An 20 Tagen im Jahr heizt Hubert Fröhlich die Destillationsanlage im Keller seines Wohnhauses auf, um hochprozentige Flaschengeister einzufangen. Dann läuft die Anlage von morgens sechs bis abends 18 Uhr und bringt insgesamt vier Brände hervor. Schon lange lässt sich Fröhlich dabei gerne über die Schulter schauen. Die Idee eines „Besucher-Praktikums“ hatte der Aschenrother allerdings zum ersten Mal anlässlich der Kulturtage. Donnerstagmorgen, die ersten Neugierigen treten in den hellen, gefliesten Kellerraum. Auf einem Stehtisch liegen Zettel, auf die die Besucher ihre Erwartungen an das Praktikum schreiben sollen.
Fröhlich hat keine Geheimnisse
Die Reaktionen der Teilnehmer sind eher schüchtern, die Erwartungen eher allgemein: „dem Meister über die Schulter schauen“, „unterhaltsame Infos“, „kein Fusel“. In allen Punkten sollten sie Recht behalten. Denn Hubert Fröhlich bezeichnet sich selbst als Meister, nicht aus Angeberei, sondern als Ausdruck seiner Geisteshaltung. Während ein Geselle sein Können gerne für sich behält, um sich gegen Konkurrenten zu behaupten, erläutert Fröhlich, gibt ein Meister sein Wissen bereitwillig weiter.
Fröhlich hat keine Geheimnisse, und das, was er sich in seiner jahrzehntelangen Erfahrung als Schnapsbrenner angeeignet hat, darf jeder erfahren. Dass ein Tag in der Aschenrother Brennerei unterhaltsam verlaufen muss, ist jedem klar, der die Frohnatur Hubert Fröhlich kennt. Locker und entspannt, immer einen Scherz auf den Lippen, vermittelt er seinen Zuhörern die Kunst der Edelobstbrennerei.
Und dass es hier keinen Fusel gibt, erklärt sich von selbst aus der Tatsache, dass Fröhlich nur bestes Obst von den eigenen Streuobstwiesen verwendet. Ausgereifte Früchte, größte Sorgfalt beim Brand und vor allem „die Liebe zur Brennerei“, wie Fröhlich selbst sagt, sind die Voraussetzungen für seine guten Tropfen. Als echte Praktikanten erweisen sich die Besucher nicht. Wohl legt mal einer einen Scheit Holz nach, um die Destillation auf Temperatur zu halten, aber die Arbeit bleibt doch an Hubert Fröhlich hängen: Schlempe, also die ausgebrannte Maische, ablassen, neue Maische einfüllen, Wasser nachfüllen, den Maischbottich reinigen, die Temperatur überwachen und vor allen Dingen rechtzeitig den Behälter für das Destillat wechseln. Denn nur der Mittellauf, also die besten 40 Prozent aus dem rund vierstündigen Brandvorgang, werden eingefangen. Den Vor- und Nachlauf lässt Fröhlich in einen separaten Behälter fließen, lapidar kommentiert mit „zweite Qualität – kriegt der Staat“. Die Zuhörer amüsiert es.
Am Ende bleiben dem Hobbybrenner aus 130 Litern Maische rund 10 Liter Edelbrand mit einem Alkoholgehalt von 80 Prozent zur weiteren Veredelung. „Die Brennerei geht nur als Hobby“, sagt Hubert Fröhlich, der schon als Zwölfjähriger seine Hausaufgaben neben der Destillation im Keller gemacht hat, um die Brände zu überwachen. Bei der staatlich auferlegten Begrenzung von 300 Litern Weingeist pro Jahr kann man kein Geld verdienen. Fröhlich betreibt die Brennerei aus Leidenschaft, in Fortsetzung einer Familientradition in der vierten Generation und vor allem zur Pflege der fränkischen Kulturlandschaft.
Obst von heimischen Wiesen
Das Obst von den heimischen Streuobstwiesen findet in seinen Maischbottichen eine hochprozentige Zukunft. Als Mutter Elvira einen Eimer frisch gepflückter Zwetschgen hereinbringt, kommt Hubert Fröhlich daher plötzlich die Idee: „Wir könnten das ja zum Praktikum dazunehmen. Jeder bekommt einen Eimer in die Hand und dann raus auf die Wiese“. Keine Reaktion. Die Besucher bleiben lieber in der Brennerei, um die anstehende Verkostung nicht zu verpassen.
Feucht-fröhlich geht es naturgemäß zu bei Schnapsbrand-Verkostung. Edgar Weipert und Helmut Pfister, alte Bekannte von Hubert Fröhlich, waren in weiser Voraussicht mit Akkordeon und Geige zum Praktikum erschienen und sorgten schon für ausgelassene Stimmung. Dass die 30 Teilnehmer des Praktikums die richtige Reihenfolge beim Genuss der Edelbrände eingehalten haben, ist bei Fröhlichs strengem Prinzip gewährleistet. Nur das Überspringen ist erlaubt.