Treffer – daneben – Treffer. Annika (Name geändert) aus der 7 b des Karlstadter Johann-Schöner-Gymnasiums hat von drei Versuchen im Basketball zweimal den Korb getroffen und einmal verfehlt. Das bedeutet wie beim Biathlon eine Strafrunde. Dribbelnd umrundet sie den Mittelkreis und wird dabei von ihrem Team kräftig angefeuert: "Annika, Annika!" Als sie in ihrer Gruppe ankommt, startet die nächste.
Seit 13. November darf in Bayern eigentlich kein Sport mehr in Gebäuden stattfinden, nur außerhalb. Nach einem Eilantrag eines Fitnessstudio-Inhabers hatte die Bayerische Staatsregierung entschieden, dass Vereinssport ebenso wie der in Fitnessstudios in geschlossenen Räumen untersagt ist. Ausnahmen bilden aber der Profi- und der Schulsport. Doch hat sich im Schulsport aufgrund der Corona-Pandemie einiges geändert.
Ungestüme Art der Jugendlichen kaum zu zügeln
"Wir verzichten auf Sportarten mit Zweikampf", erklärt Sonja Hain, die gerade die Siebtklässlerinnen in Halle 3 unterrichtet. Daher gibt es kein normales Basketballspiel, sondern die oben geschilderte Staffel, bei der die Klasse in vier Gruppen aufgeteilt ist. Die Sportlehrerin könnte auch reines Techniktraining machen lassen. "Doch das wäre zu langweilig", findet sie. "Mit der Staffel bringen wir zumindest ein Stück weit den Wettkampfcharakter und Spaß mit rein."
Schon vor der Sportstunde ist einiges anders als früher. Die Kinder warten vor der Halle im Freien. Eine Schülerin beißt gerade in ein Brot. Sonja Hain sieht es vom Foyer aus: "Wenn du den Mundschutz runterziehst, musst du Abstand halten", ermahnt sie die Schülerin.

Irgendwann wird die Tür geöffnet und die Jugendlichen aus vier Klassen strömen herein. Es ist kaum möglich, ihre ungestüme Art zu zügeln. In Einbahnstraßenregelung geht es hinunter zu den Umkleiden. Dort dürfen sich jeweils nur sechs Schüler/innen umziehen, um die Abstandsregeln einhalten zu können. Nach und nach kommen sie in die Halle. Bei der Anwesenheitskontrolle fehlen noch immer einige. "Die sind noch in der Umkleide und kommen gleich", wissen die Mitschülerinnen.
Spielerisch geht alles leichter
Sonja Hain hat vier Hütchen aufgestellt mit Zetteln und Würfeln darunter. Jedes der vier Teams muss würfeln und darf die erreichte Punktzahl durchstreichen. Dann ist jeweils eine Hallenrunde mit dem Basketball zu dribbeln – mal vorwärts, rückwärts oder seitwärts. Auch das mit den Würfeln ist wieder eine Methode, um das Aufwärmen spielerischer zu gestalten. Kommen sich die Schülerinnen dabei nicht zu nahe? "Das ist im Sportunterricht, gerade in den unteren Jahrgangsstufen, kaum zu verhindern“, erläutert Sonja Hain.
Und wie empfinden die Jugendlichen den Sport mit Mund-Nase-Bedeckung? "Am Anfang hatte ich Angst vor Hyperventilation", sagt eine der 13-Jährigen. Aber das habe sich als unberechtigt erwiesen. "Man merkt's gar nicht mehr", schildert eine andere. Sie alle sind es inzwischen nicht mehr anders gewohnt.
"Die sind froh, dass sie sich bewegen dürfen"
Das bestätigt auch Sportlehrer Jürgen Flettner, bei dem in der Nachbarhalle gerade Jungs aus der Siebten mit Feuereifer Badminton spielen: "Anfangs haben einige gemault. Aber sie sind alle so froh, dass sie sich bewegen dürfen." Vor dem Badminton hatte er die Schüler ein paar Handballtechniken üben lassen. Und die Woche zuvor stand sogar Barrenturnen auf dem Programm. Da es sich dabei nur um Stützübungen handelte, war so gut wie keine Hilfestellung nötig.
Aufgrund der Masken werde auf intensive Belastungen verzichtet, erklärt Sonja Hain. Zur allgemeinen Körperbildung baut sie kurz ein paar Übungen mit ein: Im Liegestütz halten, bis alle der Reihe nach durchgezählt haben, dasselbe im Seitstütz, dann ein paar Liegestütze auf den Knien und eine Bauchmuskelübung.
Nichts, was allzu anstrengend wäre
Nach der Trinkpause – mit Abstand zueinander – wird der Sport ausgesprochen extensiv: Bandgymnastik. Die meisten Mädels hatten damit zuvor noch nie zu tun. Nach ein paar anfänglichen Verwicklern und nachdem Sonja Hain die grundsätzlichen Möglichkeiten der Bandgymnastik vorgemacht hat, denken sie sich kurzerhand die ersten kleinen Choreografien aus. Die Sportlehrerin: "Toll, was ihr in der kurzen Zeit auf die Beine gestellt habt."

Parallel zu den Jugendlichen in der Halle ist eine Klasse beim Sport im Freien unterwegs. Wandern auf dem Saupurzel steht da beispielsweise auf dem Plan. Wird der Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten, ist das laut Verordnung auch ohne Maske erlaubt. Eine Umstrukturierung hat die Schule vorgenommen: In den 5. und 6. Klassen sind die Jungs und Mädchen zusammen beim Sport, sodass keine Durchmischung mit anderen Klassen stattfindet. Vorher wurden die Buben und Mädchen getrennt und dann mit denen anderer Klassen unterrichtet. Von der 7. bis zur 10. Klasse allerdings ist ein koedukativer Sport an zahlreiche Ausnahmegenehmigungen gebunden. Daher werden in der Regel in diesen Jahrgangsstufen Mädels von Sportlehrerinnen und Jungs von Sportlehrern unterrichtet.
Möglicherweise ändert sich schon am Dienstag, 1. Dezember, an den bisherigen Regelungen für den Sportunterricht etwas.