Mit 16 Jahren begann Paula Müller ihre Ausbildung bei der Bäckerei Bock in Wernfeld - wo sie aktuell noch einmal die Woche arbeitet. "Ich habe schon immer gerne gebacken", erzählt sie. Nach einem Schülerpraktikum war sie sicher: Dies wird mein Beruf. Jetzt, drei Jahre später, hat sie als Beste ihrer Klasse abgeschlossen. Sie ist Kammersiegerin im Bäckerhandwerk in Unterfranken. Damit wiederum qualifizierte sie sich für die Teilnahme an der deutschen Meisterschaft des Bäckerhandwerks in Straubing.
Bei der dortigen Prüfung war es ihre Aufgabe, ein Schaustückes zu ihrem Hobby herzustellen. "Ich hatte mich für das Thema Garten entschieden", sagt die junge Frau. Ein aus Teig geflochtener Bilderrahmen mit Blick auf einen Garten überzeugte und bescherte ihr den zweiten Platz. "Ich bin zufrieden mit dem Ergebnis." Sie freue sich, dass sie es überhaupt dahin geschafft habe.
Bäckerin Paula Müller schläft in Etappen
Drei der vier Teilnehmenden der Meisterschaft waren Frauen. Müller freut sich, dass es derzeit mehr Bäckerinnen als früher gibt. Für sie ist der Beruf trotz des frühen Aufstehens attraktiv. "Man gewöhnt sich daran", sagt sie. Ihre Schlafstrategie ist das Schlafen in Etappen: nach der Arbeit einige Stunden, abends noch mal.
Für ein späteres Familienleben mit Kindern ist sie optimistisch: Eine Lösung fände sich dann. Das Arbeiten in einem kleinen Betrieb sieht sie dabei als Vorteil. Denn diese seien offener für die Unterstützung junger Mütter. So wie ihr Betrieb in Wernfeld. Die Hälfte der Angestellten sind Frauen.
Auch eine Alleinerziehende mit zwei kleinen Kindern arbeitet dort. Chef Bäckermeister Michael Bock habe versucht, so gut wie möglich auf deren Bedürfnisse einzugehen. Er sagt: "Wir haben die junge Mutter nicht einfach eingeteilt, sondern angerufen und gefragt, wann sie kann." Es habe viel Kraft gekostet, aber sich am Ende gelohnt. Heute arbeitet sie Vollzeit in der Bäckerei. Als Unternehmer, so Bock, sei er zu vielen Kompromissen bereit.
Kompromisse sind nötig, um Mitarbeiterin zu halten
Einen solchen muss er auch mit seiner Meisterschülerin eingehen. Denn Paula Müller hat eine weitere Ausbildung zur Konditorin begonnen. Zwei Jahre lang fährt sie dafür nach ihrem Minijob in Wernfeld nach Rothenburg ob der Tauber.
Bock ist stolz auf seine ehemalige Auszubildende und würde sie gerne als Angestellte behalten. Doch: "Ich weiß, sie strebt nach Höherem." Wenn es nicht zu wenig Nachwuchs gäbe, würde er jedes Jahr zwei Lehrlinge einstellen, sagt er. Am Gehalt während der Ausbildung liege es nicht mehr, dass der Beruf weniger attraktiv als andere ist, meint Müller. Rund 900 Euro habe sie im dritten Lehrjahr bekommen. Damit sei der Unterschied zu anderen Ausbildungsberufen, etwa in der Industrie, nicht mehr so groß wie früher.
Förderung junger Talente durch die Handwerkskammer
Die Förderung von jungen Talenten durch die Handwerkskammer sei schon recht gut, meint Bock. Für ihre beiden Auszeichnungen hat Müller von der Handwerkskammer Gutscheine für Weiterbildungen erhalten. Denn die kosteten eine Menge Geld, so die Wernfelderin.
Michael Bock spekuliert nun darauf, dass die junge Bäckerin in zwei Jahren als Konditorin in seinen Betrieb zurückkehrt. Denn auch einen Konditor oder eine Konditorin würde er gerne einstellen – wenn sich jemand findet. Paula Müller sagt, sie tendiere in der Bäckerei zwar dazu, Teilchen und Kuchen herzustellen. Doch sie meint auch: "Nach der ganzen Sahne ist es auch schön, mal wieder ein anständiges Brot in den Händen zu haben."