Acht neue Werke hat Rexroth in den vergangenen fünf Jahren in Betrieb genommen. In China, Rumänien, Brasilien und der Türkei beispielsweise. Allesamt im Ausland. Am Mittwoch nun hat Bosch Rexroth erstmals auch in Deutschland eine neue Produktionsstätte ihrer Bestimmung übergeben.
Als mit der Planung des neuen Werkes begonnen worden war, standen die Vorzeichen freilich viel deutlicher auf Wachstum als momentan. Dennoch zeigte sich Reiner Leipold-Büttner, der Technik-Vorstand von Rexroth, beim Festakt vor rund 200 geladenen Gästen in Nürnberg zuversichtlich, dass man „die gewaltige Investition schnell in den profitablen Bereich bringen“ werde.
Vor nur fünf Jahren habe die Windkraftsparte bei Rexroth kaum Gewicht gehabt. Doch bereits jetzt sei man der weltweit größte unabhängige Hersteller von Getrieben für Windkraftanlagen. Das in nur einem Jahr gebaute neue Werk solle dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit weiter zu steigern.
Ebenso wie Leipold-Büttner unterstrich auch Franz Fehrenbach, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Rexroth-Mutter Bosch, wie zukunftsträchtig der Bereich der erneuerbaren Energien und speziell der Windkraftanlagen sei. Mit dem Ausbau der Kapazitäten schaffe Rexroth die Voraussetzung, um seine Position am Markt zu festigen. Das neue Werk in Nürnberg mit seinen aktuell 280 Mitarbeitern könne in zehn Monaten sämtliche Getriebe für die Windkraftanlagen bauen, die nötig wären, um den Strombedarf der Landeshauptstadt München abzudecken, rechnete Fehrenbach vor. Wie groß die Bedeutung der erneuerbaren Energien und des Ressourcenschutzes mittlerweile für Bosch ist, machte er mit einer anderen Zahl deutlich: Rund ein Drittel des Umsatzes erwirtschaftete Bosch 2008 auf diesem Gebiet.
Seehofer verspricht Unterstützung
„Die grüne Industrie hat Zukunft“ sagte auch Ministerpräsident Horst Seehofer. Er sei ein „überzeugter Verfechter regenerativer Energien“. Rexroth und Bosch seien mit ihrem Engagement in diese Richtung nicht nur „auf einem sehr guten Weg“, sondern mit den Investitionen auch beispielgebend in einer wirtschaftlich alles andere als rosigen Zeit. „Bei Ihnen herrscht der richtige Geist“, lobte Seehofer die versammelte Riege der Spitzenmanager von Rexroth und Bosch und sicherte beim Bemühen um eine verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien die Unterstützung der Staatsregierung zu. „Gratulation zu diesem Tag. Gott segne die Firma Bosch“, schloss der Ministerpräsident seine Festrede.
Zuvor hatte er den Nürnbergern und den Franken noch kräftig Honig ums Maul geschmiert: „Franken ist der stärkste Teil Bayerns“, sagte der Politiker – freilich ohne zu erklären, weswegen er angesichts dieser Erkenntnis vor wenigen Monaten sein Kabinett vor allem mit Altbayern und Schwaben besetzt hat.
Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly fasste sich deutlich kürzer als Seehofer. „Tausend Dank“, sagte er den Verantwortlichen für deren Investition in der Frankenmetropole, die sich als Zentrum auf für erneuerbaren Energie profilieren will.
Das neue Rexroth-Werk in Nürnberg umfasst eine Gesamtfläche von rund zehn Hektar. Das Areal in der Dieselstraße liegt in unmittelbarer nähe zum Main-Donau-Kanal und zu einem weithin sichtbaren Wahrzeichen Nürnbergs, dem wegen seiner Bauform als „Nürnberger Ei“ bekannten und 292 Meter hohen Fernmeldeturm.
15 Meter hohe Produktionshalle
Kernstück des neuen Werkes ist eine 164 mal 204 Meter große und fast 15 Meter hohe Halle. Bereits im Januar lief dort die Produktion von Hohlrädern und Planetengetrieben an. Seit März werden komplette Getriebe montiert. Diese sind bis zu 27 Tonnen schwer. Um die Einzelteile zu den einzelnen Produktionsschritten transportieren zu könne, schweben unter dem Dach der Halle 63 riesige Kräne.
Insgesamt will Rexroth bis zum Jahr 2013 die stolze Summe von 180 Millionen Euro in das Werk investieren. Die derzeitige Zahl von 280 Mitarbeitern soll bis dahin auf rund 700 wachsen. Im Endausbauzustand soll alle drei Stunde ein Getriebe das Werk verlassen.
Neben den Großgetrieben produziert Rexroth in unmittelbar angrenzenden Hallen mit rund 310 Mitarbeitern Außenzahnradmaschinen, die zum Beispiel in Bau- und Landmaschinen zum Einsatz kommen.
Nach dem offiziellen Festakt hatten die Gäste am Mittwoch die Gelegenheit, sich bei Führungen durch das neue Werk über die Produktionsabläufe zu informieren.