Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Main-Spessart
Icon Pfeil nach unten

Homburg: Schloss Homburg: Von der Trutzburg zum Kulturort

Homburg

Schloss Homburg: Von der Trutzburg zum Kulturort

    • |
    • |
    Das Gebsattel-Schloss, der Kallmuth, der Wein und der Main gehören zusammen.
    Das Gebsattel-Schloss, der Kallmuth, der Wein und der Main gehören zusammen. Foto: Martin Harth

    Das Schloss von Homburg am Main ist ein reizvolles Motiv für unterfränkische Bildkalender und ein besonderer Ort mit wechselvoller Geschichte. Hoch über dem Main und dem einstigen Amtsstädtchen auf einem Tuffsteinfelsen thronend, ist es gleich neben der berühmten und steilen Weinlage Kallmuth ein ganz besonderer Blickfang.

    Schon geologisch ist der Kalktuff an der Stelle, wo sich der Bischbach durch eine Schlucht seinen Weg zum Main bahnt, eine echte Besonderheit. Der so bezeichnete Bachtuff war leicht abzubauen. So soll im 18. Jahrhundert sogar Balthasar Neumann das poröse und leichte Sediment zum Bau seiner weit gespannten Gewölbedecken in der Würzburger Residenz genutzt haben. Zu mehreren größeren Felsstürzen kam es an diesem Ort im Lauf der Zeiten. Eine Tropfsteinhöhle im Massiv sollte in der örtlichen Geschichte noch eine ganz besondere Rolle spielen.

    Der Felssporn mit Ausblick auf den Main bot von vornherein eine ideale Voraussetzung zum Bau einer befestigten Burganlage. Er war nur von einer Seite her zugänglich und entsprechend leicht zu verteidigen. Der Burgberg wurde so zu einem territorialen Eckpfeiler der jeweiligen Herrschaft zwischen Hochstift Würzburg und Grafschaft Wertheim. Wohl schon in karolingischer Zeit war an diesem besonderen Platz eine Nebenburg entstanden, die ab dem 8. Jahrhundert als Hohenburg namensgebend für Homburg geworden sein dürfte.

    Ein Blick in die Burkardushöhle im Rahmen einer Kunstinstallation.
    Ein Blick in die Burkardushöhle im Rahmen einer Kunstinstallation. Foto: Martin Harth

    Der Legende nach soll zu dieser Zeit der Heilige Burkard als erster Bischof (742-754) von Würzburg auf der Flucht vor Verfolgern in der Tropfsteinhöhle, heute über 50 Stufen unterhalb des Schloss zu erreichen, Zuflucht gesucht haben. Eine Spinne, die schnell ein Netz in den Zugang baute, als die Häscher nahten, rettete ihm nach der frommen Sage das Leben. Nach Niederlegung seines Bischofsamts soll Burkard als Einsiedler in diese Höhle zurückgekehrt und dort 755 im Jahr darauf gestorben sein. Die Höhle wurde zu einer einst häufiger besuchten Wallfahrtsstätte. 1721 fanden zwei barocke Altäre dort ihren Platz, von denen einer noch heute erhalten geblieben ist.

    Der romanische Bergfried ist das älteste Bauwerk.
    Der romanische Bergfried ist das älteste Bauwerk. Foto: Martin Harth

    Die exakte Baugeschichte des Homburger Schlossbergs wurde bislang nicht umfassend dokumentiert. Einiges aus der frühen Zeit bleibt im Verborgenen. Von der einstigen Trutzburg zeugt heute in erster Linie der dreistöckige, runde, romanische Bergfried (12. Jahrhundert) im Burghof, angrenzend an die viel später erbaute Schlossscheune. Ein fratzenhafter Löwenkopf an der Außenseite dürfte noch älter sein. Im 18. Jahrhundert setzte man dem Turm eine achteckige Stube auf, die weithin wie eine Laterne wirkt und aus deren Fenstern man wunderbare Blicke auf die Mainlandschaft werfen kann.

