Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Main-Spessart
Icon Pfeil nach unten

Wertheim: Rotkreuzklinik Wertheim in Schieflage: Was bedeutet das für die medizinische Versorgung in Main-Spessart?

Wertheim

Rotkreuzklinik Wertheim in Schieflage: Was bedeutet das für die medizinische Versorgung in Main-Spessart?

    • |
    • |
    Die Rotkreuzklinik in Wertheim hat finanzielle Schwierigkeiten und will sich unter einem Schutzschirmverfahren neu aufstellen. Sollte das nicht gelingen, wären davon auch viele Patienten aus dem Raum Marktheidenfeld betroffen.
    Die Rotkreuzklinik in Wertheim hat finanzielle Schwierigkeiten und will sich unter einem Schutzschirmverfahren neu aufstellen. Sollte das nicht gelingen, wären davon auch viele Patienten aus dem Raum Marktheidenfeld betroffen. Foto: Thomas Obermeier

    Menschen in Notsituationen suchen den kürzesten Weg ins Krankenhaus – für viele Menschen im südlichen Raum Marktheidenfeld führte der bisher über die Landesgrenze in die Wertheimer Rotkreuzklinik. 1089 Menschen aus Main-Spessart wurden hier nach Angaben der Klinik 2022 behandelt. Doch nun ist das Krankenhaus in finanziellen Schwierigkeiten, die der Träger, die Rotkreuzschwestern in München, nicht länger stemmen kann. Deswegen läuft noch bis Anfang Dezember ein Schutzschirmverfahren, in dem die Klinik sich neu aufstellen und einen Sanierungsfahrplan aufstellen will. Auch das Medizinische Versorgungszentrum Alte Grafschaft in Kreuzwertheim hängt mit im Verfahren.

    Der Krankenhausbetrieb läuft in dieser Zeit weiter. Im Klinikum in Lohr ist deswegen noch nicht erkennbar, dass jetzt mehr Patienten aus dem Wertheimer Einzugsbereich kämen, teilt das Klinikum Main-Spessart auf Anfrage mit. Solange der Betrieb in Wertheim weiterläuft, rechnet man auch nicht damit. Auch Bewerbungen von wechselwilligen Fachkräften gab es wohl noch nicht. Wie blicken die Lohrer auf die Situation der Wertheimer Kollegen? Dazu schreibt Sprecherin Lisa Schmitt auf Anfrage der Redaktion: "Sollte es wirklich zu einer Schließung oder erheblichen Leistungsreduktion kommen, so werden das umliegende Krankenhäuser – auch das Klinikum Main-Spessart – zwar qualifiziert auffangen können, doch die Fahrzeiten werden sich für Patientinnen und Patienten verlängern."

    Klinikgebäude ist erst wenige Jahre alt

    Birgit Väth, Krankenschwester und Betriebsratsvorsitzende der Rotkreuzklinik, hat die finanzielle Schieflage kommen sehen. "Wir wussten, dass die Klinik rote Zahlen schreibt und dass im Klinikum Lindenberg bereits ein Schutzschirmverfahren lief." Insofern sei ihr klar gewesen, dass die Kreuzschwestern das Defizit nicht dauerhaft würden ausgleichen können. 

    Sie habe das Gefühl, dass das Verfahren sehr professionell laufe, sagt Väth im Gespräch mit der Redaktion. Die Mitarbeiter würden alle zwei Wochen vom Unternehmen über den Stand des Verfahrens informiert und außerdem aufgerufen, eigene Ideen und Anregungen einzubringen. Als großen Vorteil sieht sie, dass das Klinikgebäude in Wertheim erst wenige Jahre alt und damit auf dem besten Stand ist. Das Personal halte gut zusammen, aber es gebe eben auch Menschen, die mit der Unsicherheit nicht leben können – und sich deshalb eine andere Stelle suchen.

    "Mein Gefühl ist, dass jetzt die Politik gefragt ist", sagt Väth. "Zumindest um eine Brücke zu schlagen, bis die Krankenhausreform des Gesundheitsministers beschlossen ist. Daran hängt viel."

    Kreuzwertheimer Bürgermeister fordert Unterstützung von der Politik

    Die Politik sieht auch der Bürgermeister der Nachbargemeinde Kreuzwertheim, Klaus Thoma, in der Verantwortung. "Das Krankenhaus ist für uns natürlich enorm wichtig", so Thoma. Er habe das Gefühl, dass man in der Bundespolitik die Krankenhauslandschaft "bereinigen" wolle. "Für mich als Land-Bürgermeister ist das nicht hinnehmbar", sagt Thoma und fordert finanzielle Unterstützung für Kliniken, die in Schieflage geraten sind. Die nächsten Krankenhäuser in Lohr oder Würzburg seien von Kreuzwertheim mit Verkehr und Baustellen fast eine Stunde entfernt. Wenn ein Bürger zum Beispiel mit einem Herzinfarkt ins Krankenhaus müsse, sei das viel zu weit.

    "Wir brauchen echte Mediziner und keine Telemedizin."

    Kreuzwertheims Bürgermeister Klaus Thoma

    Doch auch für die Regelversorgung ist die Wertheimer Rotkreuzklinik für seine Gemeinde enorm wichtig. Denn das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) in Kreuzwertheim, in dem Haus- und Fachärzte unter einem Dach arbeiten, wird von der Klinik mit betrieben. Derzeit sei die Gemeinde dadurch hausärztlich sehr gut versorgt. Wenn es das MVZ nicht mehr gäbe, wäre das laut Thoma fatal. "Wir brauchen echte Mediziner und keine Telemedizin", findet der Bürgermeister.

    Solange das Schutzschirmverfahren läuft, kann Thoma allerdings nicht mehr tun, als abzuwarten. "Jetzt hoffen wir erstmal, dass es funktioniert", sagt er. Wenn nicht, müsse man über neue Trägerschaften nachdenken. Eigentlich seien Krankenhäuser ja gar keine kommunale Aufgabe, aber als Bürgermeister müsse er sich natürlich trotzdem kümmern. Dass das Thema die Leute im Ort beschäftige und vielen Sorgen mache, merke er. Neben der medizinischen Versorgung hängen auch viele Arbeitsplätze an der Klinik.

    Marktheidenfelder Bürgermeister 

    Auch in Marktheidenfeld blickt Bürgermeister Thomas Stamm gespannt auf die Entwicklung in Wertheim. "Gerade aus dem Bereich der Grafschaften tendieren viele eher Richtung Wertheim, da der Weg einfach kürzer ist", sagt Stamm. Wenn die Rotkreuzklinik schließen müsste, wäre das eine echte Versorgungslücke, findet er – besonders nach der Schließung des Marktheidenfelder Krankenhauses. "Das wäre schon fatal für die gesamte Region", so Stamm.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden