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Sauber bis in die kleinste Ritze

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Sauber bis in die kleinste Ritze

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    Vor zwei Wochen hat es hier gebrannt: Fleißige Mitarbeiter der Firma Belfor sind zurzeit damit beschäftigt, die Holger Christiansen Produktion GmbH
im Gewerbegebiet "Zur Seewiese" in Bergrothenfels zu säubern, denn am 3. Januar soll dort die Produktion wieder laufen.
    Vor zwei Wochen hat es hier gebrannt: Fleißige Mitarbeiter der Firma Belfor sind zurzeit damit beschäftigt, die Holger Christiansen Produktion GmbH im Gewerbegebiet "Zur Seewiese" in Bergrothenfels zu säubern, denn am 3. Januar soll dort die Produktion wieder laufen. Foto: FOTO MARTINA SCHNEIDER

    60 Mitarbeiter der Firma Belfor Relectronic aus Duisburg (Fachbetrieb für Brand-, Wasser- und Umweltsanierung) in schneeweiße Anzüge "verpackt" sind seit dem 22. Dezember rund um die Uhr in zwei Schichten damit beschäftigt, jedes Schräubchen, jede Werkbank, jede Werkzeug- und Testmaschine, jedes Messgerät und jede klitzekleine Ritze von Chloriden zu befreien. Diese Salze wirken unter anderem auf Beton und eisenhaltige Metalle zerstörend. Der Schwelbrand in der Lackspritzkabine des Herstellers für Lichtmaschinen und Anlasser in der Nacht auf den 19. Dezember (wir berichteten) hatte sie freigesetzt.

    Mehr als 7000 Arbeitsstunden seien da bereits zusammengekommen, berichtete der Schwiegersohn des Firmengründers Holger Christiansen und erklärt: "Es war die Auflage unserer Versicherung, die gesamte Firma reinigen zu lassen, denn die Chloride fangen sofort an zu korrodieren und dieses Risiko wäre für unsere Produktion viel zu groß gewesen."

    Nicht eine achtlos weggeworfene Zigarettenkippe, wie es die Polizei vermeldet hatte, sondern eine chemische Reaktion der in der Spritzkabine gelagerten Filtermatten habe den Schwelbrand ausgelöst, sagt Thielen-Christiansen. Ein Mitarbeiter habe am Samstagmorgen noch Teile gespritzt, danach die Filtermatten turnusmäßig ausgetauscht und diese zusammengefaltet in eine Plastikkiste gelegt.

    Die darauf folgende chemische Reaktion habe den Schwelbrand ausgelöst. Dies sei noch nicht zu hundert Prozent geklärt, doch ermittle man in diese Richtung. Ein ähnlicher Fall sei kürzlich in der betriebseigenen Produktionsstätte in der Slowakei aufgetreten, berichtet der Diplom-Ingenieur und ergänzt: "Wir verwenden seit etwa drei Wochen einen neuen wasserlöslichen Lack, keine Nitroverdünnung."

    Auf zurzeit etwa 800 000 Euro schätzt der 54-Jährige den Schaden, der durch den Brand entstanden ist. Dabei habe man noch Glück gehabt, denn die meisten der pro Stück rund 100 000 Euro teuren Testmaschinen seien nicht beschädigt worden. Zudem habe die Firma HC zwischen den Jahren ohnehin Betriebsferien und somit nur einen "geringen" Produktionsausfall. "Außerdem sind wir gut versichert", ist Thielen-Christiansen beruhigt.

    Etwa 1000 fertige Lichtmaschinen verlassen die Produktionsstätte in Bergrothenfels pro Tag in Richtung Dänemark, wo in Esbjerg das Herz der Holger Christiansen AG sitzt und von wo aus die Anlasser und Lichtmaschinen weltweit unter anderem an Firmen wie MAN, Scania und Mercedes vertrieben werden. Die Lichtmaschinen sind entweder neu oder refabriziert. Refabriziert heißt, defekte Lichtmaschinen und Anlasser werden komplett zerlegt, gereinigt und untersucht. Die defekten Teile werden recycled und durch fabrikneue Teile ersetzt.

    Rund 800 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen in neun Vertriebsniederlassungen, unter anderem in den USA, England, Holland, Österreich, Frankreich und der Ukraine. Thielen-Christiansen ist froh, dass der Brand in Bergrothenfels keine größeren Schäden am Betriebsgebäude verursacht hat. "Der Stahlkonstruktion ist durch die Hitze nichts passiert." Wäre das der Fall gewesen, hätte man die Produktion im Gewerbegebiet "Zur Seewiese" einstellen und auf einen Schlag die dort beschäftigten 110 Mitarbeiter entlassen müssen.

    So sind "nur" noch etwa 800 Quadratmeter Dachfläche auszutauschen. Die nämlich haben auch die fleißigen Belfor-Mitarbeiter nicht mehr sauber bekommen. Den Gesamtschaden, der sich, laut Thielen-Christiansen, auf rund eine Million Euro belaufen wird, trägt die Versicherung.

    Für das Bergrothenfelser Unternehmen wird die Arbeit am Montag ganz normal weiter gehen. Lediglich die Spritzkabine wird noch nicht komplett wieder hergestellt sein. Doch hier haben sich Thielen-Christiansen und seine Mitarbeiter auch eine Lösung einfallen lassen, die eine reibungslose Fortführung der Produktion gewährleisten wird.

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