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Marktheidenfeld: Seit 30 Jahren in Marktheidenfeld: Im Lehrhaus fürs Leben lernen

Marktheidenfeld

Seit 30 Jahren in Marktheidenfeld: Im Lehrhaus fürs Leben lernen

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    Das Institut Simone Weil-Lehrhaus für Psychologie und Spiritualität in der Friedenstraße 14 in Marktheidenfeld besteht seit 30 Jahren.
    Das Institut Simone Weil-Lehrhaus für Psychologie und Spiritualität in der Friedenstraße 14 in Marktheidenfeld besteht seit 30 Jahren. Foto: ISW Marktheidenfeld

    Ein "Lehrhaus für Psychologie und Spiritualität" gibt es seit 30 Jahren in Marktheidenfeld. Der Begriff Lehrhaus spielt bewusst auf die uralte Tradition jüdischer Religions- und Sprachschulen an. Übergriffig sei das keineswegs, betont Institutsgründerin Ruth Seubert, im Gegenteil: "Mit dem Aufgriff des Namens wollen wir dem jüdischen Leben Ehre erweisen und diese Tradition mit dem christlichen Glauben in Verbindung bringen."

    Als in der Aufklärung verstärkt der Wunsch nach säkularer Bildung aufkam, entfernten sich große Teile des europäischen Judentums von den alten Traditionen. Um dem entgegenzuwirken, gründete der deutsch-jüdische Religionsphilosoph Franz Rosenzweig (1876-1929) im Jahr 1920 in Frankfurt das erste "Freie Jüdische Lehrhaus". Rosenzweigs Jüdische Volkshochschule war nicht nur ein Haus der Erwachsenenbildung, sondern verkörperte ein völlig neues pädagogisches Konzept. Statt einer Bildung von oben nach unten, ging es ihm um Sprache, Dialog, Erfahrung und Begegnung. Lernende und Lehrende sollten einander nicht im Frontalunterricht gegenüberstehen, sondern voneinander lernen. 

    "Die jüdische Tradition christlich übersetzen"

    Auch das Lehrhaus in Marktheidenfeld beruft sich auf Rosenzweig. Das "Institut Simone Weil – Lehrhaus für Psychologie und Spiritualität" wurde zu Beginn der 1990er-Jahre von der Diplom-Theologin Ruth Seubert gegründet und steht unter der Trägerschaft der Seubert-Riedmann-Stiftung. Im Unterschied zu den üblicherweise nur Juden zugänglichen Einrichtungen will man in Marktheidenfeld "die jüdische Tradition christlich übersetzen", so Ruth Seubert.

    Mit dem Kursangebot des Lehrhauses wollen Dr. Bettina-Sophia Karwath (links) und Ruth Seubert lebendiges Lernen und glaubwürdiges Leben ermöglichen.
    Mit dem Kursangebot des Lehrhauses wollen Dr. Bettina-Sophia Karwath (links) und Ruth Seubert lebendiges Lernen und glaubwürdiges Leben ermöglichen. Foto: Diözese Eichstätt

    Ziel sei ein Begegnungshaus, in dem "wir auf die Fragen des Menschen eingehen, ihn gleichermaßen individuell wie als Teil einer Gesellschaft wahrnehmen und ihm Wege zu Gott eröffnen". Das zentrale Anliegen bleibt dabei stets gleich: "Wir wollen den Menschen darin begleiten, sich selbst besser zu verstehen. Er soll lernen, die eigene Situation realistisch einzuschätzen, persönliche Kompetenzen und Grenzen zu erkennen und dadurch Verantwortung zu übernehmen."

    Wichtigstes Hilfsmittel ist die Methode der tiefenpsychologisch fundierten Themenzentrierten Interaktion (tf TZI), die das Institut in Fortbildungs-Kursen vermittelt. In den Kursen lernen die Teilnehmer, wie sie sich sensibel, wertschätzend und gewinnbringend am Arbeitsplatz einsetzen können. Sie werden psychologisch beraten, erhalten Anstöße zur Persönlichkeitsbildung und zur Gestaltung des eigenen Umfelds.

    Ausbau der Kooperationen geplant

    In Anlehnung an die Namenspatronin Simone Weil will man "offen für alle Menschen sein, die auf der Suche sind, egal welcher Religion, welcher Bildungsebene oder welcher inneren Auffassung sie angehören", betont Dr. Bettina-Sophia Karwath, die seit 2006 am Lehrhaus wirkt. Führungskräfte aus dem Bildungs- und Gesundheitswesen nutzen das Angebot ebenso wie Angestellte aus Wirtschaft und Verwaltung, Pädagogen, Seelsorger und Freiberufler. 

    Der Brand des Gartenhauses in der Nacht zum 21. März hat auch das Hauptgebäude schwer beschädigt.
    Der Brand des Gartenhauses in der Nacht zum 21. März hat auch das Hauptgebäude schwer beschädigt. Foto: ISW Marktheidenfeld

    Besonders stolz ist das Team, dass es ohne staatliche oder kirchliche Zuschüsse auskommt. Umso schwerer wiegt deshalb der Brand, der in der Nacht zum 21. März 2021 einen großen Teil des Hauses zerstört hat. Neben Spenden hofft man auf die Unterstützung durch neue Mitarbeiter aus Psychologie, Theologie und Pädagogik. Auch die Kooperation mit Bildungseinrichtungen und Betrieben soll ausgebaut werden, damit "unsere Pädagogik des lebenslangen und lebensbegleitenden Lernens auch weiterhin zu einem Leben in Hoffnung beitragen kann. Denn: Es gibt Gott – und zwar für jeden Menschen".

    Wer das Lehrhaus mit Spenden für den Wiederaufbau unterstützen möchte, kann dies über "Hauskirche fiat verbum e.V" tun. Konto: IBAN DE39 7905 0000 0047 6557 33

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