    Wechselnde Machtverhältnisse

    Im 10. Jahrhundert kam Homburg unter Kaiser Otto III. (980-1002) zum Hochstift Würzburg. Es begann eine Zeit wechselnder und manchmal auch mehrfacher Herrschaftsverhältnisse für die Bürger. Erst am Ende des 15. Jahrhunderts festigte der Würzburger Bischof Rudolf von Scherenberg (1401-1495) wieder die alleinige Vorherrschaft des Hochstifts. Im Amt Homburg regierten Würzburger Oberamtsleute, Amtskeller und Centgrafen.

    Maßgeblich wurde dabei von 1465 bis 1602 das alte fränkische Adelsgeschlecht der von Gebsattel. Ritter Philipp von Gebsattel (1527-1576) legte 1561 den Grundstein zum Bau des Schlosses Homburg als Sitz des Würzburger Amts an exponierter Stelle. Der dreigeschossige Winkelbau wurde bis 1568 mit aufwändigem Sichtfachwerk abgeschlossen.

    Steinbockrumpf und steigender Biber kennzeichnen das Allianzwappen aus der Bauzeit.
    Steinbockrumpf und steigender Biber kennzeichnen das Allianzwappen aus der Bauzeit. Foto: Martin Harth

    Seit 1991 erinnert ein renoviertes Allianzwappen im Schlosshof an die Erbauungszeit. Es zeigt neben dem Ahnennachweis mit den Wappen der Vorfahren bunt gefasst den Steinbockrumpf der von Gebsattel und den steigenden Biber der Familie von Bibra. Denn des Bauherrn Ehefrau Anna stammte aus diesem traditionsreichen Adelsgeschlecht. Am Schloss tragen weitere Schmuckelemente diese beiden heraldischen Symbole.

    Das Schlossgebäude erfuhr viele Umbauten und Erweiterungen. Der repräsentative Ausbau im Inneren wurde unter dem Würzburger Fürstbischof Johann Gottfried zu Guttenberg (1645-1698) am Ende des 17. Jahrhunderts besonders vorangebracht.

    Das Wappen des Würzburger Fürstbischofs zu Guttenberg im Stucksaal.
    Das Wappen des Würzburger Fürstbischofs zu Guttenberg im Stucksaal. Foto: Martin Harth

    Davon kündet im Stucksaal als dem vermutlich einstigen Amtsraum dessen Wappen in einer von zwei prachtvollen Stuckkartuschen an der Decke. Zu Guttenberg hatte übrigens nicht weit von Homburg auch den Neubau der Wallfahrtskirche Mariabuchen bei Lohr begonnen. Unter Fürstbischof Johann Philipp von Greiffenklau (1699-1719) wurde der Westflügel, der die Ansicht des Schlosses vom Main her bis heute bestimmt, angefügt.

    Eine große Veränderung brachte Anfang des 19. Jahrhunderts der Übergang der Herrschaft an das Großherzogtum Würzburg und in der Folge an das Königreich Bayern. Schloss Homburg wurde zum Sitz der neu gebildeten königlichen Behörden, des Landgerichts und des Rentamts. Freilich wurde das Landgericht schon bald mainaufwärts in das aufstrebende Marktheidenfeld verlegt. Die Substanz der Homburger Baulichkeiten war in die Jahre gekommen. Ein großer Felssturz warf im Jahr 1831 Sicherheitsfragen auf, so dass auch die königliche Finanzbehörde aus Homburg abgezogen wurde. Es begann eine Zeit großer Unsicherheit.

    Im Januar 1868 konnte man den Zeitungen entnehmen, dass das königliche Rentamt Lengfurt den Marktheidenfelder Notar Öhrlein mit der Versteigerung des alten Schlosses bauauftragt hatte. Der Wert wurde mit 8 000 Gulden angegeben, das angrenzende Besitztum mit 3,2 Tagwerk. Das Anwesen eigne sich für landwirtschaftliche Zwecke oder wegen der billigen Arbeitskräfte in der Umgegend auch als Fabrik. Schließlich erwarb die Gemeinde Homburg das Schloss im Jahr darauf für 16 500 Gulden, seitdem blieb es in kommunalem Besitz.

    Rettung vor dem Verfall

    Das bedeutete die Rettung vor dem Verfall. Wiederum wurde umgebaut, damit der Homburger Pfarrer einziehen konnte, außerdem die Schule mit dem Lehrer und die Gemeindeverwaltung. Es gibt noch Homburger Bürger, die sich an ihre Schulzeit im Schloss erinnern können. Denn erst in den frühen 1970er Jahren ging auch diese Nutzung zu Ende. Zuerst zog die Schule aus. Ihr folgte der Pfarrer und 1978 wurde im neu gebildeten Markt Triefenstein das Rathaus im benachbarten Lengfurt angesiedelt.

