Der Weg zum Karlstadter Radkonzept war länger als geplant, gilt das nun auch für die Umsetzung der zunächst sechs priorisierten Maßnahmen? Kai-Uwe Brune, Teamleitung Straßenverkehr, informierte den Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung am Donnerstag über den Stand der Dinge und etwaige Hindernisse. Dass der Rat jährlich über den Fortschritt des Radverkehrskonzepts unterrichtet wird, wurde gemeinsam mit dem 70 Maßnahmen umfassenden Konzept im Juli 2023 beschlossen.

1. Bau der festen Querungshilfen in der Bodelschwinghstraße verzögert sich

"Seit der Einführung haben wir überwiegend positive Rückmeldungen erhalten, die Maßnahmen haben sich hier aus unserer Sicht bewährt", so Brune. Bislang gibt es in der Bodelschwinghstraße auf Höhe der Johann-von-Korb-Straße allerdings statt fester Bauten noch die provisorischen Querungshilfen. Woran liegt das?
"Wir wollten das Ganze schon im Sommer umsetzen." Bei der ersten Ausschreibung der Arbeiten im Frühjahr sei jedoch kein Angebot eingegangen. Die zweite Ausschreibung im Herbst war schließlich erfolgreich. Der Auftrag sei erfolgt und der Baubeginn für die Oster- oder Pfingstferien 2025 geplant, um den Schulverkehr nicht zu behindern. Die Lage der festen Querungshilfen hängt von Gehwegsabsenkungen, den Bedürfnissen behinderter und sehbehinderter Menschen sowie den Schulbussen und Müllautos ab, die hier noch gut um die Kurve kommen müssen.
2. Einbahnstraße in der "Johann-von-Korb-Straße": Ausbau 2026 geplant

Der Stadtrat hatte im Sommer 2023 beschlossen, dass die Korbstraße zur Einbahnstraße wird, die Zahnstraße hingegen nicht. Vorbild für die Korbstraße ist der Krönleinsweg. Geplant ist ein breiter Geh- und Radweg. Der Ausbau ist zwischen dem Krönleinsweg und der Bodelschwinghstraße vorgesehen. Der Baubeginn ist laut Brune für 2026 geplant, abhängig sei dies jedoch von den zur Verfügung stehenden Haushaltsmitteln.

3. Maßnahmen auf der Nordbrücke wurden umgesetzt, sollen aber noch ergänzt werden

Bereits umgesetzt wurden die geänderte Vorfahrt und Fahrradstreifen an und auf der Nordbrücke. Die Maßnahmen hätten für einige Diskussionen samt "Farbanschlägen" gesorgt, sagte Brune.
Das hat sich hier geändert: Die bei Autofahrern beliebte Parkplatzzufahrt in Richtung Gemündener Straße wurde geschlossen. Brune erklärte, dass dies aus Sicherheitsgründen entschieden worden sei. "Radfahrer hätten hier übersehen werden können." Einige Bereiche, etwa an der Querung über die Straße "Am Hirschfeld", wurden zudem rot markiert, um die Aufmerksamkeit der Autofahrerinnen und -fahrer zu erhöhen.
Radfahrende können jetzt in Schritttempo auf den Gehwegen an der Nordbrücke fahren. Die Polizei bittet darum, nur in die mit einem Pfeil angezeigte Richtung zu radeln. Bisher habe es hier keine ihm bekannten Schwierigkeiten zwischen Radlern und Fußgängern gegeben, so Brune.
Jeweils bergauf wurden zudem 1,5 Meter breite Bereiche am Fahrbahnrand markiert, die nur in Fahrtrichtung genutzt und nicht von Autos befahren werden dürfen. Sie sind für Radfahrende reserviert, die Markierungen enden jedoch abrupt nach dem "Berganstieg" auf der Brücke. Dies hatte bereits zu Verwirrungen geführt. Für feste Radwege fehlt hier laut Brune allerdings der Platz.
Geplant ist deshalb nun noch eine "Verlängerung" dieser Bereiche mit einer Piktogrammkette. Zudem sollen laut Brune die vorhandenen Fahrradsymbole im Bereich des Radschutzstreifens mit Pfeilen als Richtungsanzeige ergänzt werden, um "Geisterfahrer" zu verhindern. Für diese Arbeiten sei jedoch eine Spezialfirma notwendig, das könne die Stadt nicht selbst, so Brune.
4. Die Einbahnstraßenregelung in der Altstadt ist teilweise umgesetzt

