Rund 250 geladene Gäste waren bei dem Gala-Abend im festlich gestalteten und stimmungsvoll beleuchteten Schwimmbadbereich dabei. Sie alle erlebten nicht nur einen historischen Augenblick für die Stadt mit, sondern bekamen auch Musik, Kabarett und ein vorzügliches Menü geboten.
Unter all den Menschen waren jedoch auch solche dabei, die ein wenig sentimental waren: Architekt Peter de Wit zum Beispiel. In seiner Rede bekannte er, ihn überwältigten an einem Tag wie diesem „mannigfaltige Gefühle“. Da sei einerseits der Stolz darauf, dass man es in Marktheidenfeld geschafft habe, Kunst und Kosten miteinander in Einklang zu bringen. Andererseits sei die Übergabe für ihn so, wie es ist, „ein Kind in die Welt zu entlassen“.
Wilko van Rijn, der Mann, der als Centermanager für die Verwaltung und Leitung des Wonnemar zuständig ist, versprach de Wit: Er und seine Mitarbeiter würden „das Kind erziehen und zum Erfolg führen“. Sein erklärtes Ziel sind 220 000 Gäste pro Jahr. Auch van Rijn war etwas wehmütig und drückte seine Emotionen erst auf Holländisch, dann auf Deutsch aus: „Ich habe hier viele Freunde gewonnen, werde jetzt aber auch wieder Freunde verlieren“, sagte er. Gemeint waren seine vielen niederländischen Landsleute, die am Bau des Wonnemar beteiligt waren – und die nun wieder weiterziehen werden, neuen Aufgaben entgegen.
Hinter van Rijn liegen stressige Wochen. Vor allem in den letzten Tagen war der Aufwand immens. Ohne die fleißigen Mitarbeiter wäre all das nicht möglich gewesen, lobte sie van Rijn. „Wenn sie das nicht getan hätten, dann säßen wir jetzt nicht hier.“ Einen Grund zur Panik, dass man nicht rechtzeitig fertig werden könnte, hat es aber nicht gegeben – dem pflichtete auch John Engeln vom Generalunternehmer Pellikaan bei.
Engelns Kollege Jan Jansen sprach aus, was wohl alle Besucher am Samstag dachten: „Hier ist etwas sehr Schönes zustande gebracht worden.“ Der Maya-Kalender habe sicher nicht recht mit seiner Weltuntergangs-Prophezeiung, gab Jansen Entwarnung. Das Jahr 2012 gehe jetzt zu Ende, die Bauphase im Wonnemar auch – aber es drohe bestimmt nicht das Ende der Welt. Im Gegenteil: In Marktheidenfeld beginne eine neue Ära.
Zwischen all dem Pathos erinnerte Volker Kurz, Geschäftsführer des Badbetreibers Interspa, daran, dass es auch stürmische Zeiten gab. „Es war eine fünfjährige Odyssee, bis wir den Heimathafen Marktheidenfeld endlich erreicht hatten. Die Hürden schienen teilweise unüberwindbar hoch, einmal stand das ganze Projekt auf der Kippe“, sagte Kurz. Er erinnerte damit an das Jahr 2008, als die Bürger das erste Interspa-Modell für ein neues Bad mehrheitlich ablehnten.
