Plastiktüten, Gummihandschuhe, Windeln und manchmal auch ganze Tierkadaver – die braune Biomülltonne wird häufig zweckentfremdet. Falsche Mülltrennung führt zu erheblichem Mehraufwand, teilweise zur gänzlichen Entsorgung im Müllheizkraftwerk und damit einhergehend höheren Gebühren, betont Martin Oppmann. Am Donnerstag war der Abfallwirtschaftsleiter des Kreises zur Tonnenkontrolle in der Lohrer Altstadt.
Der Sachgebietsleiter für Kommunale Abfallwirtschaft verweist darauf, dass der Biomüll der einzige Stoffkreislauf im Landkreis sei, der zu 100 Prozent in der Hand der Kommune liege. Bei einer achtsamen Nutzung könnten die kompletten 14 000 Tonnen Biomüll, die jährlich an das Humuswerk in Gemünden geliefert werden, auch in Humus umgewandelt werden. Für diesen besteht laut Oppmann eine größere Nachfrage, als produziert werden könne.
Tonne für Tonne
Eine unangenehme, aber wichtige Arbeit verrichten an diesem Morgen seit 4.30 Uhr die beiden Biologinnen Petra Höß und Eva Berthold. Ihren Arbeitgeber, das Umweltbüro Fabion aus Würzburg, hat der Landkreis beauftragt. Die beiden Umweltgutachterinnen untersuchen die braunen Tonnen und zeichnen auf, wenn sie Fehlstoffe entdecken.
Der Inhalt von 30 Prozent der Biotonnen ist mit Störstoffen verunreinigt. Bei zehn Prozent so stark, dass die Tonne mit einem roten Aufkleber versehen wird und ungeleert stehen bleibt. Der Besitzer muss dann mit dem Landratsamt Kontakt aufnehmen. Entweder sortiert er seinen nicht biotauglichen Müll aus und lässt seine Tonne zum nächsten Termin leeren, oder er zahlt knapp 20 Euro für eine Restmüllentleerung.
"Ein Hauptproblem ist in den Innenstädten zu erkennen", erklärt Petra Höß. Durch viele Einzelhändler und Gastronomiebetriebe mit Angestellten sei das Bewusstsein zur korrekten Mülltrennung oftmals nicht vorhanden.
Kunststoff und Metall
Gleich drei Tonnen haben die Biologinnen am Schlossplatz mit einem roten Aufkleber markiert. Kunststoffverpackungen und Metallteile sind dem Biomüll beigemischt. Der herbeigeeilte Besitzer zeigt sich reumütig. Das Lohrer Kontrollergebnis falle auch nicht mehr aus der Rolle wie in anderen Städten auch, führt Eva Berthold aus.
In drei Stufen wird die falsche Nutzung der Tonne festgehalten. Jede Tonne ist seit der Umstellung mittels eines Barcodes ihrem Besitzer zuzuordnen. Auch Fotos halten die Verunreinigung fest. Alle ausgewerteten Daten gehen an Martin Oppmann, der dann auch die Fahrer der Müllfahrzeuge darauf hinweist, wo mit Missständen zu rechnen ist. Der Fahrer kann mittels einer Kamera feststellen, ob sich die verwarnten Personen jetzt an die Anordnungen halten und ebenso gelbe und rote Warn-Aufkleber ausstellen. Auch dauerhaft könne bei Folgetätern eine Entleerung verhindert werden.
Per Hand sortieren
"Wir handeln mit Augenmaß", sagt Oppmann. Erst nach drei Verwarnungen mit einem gelben Aufkleber bleibe die Biotonne auch tatsächlich stehen. Vorwiegend gehe es um Aufklärung und Verständnis. Denn im Humuswerk müssen Störstoffe teilweise per Hand aussortiert werden. Für die sich verteuernde Verwertung des falsch entsorgten Mülls müssten alle Bürger mehr zahlen – auch jene, die richtig trennen. In den Stadtteilen und auf dem Land gebe es kaum Beanstandungen, hat Oppmann erkannt. Dort herrsche ein größerer Bezug zur Biotonne.
Die eingerichtete Homepage www.biokoenner.de, die von vier Landkreisen betrieben wird, setzt auch mit Videos auf humorvolle Akzente bei der Aufklärung. "Dabei ist die Mülltrennung doch gar nicht so schwer", meint Oppmann, "alles, was wir nicht auf unseren Kompost schmeißen würden, gehört auch nicht in die Biotonne."
Was in die Biotonne darf und was nichtDas darf hinein: Küchenabfälle (Obst- und Gemüsereste, Kaffee- und Teefilter, Eier- und Nussschalen, Knochen, Fischgräten, Speisereste), Gartenabfälle (Blumen, Zierpflanzen, Rasen- und Heckenschnitt, Laub, Moos, Unkraut, Blumenerde), Zeitungspapier nur soviel, wie zum Einwickeln benötigt wird.Das darf nicht hinein: Restmüll, Frittierfett, Korken, Asche, Kleintierstreu, Tierkadaver/Schlachtabfälle, Fäkalien, Bauschutt, Erdaushub, Hof- und Straßenkehricht, Speiseabfälle aus gewerblichem Bereich.Quelle: frza