Ein falsches Wort, ein deplatzierter Satz oder eine unüberlegte Antwort und ein Gespräch kann sich schnell in eine völlig unerwartete, vielleicht auch falsche Richtung entwickeln. Die Theater-AG der Johann-Rudolph-Glauber-Realschule entschied, dass die Thematik genügend gestalterischen Spielraum zulässt, so dass sich ihr neues Stück „Kommunikation total“ ganz den Problemen der täglichen Kommunikation widmet. Am Dienstag wurde das Stück in der Gerbergasse uraufgeführt.
Es basiert auf dem Drehbuch von Thorsten Böhner, wurde jedoch individuell an die Karlstadter Theatergruppe angepasst. In zehn Episoden präsentieren die Schüler die Szenen aus dem Alltag, in denen die Beziehungen zwischen Männer und Frauen eine zentrale Rolle spielen. Natürlich liegt der Fokus auch auf dem Smartphone, das heute eines der beliebtesten Kommunikationsmittel darstellt.
Welche Wirkung gesprochene Worte erzielen können, wurden in den einzelnen Szenen sehr deutlich. Egal ob im Wartezimmer, in der Tierarztpraxis, beim Speeddating oder an der Bushaltestelle: Wir Menschen sehnen uns nach Gesprächspartnern. Wir wollen Neuigkeiten austauschen, unterhalten und informiert werden.
Doch Kommunikation kann auch an ihre Grenzen stoßen. Auf humorvolle und kurzweilige Art werden die Folgen daraus resultierender Missverständnisse inszeniert.
Warum sind Männer in Gesprächen nur immer so kurz angebunden? Meist läuft ein Gespräch doch so ab: „Na? Gut! Dir? Passt!“. Frauen dagegen sind in ihrem Redeschwall kaum zu unterbrechen. Geschickt bildet die Inszenierung verschiedene Stereotypen ab, die sehr überspitzt dargestellt werden und immer wieder für Gelächter beim Publikum sorgen.
Dabei überzeugt die Aufführung mit einer breiten Vielfalt an Charakteren, deren Kommunikationsstrategien sich doch stark unterscheiden. Die hysterische Frau auf dem Beifahrersitz kann so gar nicht mit der „gemütlichen und ruhigen Art ihres Mannes“ und es folgt eine zehnminütige Verbalschlacht im Zuge deren sich der Zuschauer gemütlich zurücklehnen und die Geschehnisse auf der Bühne verfolgen kann.
Auch im Wartezimmer des Tierarztes erhitzen sich die Gemüter der anwesenden Frauchen, als es um die Eigenarten ihrer Lieblinge geht. Während das Gespräch immer weiter außer Kontrolle gerät, sitzt ein Mann amüsiert daneben und lässt immer wieder trockene Tier-Sprüche los.
Doch je verzweifelter die Situation auf der Bühne, umso mehr fühlte sich das Publikum unterhalten. Dies sei auch das Ziel gewesen, so Kristina Ackermann. Theater müsse schließlich nicht immer Gesellschaftskritik sein. Manchmal reiche eben auch eine komödiantische Inszenierung, die den Zuschauer auf unterhaltsame Weise der Abend versüßt.
Das bestätigte auch das Publikum und würdigte die Aufführung mit minutenlangem Applaus. „Wieder ein Stück der Realschule, das mit Humor, Witz und unerwarteten Wendungen überzeugen kann“, so ein Zuschauer. Man merkt dem Stück jedoch an, dass viel Arbeit und Überlegungen dahinter stecken. Allein der Beginn rief sehr positive Resonanz beim Publikum hervor. Durch die Einleitung mittels eines Stomps waren alle Zuschauer direkt auf die Bühnenhandlung konzentriert. Diese unerwartete, aber an dieser Stelle absolut passende Methode meint, dass die Szene, in der eine Putzkolonne dargestellt wurde, mit Geräuschen verschiedenster Alltagsgegenstände wie Besen, Flaschen und Mülltonnen untermalt wird. Kein Wort kam in den ersten fünf Minuten über die Lippen der Darsteller.
Ebenso der gezielte Einsatz theaterästhetischer Mittel hebt die Inszenierung auf eine hohes Niveau, denn präzise Sprechchöre, pantomimisches Darstellen und Mickey Mousing, was die Verstärkung der gespielten Handlung durch synchrone Musik oder Geräusche meint, sind für Theaterleute immer eine Herausforderung.
Der Gedanke, dass alle Darsteller auf der Bühne bleiben, kreisförmig um die Spieler der jeweiligen Szene angeordnet, und an verschiedenen Stellen in die Szenen integriert werden, hat sich ausgezahlt. Die Inszenierung lebt von ihrer Lebendigkeit und der Omnipräsenz der Schauspieler, wobei bewusst auf ein aufwendiges Bühnenbild verzichtet wurde.
Dies unterstreicht das Niveau der Aufführung, da das spielerische Können, die Mimik und Gestik, die Bewegungen auf der Bühne und der Inhalt des Stückes viel stärker im Fokus stehen. Weitere Abwechslung schaffte die musikalische Untermalung der einzelnen Episoden durch die Schulband der Realschule unter Leitung von Ulla Boileau und filmische Einspieler, die professionell vom ehemaligen Schüler Lukas Kunzmann produziert wurden.
Weiterhin versuchten sich die Helena Diel und Nina Marschall als Drehbuchautorinnen und entwickelten gemeinsam die letzte Szene des Stückes.
Regie: Kristina Ackermann
Darsteller: Paula Labisch, Christoph Birnbaum, Leonie Amersbach, Sarah Trautenbach, Laura Zügner, Dominik Eckstein, Marcus Müller, Fabian Breitenberger, Lilly Rose Lenes, Nina Marschall, Lara Ollmann, Anna Kitz, Janina Hamm, Helena Diel, Antonia Galz, Elena Dümmler, Sara Grundei, Anna Kaiser und Acelya Durak
Musik: René Schellenberger, Emely Amend, Lisa-Maria-Jaturat, Dominik Eckstein, Noah Edelhäuser, Simon Ehrenfeld unter Leitung von Ulla Boileau
Technik: Hanna Goldstein
Einspieler: Lukas Kunzmann