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Lohr: Ratten in der Lohrer Innenstadt: Ist das schon eine Plage?

Lohr

Ratten in der Lohrer Innenstadt: Ist das schon eine Plage?

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    Eine offenkundig junge Ratte genießt die Reste in einem Eisbecher, der in einen Abfallkorb am Alten Rathaus in Lohr geworfen wurde. 
    Eine offenkundig junge Ratte genießt die Reste in einem Eisbecher, der in einen Abfallkorb am Alten Rathaus in Lohr geworfen wurde.  Foto: Alfons Kern

    Für Alfons Kern war es nicht die erste und einzige Begegnung mit Ratten in der Stadt. Am Dienstagabend aber hatte er alle Zeit, seine Beobachtung auch zu dokumentieren: Saß die offenkundig junge Ratte doch in einem Abfalleimer am Eingang zum Alten Rathaus und labte sich an den Resten eines Eisbechers. Ein kahler Fleck im Fell auf dem Rücken lässt vermuten, dass sie schon eine ernsthafte Auseinandersetzung hinter sich oder sich verletzt hatte, als sie sich durch ein enges Loch zwängte.

    Diverse Rattensichtungen

    "Nachdem ich in der Lohrer Altstadt schon mehrmals am helllichten Tag eine Ratte laufen sah, konnte mich dieser Anblick kaum mehr verblüffen", schreibt der 72-jährige Pensionär aus Aichach, der seit 1990 einen Zweitwohnsitz in der Sterngasse hat - zusammen mit seiner aus Lohr stammenden Frau Maria. Passanten, mit denen er am Marktplatz ins Gespräch kam, hätten erst wenige Tage zuvor eine "fette Ratte" in der Mittleren Schlossgasse gesichtet und vor einigen Wochen eine in der Lohrtorstraße, ergänzt er im Telefonat mit der Redaktion.

    Und es ist noch gar nicht so lange her, dass sich auch Anlieger der Fischergasse über die unbeliebten Nager beschwerten. Mit mäßigem Erfolg allerdings. Wie im März berichtet, stellten Vertreter des Gesundheitsamts am Landratsamt sowie des Lohrer Ordnungsamtes bei einem Ortstermin "weder Ratten noch Spuren von Ratten" fest, so die Auskunft beider Behörden. Dennoch habe die Stadt die Stadtwerke beauftragt, in der Kanalisation Rattenköder auszulegen.

    Dies hat das Rathaus auch diesmal umgehend angeordnet. Ohnedies würden alle Abfalleimer in der Innenstadt täglich geleert, wie Pressesprecher Dieter Daus auf Anfrage der Redaktion betonte - auch sonntags.

    Beim Thema Ratten freilich ist Kern sensibilisiert, glaubt er doch einen Zusammenhang zu erkennen mit dem Genehmigungsverhalten der Stadt. Dabei geht es um Auflagen bei Haussanierungen in der Innenstadt, die Ensembleschutz genießt, insbesondere dem Aspekt, wie mit Platz für Mülltonnen umgegangen wird.

    Mülltonnen von öffentlichen Flächen verbannt

    Der ehemalige Lehrer legt ein Schreiben der Stadt aus dem Jahr 1998 vor. Darin waren die Anlieger in der Sterngasse aufgefordert worden, keine Mülltonnen mehr auf öffentliche Flächen anzustellen. Begründet wurde dies nicht nur damit, dass die Zufahrt für Rettungs- und Lieferfahrzeige beeinträchtigt werde, sondern auch mit der den Mülltonnen geschuldeten "Geruchsbelästigung für Anwohner und Passanten" sowie einer "Störung des Stadtbildes".

    Auf Privatgrund, aber öffentlich zu sehen: Mülltonnen-Parade in der eigens dafür vorgesehenen Nische eines sanierten Hauses in der Sterngasse. Das Abweichen vom ursprünglichen Plan hat die Stadtverwaltung laut Alfons Kern nachträglich genehmigt. 
    Auf Privatgrund, aber öffentlich zu sehen: Mülltonnen-Parade in der eigens dafür vorgesehenen Nische eines sanierten Hauses in der Sterngasse. Das Abweichen vom ursprünglichen Plan hat die Stadtverwaltung laut Alfons Kern nachträglich genehmigt.  Foto: Roland Pleier

    Das erste Argument hat Kerns Nachbar bei der Sanierung seines Hauses geschickt umgangen: Er nimmt die Fassade seines Hauses im unteren Bereich ein Stück zurück und schafft damit eine Art Nische für die Mülltonnen-Parade auf Privatgrund. Allein diese "Duldsamkeit der Stadtverwaltung im Hinblick auf die Negativwirkung dieser Hässlichkeit" ist Kern unverständlich, wie er es erst tags zuvor, am Montag, in einer E-Mail an Bürgermeister Mario Paul geschrieben hatte. Die Gestaltungsabsicht der Städtebauförderung werde so ad absurdum geführt, kritisiert der Sterngässler.

    Allein, die Stadt hat in diesem Fall offenbar resigniert. "Wir haben bereits mehrfach mit dem zuständigen Planer in dieser Richtung gesprochen", klärt Daus auf. "Eine rechtliche Handhabe" aber habe die Stadt Lohr "in diesem Falle nicht".

    Kern beruft sich auf die Gestaltungssatzung

    Dazu kommt jedoch, dass die beiden weiteren Argumente - Geruchsbelästigung und Stadtbild-Störung - bei dieser nachträglich genehmigten Planänderung offenbar keine Rolle spielten. Kerns Kritik: "Unseres Wissens gilt diese Satzung noch. Weshalb setzt die Stadt sie nicht durch?"

    Und nun kommen auch noch die Rattensichtungen hinzu. Kern vermutet da zumindest einen Zusammenhang mit den Mülltonnen.  "Ob wohl die in den Gassen offen herumstehenden Mülltonnen ihr Teil zum Problem beitragen?", argwöhnt er. 

    Mülltonnen-Verschlag in der Mittleren Schlossgasse.
    Mülltonnen-Verschlag in der Mittleren Schlossgasse. Foto: Roland Pleier

    Wobei das Problem nicht auf die Sterngasse beschränkt ist. "Auch andere Gassen der Altstadt werden durch Mülltonnen verunziert", schreibt Kern an den Bürgermeister und fragt: "Kann sich Lohr als Touristen-Magnet ein solches Erscheinungsbild leisten?" Als Positiv-Vergleich zieht er Karlstadt heran: In dessen Zentrum, so Kern, seien keine Mülltonnen auf der Straße zu finden.

    Ein Berg von Gelben Säcken am Ende der Sterngasse zum Oberen Marktplatz hin.
    Ein Berg von Gelben Säcken am Ende der Sterngasse zum Oberen Marktplatz hin. Foto: Roland Pleier

    Auch nicht gerade schön für das Stadtbild sind die Berge von Gelben Säcken, die im Vier-Wochen-Rhythmus abgefahren werden. Doch ließe sich dieses sporadische Problem allenfalls durch Sammelstellen lösen, die dann von den Bürgern angefahren werden müssten. 

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