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Marktheidenfeld: Rocker-Streit an der Tankstelle: Wer steckt hinter den "Bandidos" und "Outlaws"?

Marktheidenfeld

Rocker-Streit an der Tankstelle: Wer steckt hinter den "Bandidos" und "Outlaws"?

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    Rocker wie hier Mitglieder der "Bandidos" sind vor allem an ihren uniformartigen Westen erkennbar. In einigen Regionen Deutschlands sind sie inzwischen verboten.
    Rocker wie hier Mitglieder der "Bandidos" sind vor allem an ihren uniformartigen Westen erkennbar. In einigen Regionen Deutschlands sind sie inzwischen verboten. Foto: Marius Becker, dpa

    Auf dem Video der Überwachungskamera an der Tankstelle ist der Streit zweier Rockerbanden laut Staatsanwaltschaft Würzburg deutlich zu sehen. Und ein Mann, der der einem anderen ein Messer in den Rücken rammt. Er sei flüchtig, hieß es zwei Tage später von Seiten der Ermittler. Fünf Verletzte waren am Samstagabend an der Tankstelle in Marktheidenfeld (Lkr. Main-Spessart) vor Ort von den Einsatzkräften gefunden worden.

    Der Polizei Unterfranken zufolge kommen die Beteiligten der Auseinandersetzung aus dem Kreis der "Bandidos" und "Outlaws". Doch was sind das für rivalisierende Gruppen und wer steht hinter den Rockern? Antworten im Überblick.

    Wie viele Rocker gibt es in Deutschland und was machen sie?

    Laut Bundeskriminalamt (BKA) gibt es bundesweit rund 10.000 Rocker in verschiedenen Gruppierungen, organisiert in circa 700 sogenannten "Chapters". Immer wieder gibt es Berichte über Revierkämpfe unter Mitgliedern. Die Rede ist von Erpressung und Drogenhandel, Rocker sollen mit Messern aufeinander losgehen oder auf Polizisten. In Unterfranken sind bisher keine größeren Vorfälle bekannt.

    "Rocker sind längst nicht mehr nur die tumben Schläger, die vor Diskotheken stehen und dort den Drogenhandel kontrollieren", sagt Journalist Thomas Heise, Mitautor des 2013 erschienenen Buchs  "Rockerkrieg". Sie würden auch in der Lebensmittelbranche mitmischen, Immobiliengeschäfte machen oder in der Gastronomie oder in der Rotlichtszene tätig sein. "Sie sind Teil der organisierten Kriminalität in Deutschland und liefern sich einen Krieg um Macht und Einfluss", sagt Heise, der als Experte für Rockerkriminalität gilt.

    In welchem Zusammenhang stehen Rockerclubs und Kriminalität?

    Laut dem aktuellen bayerischen Verfassungsschutzbericht zählen zu typischen Deliktsfeldern dieser Gruppierungen Rauschgifthandel sowie Rotlicht- und Gewaltkriminalität. 

    Laut Bundeskriminalamt liegt der Großteil der von Rockern begangenen Straftaten im Bereich der Rohheitsdelikte. Die Schwelle zu massiver Gewalt bis hin zu Tötungsdelikten sei niedrig.

    Was weiß die Polizei Unterfranken über die "Outlaws" vor Ort?

     "Wir haben Rocker, die hier wohnen", sagt der Marktheidenfelder Polizeichef Michael Zimmer mit Blick auf "Outlaws" im benachbarten Roden. "Allerdings hatten wir hier in keiner Weise Auffälligkeiten." Die Beteiligten des Streits an der Tankstelle seien "bei weitem nicht alle aus dem Landkreis Main-Spessart" gekommen, sagt Zimmer. Sie stammten auch von außerhalb.

    Die "Outlaws" haben nach eigenen Angaben 37 Chapter in Deutschland und europaweit 2000 Mitglieder. Darunter sind Standorte in Kitzingen, im Landkreis Main-Spessart und im benachbarten Main-Tauber-Kreis.

    Wo im Umkreis von Unterfranken fallen "Bandidos" auf?

    In Miltenberg machen die "Bandidos", eine der weltweit größten Motorradgruppen, immer wieder von sich reden. Der Club wird auf circa 5000 Mitglieder mit 210 Ortsgruppen in 22 Ländern geschätzt. Laut dem bayerischen Verfassungsschutzbericht 2023 hatten die "Bandidos" in Bayern Gruppen in Allersberg, Bad Königshofen, Bamberg, Bogen, Deggendorf, Ingolstadt, München, Nürnberg, Passau, Miltenberg, Würzburg und Starnberg.

    "Auffällig sind bei den rockerartigen Gruppierungen die starken Schwankungen bei den Mitgliederzahlen", schreibt der Verfassungsschutz. Verlässliche Angaben über die Situation in Unterfranken lassen sich so schwer machen.

    Im Juni 2022 hatte ein Vorfall zwischen zwei Gruppierungen in Miltenberg für Aufsehen gesorgt. Laut Polizei zwangen damals fünf Rocker der "Bandidos" auf offener Straße ein Auto zum Anhalten und attackierten einen Insassen: einen 55 Jahre alten "Outlaw". Bei der Aufklärung stieß die Polizei auf eine Mauer des Schweigens.

    Was ist über die "Bandidos" in Unterfranken und Bayern bekannt?

    Unvergessen ist der Versuch des Landeskriminalamtes (LKA), 2009 einen im Raum Würzburg tätigen V-Mann als Spitzel bei den "Bandidos" einzuschleusen. Der Plan ging schief, als der Spitzel bei dubiosen Drogengeschäften erwischt wurde. Vor Gericht und in den Medien plauderte der V-Mann Interna aus der Welt der "Bandidos" und auch aus Ermittlerkreisen aus - mit zweifelhaftem Wahrheitsgehalt

    Heikel ist auch folgende Erkenntnis der bayerischen Verfassungsschützer: "Es bestehen punktuell personelle Überschneidungen zwischen dem Rockermilieu und der rechtsextremistischen Szene, die zumeist auf geschäftliche Interessen oder persönliche Beziehungen zurückgehen."

    Woran sind die Rockergruppen zu erkennen?

    Erkennbar sind die Rocker an ihren markanten Lederwesten mit Clubnamen und Emblemen. 2017 wurde nach blutigen Auseinandersetzungen im Ruhrgebiet einigen Gruppierungen, darunter den dortigen Bandidos, das öffentliche Tragen ihrer "Kutte" verboten.

    Das Bundesverfassungsgericht bestätigte 2020 dieses Verbot, das bei Veranstaltungen auch kontrolliert wird: Das uniformierte Auftreten und gemeinsame Zeigen der Vereinszeichen wirke einschüchternd, hieß es unter anderem zur Begründung der Gesetzesverschärfung.

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