Die „Fritillaria meleagris“, die Schachbrettblume, stand am Wochenende wieder im Mittelpunkt: Zum 13. Mal veranstaltete der Markt Obersinn sein Schachblumenfest an der Reithbrücke direkt am Naturschutzgebiet Sinngrund.
Unbeeindruckt vom wechselhaften Wetter waren Besucher aus ganz Deutschland angereist, um die Symbolpflanze des Sinngrunds blühen zu sehen. Bürgermeisterin Lioba Zieres schätzte, dass „mehrere tausend Gäste“ nach Obersinn gekommen waren, darunter Landrat Thomas Schiebel, die Abgeordneten Eberhard Sinner und Harald Schneider sowie Dr. Gerrit Himmelsbach vom Archäologischen Spessartprojekt. Viele waren mit dem Fahrrad oder zu Fuß auf das Festgelände an der bayerisch-hessischen Grenze gekommen. Viele Gäste kamen auch mit der Bahn. Sogar aus der Schachblumen-Partnergemeinde Großsteinbach in der Steiermark war eine Gruppe angereist.
Beim Bieranstich betonte Rathauschefin Zieres – sie zapfte übrigens mit lediglich zwei kräftigen Schlägen an – dass mit dem Fest nicht nur auf die Schachblume allein, sondern auch auf den Biber und zahlreiche andere geschützte Pflanzen aufmerksam gemacht werden soll. Der Markt investiere einiges an Geld in den Erhalt dieser intakten Natur, auf die es aufzupassen gelte.
Landrat Thomas Schiebel lobte die Obersinner, die so viel Herzblut in die einigartige Kulturlandschaft investieren. „Kaum eine andere Kommune im Landkreis hat so viel intakte Natur zu bieten“, fand auch der Abgeordnete Harald Schneider.
Landschaftsführerin Annelore Welzenbach, ihre Kolleginnen Gabi Bechold – sie in der Festtagstracht des Sinngrundes – und Jutta Vogt (Detter) stellten bei den halbstündigen Exkursionen die Schachblume und viele geschützte Pflanzen und Lebewesen des Sinntals vor. 1993 sei die „Sinngrundschönheit“ Blume des Jahres gewesen. Biberbetreuer Armin Welzenbach lud interessierte Gäste zu Biberführungen zu einer in der Nähe gelegenen Burg ein.
Die Ausweisung von 72 Hektar Gemarkungsfläche als Teil des „Naturschutzgebietes Schachblumenwiesen“ war der eigentliche Anlass, ein Fest zu veranstalten. Insgesamt sind im Sinntal von Zeitlofs bis nach Schaippach auf 500 Hektar zusammenhängender Fläche die violetten glockenartigen Blumen zu finden. Experten schätzen das Vorkommen auf circa 20 Millionen Exemplare.
Seit etwa 150 Jahren ist die Schachblume im Sinntal daheim. Circa fünf bis sechs Jahre benötigt sie vom Keimen bis zur Blüte, erläuterte Annelore Welzenbach. Man vermutet, dass der Ursprung des Liliengewächses in den Barockgärten der Herren von Thüngen in Zeitlofs war. Das Hochwasser verbreitete die Samen dann im Sinntal, wo sie ideale Wuchsbedingungen fanden: saure Böden, Buntsandstein und einen kohlesäurehaltigen Untergrund. Seit die Blume geschützt ist, hat sie sich erheblich vermehrt.
Am Festplatz an der Reithbrücke sorgte die Musikkapelle Obersinn/Mittelsinn/Kolpingkapelle Burgsinn unter Leitung von Volker Gärtner für flotte Weisen, während am Samstag Livemusik der „Amarank“, einem Celtic Folk Music-Ensemble, zu hören war. In Infozelten wurden die Schönheiten der Region präsentiert.
Der Naturpark Spessart und der Bund Naturschutz sowie die Fischerjugend im Fischereiverband Unterfranken informierten über ihre Arbeit und das Bikewaldprojekt Sinngrund stellte sich vor. Sogar ein ausgestopfter Biber zeigte sein imposantes Gebiss und ein Luchs erinnerte an die Wiedereingliederung in den Spessartwäldern. Auch die Initiative „Pro Spessart“ (IPS) und der Markt Obersinn waren vertreten.
Ein Steinmetz bot handwerklich gefertigte Schachblumen aus Naturstein an und eine Goldschmiedin offerierte entsprechenden Schmuck. Auch das örtliche JuZ beteiligte sich mit einer Kinderschminkstation und in der Naturwerkstatt konnte man unter Anleitung sein eigenes „Insektenhotel“ bauen.