Festival in Venedig, der Toscana-Operngala und mehrere Produktionen mit bekannten Künstlern wie Helmut Lotti auf. Plamen Patov ist schon mit 20 Jahren in Bulgarien ein Superstar. Bei „Musik Idol“ (Bulgarien sucht den Superstar) gewann er den 3. Platz und war 2007 Finalist beim Eurovision Song Contest. Generell beleben unterschiedliche Musikstile ein Programm. Vorausgesetzt, die Liedfolge gliedert sich in Blöcke wie Klassik, Gospel oder Filmmusik.
Kunterbunte Mischung
Die Mischung der „Tenöre4you“ kommt kunterbunt daher. Das fehlende Programm will der gebürtige Italiener Tony Tchakarov mit Ansagen ersetzen. Ansagen, die besonders in den hinteren Reihen nur schwer verständlich sind.
An Wiedererkennungswert fehlt es den Stücken nicht – ein Ohrwurm löst den anderen ab. Filmmusik aus „Der Pate“ folgt Schuberts andachtsvolles „Ave Maria“.
Kraftvoller Tenor
Mit „Amazing Grace“ (Gospel aus dem 17. Jahrhundert) und „Nella Fantasia“ tritt Plamen Patov, stimmlich weicher und zurückhaltender als sein Partner, ans Mikrofon. Tchakarovs Solo der Arie „Nessun Dorma“ („Niemand schlafe“) aus der Puccini-Oper „Turandot“, in dem sein kraftvoller und wandlungsfähiger Tenor zum Tragen kommt, erntet großen Applaus.
Der Stimmungswechsel folgt zugleich: Zum Italo-Klassiker „Volare“ ist das Publikum zum Mitsingen und Mitklatschen aufgerufen, zu „Que Sera“ wiegt man sich im Takt der Musik. In diverse Stilrichtungen geht es mit „My Heart Will Go On“ aus „Titanic“, „Hero“ von Mariah Carey, einer irischen Ballade, „Memory“ („Cats“) und dem mexikanischen Liebeslied „Bésame Mucho“.
Erscheint der Applaus im ersten Teil eher höflich, steigert sich die Show nach der Pause. Und damit auch die Zustimmung im Publikum. „Time To Say Goodbye“ läutet den Abschied ein. Die Zuhörer erklatschen sich zwei Zugaben, die gegensätzlicher nicht sein könnten: Das hebräische Volkslied „Hava Nagila“ und das sensible „All By Myself“ aus Rachmaninows Klavierkonzert Nr. 2.
Kritische Stimmen
Gegensätzlich auch die Reaktionen: Nach knapp zwei Stunden gibt es neben stehenden Ovationen und Bravorufen nicht wenige kritische Stimmen zum Gesamteindruck. „Schon angesichts des stolzen Eintrittsgeldes hätte ich höhere Qualität erwartet“, zeigt sich eine Besucherin enttäuscht. Andere vermissen Live-Musik oder einen Pianisten am Flügel. Alles in allem ist das Konzert unter „leichte Kost“ zu verbuchen. Nicht mehr und nicht weniger.