Die Alte Bahnhofstraße und die Langgasse wurden bereits in Gegenrichtung für Radfahrerinnen und -fahrer freigegeben. Zu sehen ist das an den entsprechenden Schildern und der roten Fläche an der Ausfahrt zur Ringstraße, die für einbiegende Radfahrende reserviert ist. Eine Reihe kleiner Dreiecke ist zudem an der Ecke Alte Bahnhofstraße/Langgasse zu sehen. Sie gelten als Warnung für Radfahrende, dass sie den Verkehr der kreuzenden Straße beachten sollen.
Die Freigabe der Neuen Bahnhofstraße für Radlerinnen und Radler in Gegenrichtung soll erst nach dem geplanten Umbau umgesetzt werden. Start ist Anfang 2025. Aktuell sei die Straße nicht breit genug für den Begegnungsverkehr, so Brune.
5. Maßnahmen an der Eußenheimer Straße werden wie geplant mit Kita-Bau umgesetzt

Die Eußenheimer Straße soll im kommenden Jahr im Abschnitt des künftigen Kindergartens umgebaut werden. Es sind beidseitige gemeinsame Geh- und Radwege und eine Fußgängerampel geplant. Letztere sei bereits mit Polizei, Landratsamt und Staatlichem Bauamt Würzburg abgestimmt. Brune: "Die Detailfragen werden demnächst geklärt."
Der Kita-Bau wird noch vor Weihnachten beginnen, Start für den Straßenumbau soll voraussichtlich im Herbst 2025 sein. Grund für den späteren Beginn sind Bauarbeiten in der Bodelschwinghstraße und damit einhergehende Umleitungen für den Verkehr.
6. Alte Mainbrücke bleibt noch wie sie ist – zum Missfallen der Stadt
Bereits Ende September 2023 hatte die Stadt Karlstadt beantragt, auf der Alten Mainbrücke Radsymbole wie auf der Nordbrücke sowie ein Parkverbot einzuführen. Erst fast ein Jahr später, im August, habe es einen Vor-Ort-Termin mit dem Staatlichen Bauamt, der Polizeiinspektion Karlstadt und dem Landratsamt Main Spessart gegeben, sagte Brune dem Gremium. Kurz danach habe das Bauamt die Maßnahme abgelehnt. "Die Kollegen sahen keine Verbindung zu den Radwegen auf der anderen Mainseite." Man wolle aber noch einmal das Gespräch suchen, bekräftigte auch Bürgermeister Michael Hombach (CSU).
Weitere Themen rund um das Radverkehrskonzept
Weiter informierte Brune darüber, dass die Planungen für die Radwegverbindung Karlburg-Wiesenfeld liefen. Hier gebe es Abstimmungen mit dem Landkreis wegen dessen Radverkehrskonzept. Brune: "Wir wollen unser Konzept aber priorisiert umsetzen."
Theo Dittmaier (CSU) wies auf den schlechten Zustand des Radwegs von Rohrbach nach Karlstadt hin. Hierfür sollten Haushaltsmittel priorisiert werden. Harald Schneider (SPD) bemängelte die langsame Umsetzung der Maßnahmen: "Da hätte ich mir mehr Dynamik gewünscht." Er schlug vor, Unterstützung zu suchen, etwa der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen. "Karlstadt soll nächstes Jahr offiziell zur fahrradfreundlichen Kommune ernannt werden, dafür müssen wir etwas tun."