Schnelle, doppeldeutige Dialoge, eine kurzweilige Handlung und ein Humor, der viel mit Körpersprache arbeitet – das ist die Kombination, die das Stück "Sugar - Some Like It Hot" bei den Scherenburgfestspielen in Gemünden auszeichnet. Beim Premierenpublikum am vergangenen Mittwoch fand diese Mischung großen Anklang.
Die zwei arbeitslosen Musiker Jerry (Steffen Westenmeier) und Joe (Andreas van den Berg) werden in Chicago Zeugen eines Mafia-Mords – und geraten dadurch selbst ins Visier der Gauner. Doch die beiden wissen sich zu helfen: Als Frauen verkleidet schließen sie sich als "Josephine" und "Daphne" der Damen-Band um die charismatische Sängerin Sugar (Isabell Lang) an und flüchten inkognito nach Florida. Joe spielt hier eine Doppelrolle: Als Bandmitglied Josephine freundet er sich mit Sugar an, als falscher Millionenerbe macht er ihr romantische Avancen. Derweil wird Jerry in seiner Tarnung als Daphne von einem echten Millionär umgarnt. Wie können die Musiker ihre falschen Identitäten wieder ablegen, ohne Sugar das Herz zu brechen und von der Mafia erwischt zu werden?

Voller Körpereinsatz der Hauptdarsteller
Getragen wird das Stück vom herrlich komischen Zusammenspiel von Steffen Westenmeier und Andres van den Berg, die Stammgästen der Scherenburg aus vielen anderen Inszenierungen und Klamauk-Rollen bekannt sind. Durch ihren vollen Körpereinsatz und ausdrucksstarke Mimik kommen die Slapstick-Dialoge erst richtig zur Geltung. Abwechselnd gehen Joe und Jerry in ihrer Frauen-Rolle voll auf oder hadern mit ihrer Tarnung. Großen Applaus vom Publikum ernteten sie für ihre Auftritte in Abendkleidern und Badeanzügen.

Isabell Lang gab als Sugar ein hervorragendes Monroe-Double ab und unterhielt das Publikum zum Abschluss der Show mit einer souveränen Darbietung von "I Wanna Be Loved By You". Freude machte den Scherenburg-Gästen auch die Damen-Kappelle unter der strengen Leitung von Sweet Sue (Monika Reithofer). Die Frauen – alle mit Marilyn-Monroe-artiger Haarpracht – bereicherten den Abend mit Gesang- und Tanzstücken im Stil der 20er Jahre. Beeindruckend war für den aufmerksamen Beobachter auch, wie die Schauspielerinnen im Abendkleid durch eine Kulissentür verschwanden und Momente später durch eine andere Tür wieder erschienen, jetzt aber in Mafia-Frack und mit Schnurrbart.
Falsche Frauen leiden unter dem Gehabe der Männerwelt
Einigen komischen Momenten im Stück liegt jedoch auch ein gesellschaftskritischer Aspekt zugrunde, Joe und Jerry erfahren schließlich aus erster Hand, wie Männer mit Frauen umgehen. So wird Jerry in seiner Daphne-Tarnung vom Millionär in den Po gekniffen und beschwert sich bei seinem Freund Joe. Der antwortet schlicht: "Da siehst du mal, wie die andere Hälfte lebt." Jerry leidet weiter: "Wenn der Millionär mich im Badeanzug sieht, vergewaltigt er mich."

Das Spiel mit den Geschlechterrollen zieht sich durch alle Ebenen der Inszenierung. So waren in der sechsköpfigen Band, die den ganzen Abend musikalisch untermalte, alle Männer mit Kleidern und alle Frauen mit Anzügen ausgestattet. Mafia-Boss Spats Palazzo, gekonnt gespielt von Frank Habatsch, bewegte sich ausschließlich stepptanzend über die Bühne und persiflierte so die traditionellen Gangster-Filme, in denen die Mafiosi als harte Kerle dargestellt werden.

"Sugar" von Regisseur Urs Schleiff und dem musikalischen Leiter Michael Albert bietet schnellen Spaß und musikalische Unterhaltung mit dem Flair der goldenen 20er Jahre und ein gutes Gegengewicht zur parallel laufenden Shakespeare-Inszenierung von "Ein Sommernachtstraum."
Auf dem Spielplan steht "Sugar" bis zum 14. August. Über die Spieltermine und andere Aufführungen informiert die Webseite www.scherenburgfestspiele.de