Dass Marktheidenfeld nun ein „Schmuckkästchen der Extraklasse“ bekomme, in dem „Funktionalität und Ästhetik Hand in Hand gehen“, das sei auch das Verdienst der gesamten „Stadtmannschaft“, allen voran Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder, betonte Kurz. Überdies sei es gelungen, bei den Bauarbeiten im Zeit- und Kostenplan zu bleiben. Zum Schluss richtete Kurz einen Appell an alle Gäste: „Räume beseelt man, indem man sie nutzt. Der Geist der Erholung soll hier kein Phantom bleiben – doch das liegt jetzt allein in Ihrer Hand.“
Weiter in die Vergangenheit blickte die Frau zurück, die sich an diesem Abend als „eine sehr glückliche Bürgermeisterin“ bezeichnete: Helga Schmidt-Neder. Sie nahm die Gäste mit auf eine Zeitreise durch vier Jahrzehnte Marktheidenfelder Bädergeschichte. Dabei sparte auch sie die Tiefschläge nicht aus, die die Stadt erleiden musste. An Interspa-Chef Kurz gerichtet sagte sie, die Stadt und alle Projektpartner habe auf dem Weg zum Wonnemar eine Gewissheit geeint: „Wasser bricht den Stein.“
Für das neue Bad fand Schmidt-Neder nur positive Worte: „Dieses wirklich schöne Bauwerk verzaubert mit seinen grandiosen Ausblicken und strahlt mit seinem Material- und Farbkonzept eine unglaubliche Harmonie aus. Es wird seinem Namen ,Wonnemar am Maradies‘ wirklich gerecht.“ Die Bürger aus Marktheidenfeld und dem Umland hätten allen Grund zur Freude über dieses „wunderbare Weihnachtsgeschenk“.
Aus den Händen von Pellikaan-Geschäftsführer Jansen nahm Schmidt-Neder den symbolischen Schlüssel entgegen. Daran baumelten weiße Kärtchen, auf denen Geldbeträge vermerkt waren, über die sich mehrere Marktheidenfelder Vereine freuen dürfen. Wenig später war die Bürgermeisterin schon wieder gefragt, diesmal als Helferin der beiden Pfarrer Bernd Töpfer und Hermann Becker: Sie durfte den Weihwasserkessel halten, als das Gebäude gesegnet wurde. Töpfer sagte, das Leben in Marktheidenfeld werde nun „um einige Wellen wohliger – und um eine Wonne reicher“. Seine Worte griff Becker auf: Er erklärte, dass das Wort „Wonne“ für Freude und Genuss stehe. Das „Wonnemar“ sei also auch „ein Stück vom Paradies“, wie es das Maradies einst war. Die Pfarrer überreichten Schmidt-Neder ein Kreuz – verbunden mit dem Wunsch, dass es irgendwo im Wonnemar einen Platz finden möge.
Für einen amüsanten Auftakt des Abends hatte der Nürnberger Unterhaltungskünstler Bernd Händel gesorgt. Er imitierte Persönlichkeiten aus Politik, Sport und Fernsehen – und das so gekonnt, dass man glauben konnte, Helmut Kohl, Franz Beckenbauer und Boris Becker wären höchstpersönlich nach Marktheidenfeld gekommen. Dank Händel wissen wir nun, dass wir Horst Seehofer und Angela Merkel nie gleichzeitig in der Wonnemar-Sauna treffen werden. Norbert Blüm dagegen hat am neuen Schwimmbad schon seinen Spaß gefunden: „Beim Baden hier, da fühl' ich es – dass meine Rente sicher is'.“
Für die „Maradixie-Jazzband“ muss der Auftritt am Samstag wie ein Déjà-vu gewesen sein: Sie hatte schon vor über 35 Jahren bei der Maradies-Einweihung gespielt.
Die Main-Post war mit einer originellen Fotoaktion vertreten. Jeder Gast konnte ein Bild von sich machen lassen und erhielt dann seine persönliche Titelseite zum Mitnehmen. Diese Aktion wird am Dienstag, 18., und Donnerstag, 20. Dezember, wiederholt.
Wonnemar in Zahlen
- Bauherr: Interspa GmbH & Co. KG, Stuttgart
- Entwurfsplanung: Peter de Wit
- Ausführungsplanung: Harald Andre
- Generalunternehmen: Fa. Pellikaan GmbH, Ratingen
- Betreiber: Interspa Gruppe, Stuttgart
- Geschäftsführer: Volker Kurz
- Centermanager: Wilko van Rijn
- Gesamtinvestitionssumme (netto): 17 Millionen Euro
- Bauzeit: Mai 2011 bis Dezember 2012
- Bruttogrundfläche: 9537 qm
- Wasserflächen: 2482 qm
- Kapazität: Hallenbad, Gesundheitsbad und Sauna: 813 Besucher
- Sitzplätze Gastronomie: 116 Besucher
- Anzahl Liegen: 210