Es ist ein Alleinstellungsmerkmal des Gemündener Hallenbads, dass es unter der Woche erst um 22 Uhr schließt. Sogar aus Karlstadt soll es Badegäste geben, die deshalb nach Gemünden fahren. Aber wie lange bleibt diese großzügige Öffnungszeit noch erhalten? Am Montag hat der Gemündener Stadtrat einstimmig für höhere Eintrittspreise für Freibad und Hallenbad gestimmt. Zum Sparvorschlag aus der Stadtverwaltung, das Freibad eine Stunde später, erst um 10 Uhr, zu öffnen und das Hallenbad schon um 21 Uhr zu schließen, gab es jedoch noch keine Abstimmung. Dafür eine rege Diskussion.
Hintergrund des Ganzen ist ein jährliches Defizit bei den beiden Bädern von 500.000 bis 600.000 Euro bei gleichzeitig höheren Energiekosten und Personalausgaben. "Tendenz steigend", sagte Bürgermeister Jürgen Lippert. "Es wird halt nicht einfacher, den Haushalt auszugleichen." Eine Stunde weniger Personalkosten durch verkürzte Öffnungszeiten und dadurch womöglich eine bessere Einteilung der Schichten seien wichtiger als höhere Eintrittspreise, so Lippert.

Stadträte hatten nichts gegen höhere Preise, aber Einwände gegen kürzere Öffnungszeiten
Mehrere Stadträte betonten, dass sie die vorgeschlagene Erhöhung der Eintrittspreise der Einzelkarten um 50 Cent moderat fänden. Dazu gab es deshalb auch keine weitere Diskussion. "Woanders gibt es schon ganz andere Preise", so Lippert. Er verwies etwa auf Burgsinn, wo das Freibad schon fünf Euro Eintritt für Erwachsene kostet. In Gemünden kostet das Freibad für Erwachsene künftig regulär vier Euro.
Allerdings hatten mehrere Stadtratsmitglieder Bauchschmerzen bei der Verkürzung der Öffnungszeiten. "Früh um 9 Uhr stehen die Besucher Schlange vor dem Freibad", sagte etwa Monika Poracky. Und zu den Öffnungszeiten des Hallenbads sagte sie: "Es ist immer was los abends um 21 Uhr." Sie sei gegen verkürzte Öffnungszeiten bei gleichzeitiger Preiserhöhung. Auch Walter Volpert (BfB) sagte, er habe Probleme mit kürzeren Öffnungszeiten. Miro Blaic (FW-FB) fand: "Unser Hallenbad darf nicht an Attraktivität verlieren." Sparmaßnahmen dürften nicht zulasten der Bevölkerung gehen.
Peter Interwies: kürzere Öffnungszeiten entlasten das Personal
Peter Interwies, der im Rathaus für die Schwimmbäder zuständig ist, gab zu bedenken, dass nach der Schließung immer noch eine bis eineinhalb Stunden Nachbereitungszeit nötig seien. Bisher habe es mit dem Bäderpersonal gut geklappt in Gemünden, aber es habe auch keine gesundheitlichen Ausfälle gegeben. Kürzere Öffnungszeiten würden die Angestellten entlasten. "Verkürzte Öffnungszeiten wären mitarbeiterfreundlicher", pflichtete ihm Robert Lampert (CSU) bei. Ob man mit der Reinigung nicht schon anfangen könne, wenn das Bad noch geöffnet ist, wollte Blaic wissen. Das gehe nicht, sagte Lippert.

Zweiter Bürgermeister Werner Herrbach sagte, auch er habe Probleme damit, das Hallenbad früher zu schließen. Gerade ab 21 Uhr seien Schwimmer unterwegs, und zwar auf jeder Bahn mehrere. Ein für ihn denkbarer Kompromiss wäre es, das Bad an weniger Tagen bis 22 Uhr zu öffnen. Poracky interessierte, was das Personal zu verkürzten Öffnungszeiten sage. "Wir können auch eine Bürgerbefragung machen", entgegnete Lippert. Thema sei mit dem Personal besprochen, so Interwies.
Bürgermeister Lippert sagte, es gehe um das Wohl der Stadt
Lippert: "Ich bin da vollkommen schmerzfrei, das ist ein Vorschlag der Verwaltung zur Kostensenkung." Er müsse ihn nicht auf Biegen und Brechen durchbringen. Er verstehe auch, dass die Stadträte durchaus Unmut zu erwarten haben bei den Veränderungen. "Wir sind aber nicht da, um jemandem eine Freude zu machen, sondern für die Stadt das Beste zu erreichen."
Ferdinand Heilgenthal (SPD) und Matthias Kübert (BfB) hätte interessiert, was die höheren Eintrittspreise und die kürzeren Öffnungszeiten finanziell ausmachen. Lippert sagte, das lasse sich nur bei den verkürzten Öffnungszeiten und womöglich dadurch weniger weiterer Betriebskosten wirklich sagen.
Lippert ließ über die Gebühren abstimmen. Das Thema Öffnungszeiten soll noch einmal aufbereitet und erneut dem Stadtrat vorgelegt werden.
Kein Tageseintritt, sondern einmaliger Eintritt
Bäderverantwortlicher Interwies machte zudem auf eine Klarstellung in der Gebührensatzung aufmerksam: Beim Eintritt ins Schwimmbad handle es sich nicht um einen Tageseintritt, sondern um einen einmaligen Eintritt. "Wer rausgeht, ist draußen", so Interwies. Wenn also jemand das Bad verlässt, dann muss er beim Wiedereintritt erneut Eintritt zahlen. Das, so Lippert auf Nachfrage von Monika Poracky (SPD), gelte aber nicht für Gäste des Campingplatzes neben dem Freibad. Allerdings müssen die neuerdings auch Eintritt zahlen.