    Das Homburger Schloss auf einer Zeitungsillustration aus dem späten 19. Jahrhundert.
    Das Homburger Schloss auf einer Zeitungsillustration aus dem späten 19. Jahrhundert. Foto: Martin Harth

    Wieder drohte dem Schloss der Verfall, gar der Abriss. Stillstand trat ein. Zum Glück wollte sich eine Gruppe Homburger Bürger damit nicht abfinden. Zusammengeschlossen im "Verein zur Rettung von Schloss Homburg" suchten sie mit dem Markt Triefenstein nach einer neuen Funktion für die Gebäude.

    Umfassende Außenrenovierung

    In den 1990-Jahren konnte eine umfassende Außenrenovierung des Schlosses angegangen werden. Gleichzeitig ging es auch im Inneren vorwärts. Die Räume wurden modernisiert und wie der Stucksaal renoviert. Man schuf aus zusammengetragenen Elementen eine stimmungsvolle Schlosskapelle im Erdgeschoss unter einer gotischen Kreuzgewölbedecke. Dort können sich heute Ehepaare in festlicher Atmosphäre standesamtlich das Ja-Wort geben.

    Die Konzertreihe "Clavier am Main" hat ihre Heimat im Gebsattel-Schloss.
    Die Konzertreihe "Clavier am Main" hat ihre Heimat im Gebsattel-Schloss. Foto: Martin Harth

    In das Schloss zogen ab 1996 Künstler ein. Die aktuelle Trägerin des Würzburger Kulturpreises, Elvira Lantenhammer, lädt zu Ausstellungen unter dem Titel "Kunst auf Schloss Homburg" und zu Sommerakademien in ihr Atelier ein. Der Pianist und Experte für alte, fränkische Kompositionskunst, Michael Günther, veranstaltet im Stucksaal die weithin beachtet Konzertreihe "Clavier am Main". In seinen Räumen zeigt er seine einmalige Sammlung historischer Tasteninstrumente und Musikalien. Die Künstlerin Linda Schwarz hat im Schloss ihre Werkstatt untergebracht, in der sie sich mit innovativen, nicht-toxischen Drucktechniken befassen kann.

    So ist Schloss Homburg wieder zu einem lebendigen Ort geworden. In der Schlossscheune ist eine Veranstaltungshalle entstanden, in der die Faschingssitzungen des Carneval-Vereins "Die Steeäisel" zu den jährlichen Höhepunkten zählt. Der Schlosshof ist mit dem benachbarten Schlossgarten in jedem Sommer der Schauplatz eines der stimmungsvollsten Weinfeste in Unterfranken. Natürlich ist das meiste davon wegen der Corona-Pandemie aktuell unmöglich geworden. Aber die Zeiten ändern sich, wie auch dieser Rückblick zeigte.

    Das Fachwerk des Homburger Schlosses wirkt bei Nacht besonders beeindruckend.
    Das Fachwerk des Homburger Schlosses wirkt bei Nacht besonders beeindruckend. Foto: Martin Harth

    Aus dem einstigen Verein zur Rettung des Gebsattel-Schlosses wurde inzwischen der "Kulturverein Schloss Homburg". Die Aufgaben werden ihm in der Zukunft nicht ausgehen.

    Literatur: Scherg, Leonhard; Das Homburger Schloß; in: Homburg am Main – 1200 Jahre Hohenburg, 880 Jahre Kallmuth-Weinbau, 550 Jahre Stadt Homburg (Beiträge zur Geschichte des Marktes Triefenstein, Band 2); Triefenstein 1981, Seite 128 – 136.

    Zum Autor: Martin Harth (62) ist freier Journalist und Stadtrat in Marktheidenfeld. Er befasst sich seit vielen Jahren mit kulturellen und historischen Themen in der Umgebung. Sein besonderer Schwerpunkt liegt in der Erforschung der Geschichte der jüdischen Minderheit in der Region um Marktheidenfeld.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden