Der braun geflügelte Kinderliebling kommt besonders in so genannten Rodungsinseln vor. Das sind frühere Waldgebiete, in denen Siedlungen angelegt wurden, deren Bewohner den Baumbestand beseitigt haben, um Landwirtschaft treiben zu können.
Mespelbrunn und Rothenbuch sind beispielsweise solche an der Nahtstelle der Grenze zwischen den Kreisen Aschaffenburg und Main-Spessart. Im Sinntal trifft man solche an. Kleinere sind beispielsweise auch Frammersbach, Ruppertshütten, Neuhütten, Partenstein, Wiesthal, der Esselbachgrund oder Schollbrunn. Dort aber halte sich die Population bis jetzt in Grenzen, sagt Dr. Joachim Liebler, Pflanzenbau-Fachmann am Amt für Landwirtschaft Karlstadt.
Wenn der Käfer - wie in Mespelbrunn - einmal in Massen anzutreffen ist, da bleibt er auch und nistet sich massenhaft ein. Das fertige Insekt schwärmt höchstens bis zum Waldrand, seiner "Speisegaststätte". Kilometerweite Flüge in andere Regionen sind nicht bekannt, und wenn, dann eher Zufall.
Der fertige Käfer alleine wäre es nicht, der den Landwirten die Zornesröte ins Gesicht treibt. Es sind seine Larven. Millionen von ihnen fressen und fressen, leben wie die Made im Speck und zerstören dabei das Wurzelwerk unter der Grasnarbe. Mehr als 125 Hektar sind alleine im Mespelbrunner Ortsteil Hessenthal betroffen. Immer weiter dringt die Plage auch ins benachbarte Heimbuchenthal vor. Auch in den Vorgärten beißen sich die Engerlinge durch das Wurzelwerk von Salat, Radieschen oder Rettich.
So mancher wünscht die gefräßigen Würmer zum Teufel. Aber so weit bohren sie sich nicht durchs Erdreich. "Je kälter der Boden im Winter, desto tiefer buddeln sie sich in die frostfreie Zone", erklärt Dr. Liebler. "Wird es wärmer, trauen sie sich wieder näher an die Oberfläche und stillen ihren Hunger."
Rund 10 000 Euro Grasschaden hat beispielsweise Otto Fäth aus Mespelbrunn vor Jahren erlitten. Nicht alleine durch den minderen Grasschnitt, wie er erklärte. Dem Engerling folgt die Wildsau auf dem Fuße. In Scharen pflügen die Schwarzkittel die Grasnarbe um, was auch Dr. Liebler bestätigt.
Fäth rechnet in die Schadenshöhe auch das Fräsen, die Anschaffung einer Kreiselegge oder den neuen Grassamen mit ein. "Kein Jagdpächter kann für einen solchen Schaden aufkommen. Wenn es mir nach ginge, sollte man die Sauen, so viele es auch sein mögen, zwei Jahre lang auf die Felder lassen, damit sie die Engerlinge auswühlen und fressen. Erlegen kann man die Sauen sowie so nicht, dafür sind sie viel zu schlau. Man soll ihnen die eiweißreiche Nahrung gönnen. Die Einbußen an Heuernte sind kurzzeitig zu verschmerzen."
Fäth weiß, dass die meisten über diesen Vorschlag lachen. "Aber wer soll denn eine andere Bekämpfungsmöglichkeit bezahlen? Der Staat macht es nicht, ein Privatmann oder die Gemeinde können es aus finanziellen Gründen nicht."
Ähnlich sieht es der Fachmann vom Landwirtschaftsamt. Neben dem finanziellen Problem - alleine für die Region Mespelbrunn rechnet er mit einigen zig-tausend Euro - räumt er aber auch fachliche und praktische Schwierigkeiten ein. Er schildert drei Maßnahmen, die möglich wären, aber keine davon sei wirklich 100-prozentig erfolgreich: Bekämpfung durch Pilze, Gift aus dem Hubschrauber oder als wirksamste Maßnahme die Bekämpfung mit der Fräse, so Dr. Liebler. Dabei wird der Boden auf eine Tiefe von acht bis zehn Zentimeter bearbeitet. Die scharfen Klingen würden den Engerlingen im Nu den Garaus machen.
Dabei spielt die Topografie - besonders in den Spessarttälern - nicht mit. Ein starker Regenguss könnte das Erdreich aus den Steillagen flugs ins Zentrum von Mespelbrunn oder Rothenbuch - übrigens ähnlich stark betroffen - spülen: Der Ort versänke im Dreck.

Am kommenden Montag um 10 Uhr treffen sich Behördenvertreter und Landwirte im Haus des Gastes in Mespelbrunn. Dort werden auch Maßnahmen erörtert, um der Maikäferplage Herr zu werden.