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Lohr: Sackenbach leer, Steinbach voll

Lohr

Sackenbach leer, Steinbach voll

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    So sieht es derzeit in der Steinbacher Ortsdurchfahrt aus: Durch den Umleitungsverkehr ist die ohnehin schon hohe Verkehrsbelastung noch schlimmer geworden. Anwohner empfinden die Situation als belastend.
    So sieht es derzeit in der Steinbacher Ortsdurchfahrt aus: Durch den Umleitungsverkehr ist die ohnehin schon hohe Verkehrsbelastung noch schlimmer geworden. Anwohner empfinden die Situation als belastend. Foto: Thomas Josef Möhler

    Des einen Freud', des anderen Leid: Seit dem 23. August ist die B 26 von Sackenbach bis Neuendorf wegen einer Erneuerung der Fahrbahn voll gesperrt. Anwohner der Sackenbacher Ortsdurchfahrt berichten von "paradiesischen Zuständen" wegen des fehlenden Verkehrs. In Steinbach dagegen bestimmt wegen der Umleitung der Durchgangsverkehr den Alltag jetzt vollends.

    Gerhard Kuhn wohnt in Sackenbach direkt an der B 26. Der Unterschied zwischen der Zeit vor der Straßensperrung und jetzt kommt ihm vor "wie Tag und Nacht". Zu normalen Zeiten durchquerten Tausende Laster und Autos die Ortsdurchfahrt. Jetzt sei der verbliebene Verkehr "verschwindend gering".

    Lärm durch Kanaldeckel

    Vor allem die Lastwagen verursachten viel Lärm, wenn sie über ausgeschlagene Kanaldeckel führen. "Danach kann man frühs die Uhr stellen, da bist du hellwach", beklagt sich Kuhn. Ein solcher Deckel in der Nähe seines Hauses sei ausgetauscht worden. "Wir sitzen jetzt abends im Garten und hören nichts – außer dem Verkehr in Steinbach." Er sei glücklich, dass die Straße zurzeit gesperrt sei.

    Astrid Späth empfindet den jetzigen Zustand als "paradiesisch" und "so wunderbar". Sonst donnerten die Fahrzeuge immer durch den Ort, auch nachts. Jetzt sei es "ruhiger als sonntags". Nach Späths Worten ist das "eine völlig andere Lebensqualität".

    Ulrike Franz erfindet sogar ein neues Wort: "Derzeit ist es wunderprächtig, eine himmlische Ruhe zu jeder Tages- und Nachtzeit." Vor allem das Fehlen der Lastwagen mache sich bemerkbar, "wir genießen das wirklich". Auch vor Franz' Haus wurde ein Kanaldeckel ausgewechselt, der beim Überfahren besonders viel Krach machte. Nur eines regt sie auf: Dass einige Autofahrer trotz unübersehbarer Hinweisschilder dennoch versuchen, Sackenbach zu durchqueren, und dann herumrangieren, um den Ort wieder zu verlassen.

    Ganz anders sieht es wegen des Umleitungsverkehrs infolge der B 26-Sperrung auf der anderen Mainseite in Steinbach aus. Stellvertretend für die örtliche "Bürgerinitiative MSP-Spange" erklärte Peter Helfrich, das schon immer hohe Verkehrsaufkommen in der Ortsdurchfahrt habe sich "nun nochmals dramatisch erhöht".

    Verkehr bestimmt Alltag

    Der Alltag werde nun "vollends vom Durchgangsverkehr bestimmt, so dass ein normales Leben eigentlich nicht mehr möglich ist". Jede Straßenüberquerung von Kindern zum Bus, von älteren Menschen zum Einkauf oder beim Kirchgang, jedes Ausfahren vom Grundstück in die Ortsdurchfahrt werde zu einer konkreten Gefahr. Dazu kämen die langfristigen gesundheitlichen Folgen der Emissionen.

    "Paradiesische Zustände" herrschen derzeit in der Sackenbacher Ortsdurchfahrt. Bis auf ein parkendes Fahrzeug ist die B 26 autoleer, die Anwohner haben ihre Ruhe.
    "Paradiesische Zustände" herrschen derzeit in der Sackenbacher Ortsdurchfahrt. Bis auf ein parkendes Fahrzeug ist die B 26 autoleer, die Anwohner haben ihre Ruhe. Foto: Thomas Josef Möhler

    Am Beispiel Steinbach kann man nach Helfrichs Worten die Folgen einer falschen Verkehrspolitik sehr deutlich erkennen. So würden Mautpreller nach wie vor vom Staat belohnt, wenn sie zum Abkürzen ihrer Fahrtstrecke die Autobahn verließen und "gratis durch unsere Dörfer vagabundieren". Ein einziger Lastwagen verursache mit seiner Achslast Schäden an Straße und Gebäuden wie 15 000 Autos.

    Das seien unnötige Schäden, so Helfrich, die der Steuerzahler immer wieder aufs Neue begleichen müsse. Der frühere Vorsitzende der Gebietsverkehrswacht Lohr fragt sich, ob eine Reduzierung der Geschwindigkeit auf 30 Stundenkilometer innerorts nicht unerlässlich sei zur Verminderung der Gefahren und zur Reduzierung der Emissionen.

    Nur noch Kopfschütteln

    "In Steinbach schüttelt man nur noch den Kopf", erklärte Helfrich. Spätestens jetzt sei für jeden zu sehen, wie sich der Verkehr ab Karlstadt in Richtung Lohr nach einer Fertigstellung der B 26n auf ein altes Straßennetz ohne dritte Mainbrücke auswirken würde: "Die vom Staatlichen Bauamt Würzburg für diesen Fall prognostizierten Zahlen wären noch wesentlich höher als momentan in Steinbach."

    Viele Ortschaften im Umfeld von Lohr würden ein ähnliches Schicksal erleiden. Und Lohr-Stadt würde zu einem "großen Güterbahnhof mit überregionaler Anbindung in alle Himmelsrichtungen". Allerdings nicht auf der Schiene, sondern auf der Straße. Denn jeder Lastwagen durch Sackenbach oder Steinbach lande in Lohr am großen Kreisverkehr oder an der Kreuzung Oberes Tor.

    Wieder ändern werden sich die Verhältnisse voraussichtlich am 11. September. Dann soll die Fahrbahnerneuerung der Bundesstraße 26 abgeschlossen sein und die "paradiesischen Zustände" in Sackenbach werden zu Ende gehen. Der Ort Steinbach kann ab dann mit wenigstens etwas weniger Durchgangsverkehr rechnen.

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