„Wir werden das ,Kleinste‘ wohl durch ,gefühlt Kleinste‘ ersetzen“, gab sich der Betzensteiner Bürgermeister Claus Meyer bei seinem Besuch in der offiziell kleinsten Stadt Bayerns geschlagen. Zwischen seiner oberfränkischen Kommune und dem unterfränkischen Rothenfels ist damit ein nicht ganz ernster Streit beigelegt.
Da Meyer auf der Internetseite von Betzenberg immer noch mit „Frankens kleinste Stadt“ wirbt, wurde der Bürgermeister im vergangenen Jahr von seinem Rothenfelser Amtskollegen Micheal Gram eingeladen, sich die echte kleinste Stadt Bayerns einmal anzuschauen.
Jetzt nahm Meyer, im Rahmen des diesjährigen VG-Ausfluges, dieses Angebot an und kam mit 22 VG-Mitgliedern nach Rothenfels. Im Rathaus wurde er von Gram und Stellvertreter Norbert Oestel herzlich begrüßt; es war von Beginn an eine lockere Runde, die mit jedem Schluck Bayer-Bräu noch gemütlicher wurde.
Gram erklärte: „Ich habe heute nicht lange überlegen müssen, welche Krawatte ich anziehe und welche Tischdecken ich auflege.“ Man sah es auch gleich, denn überall prangte der Schriftzug „Rothenfels – Kleinste Stadt Bayerns“. Auf die Frage von Gram, warum die Betzensteiner denn immer noch mit dem Titel im Internet werben, antwortete Meyer mit einem Augenzwinkern: „Die Frau, die das macht, ist noch krank.“
Dann schilderte er schon etwas ernster, dass er auch nicht wisse, woher die Behauptung käme. Sie hätten schon alle in der Schule gelernt, dass Betzenstein die kleinste Stadt Frankens und sogar Bayerns sei. Das dies nicht so sei, habe er selbst recherchiert: „Laut Wikipedia sind wir ja nicht mal unter den ersten Hundert kleinsten Städten Deutschlands.“
Die Fakten sprechen klar für sich: Die Stadt Rothenfels hat in zwei Stadtteilen insgesamt 1004 Einwohner, Betztenstein mit seinen 23 Stadtteilen über 2500. Und auch der Stadtkern von Rothenfels ist mit 379 Einwohnern klar kleiner als der von Betzenstein mit 850.
Daraufhin kam Meyer auf den Vorschlag das „Kleinste“ in seiner Werbung entweder mit einem Fragezeichen zu ergänzen oder durch „gefühlt Kleinste“ zu ersetzen. Darüber werde er noch nachdenken.
Für Gram ist der Titel „Kleinste Stadt Bayerns“ zwar ein schöner, aber auch ein „Titel ohne Mittel“. Er wäre froh, wenn er mehr junge Familien in seine Stadt bringen könnte.
Nach dem Zusammentreffen und einer Gegeneinladung nach Betzenstein folgte der Eintrag ins Gästebuch, bevor Norbert Oestel mit den Besuchern eine Stadtführung und eine Burgbesichtigung unternahm. Nach einem Abschlusstrunk fuhren die Gäste dann wieder nach Hause – nicht mehr in „Frankens kleinste Stadt“, sondern nach Betzenstein.