Aufwendig gestalteten sich die Löscharbeiten bei dem Schwelbrand in einem Silo der Kaisermühle im Arnsteiner Ortsteil Gänheim (Lkr. Main-Spessart). Am Montag gegen 8.45 Uhr war Alarm ausgelöst worden. Einsatzende war in der Nacht zum Dienstag um 4.38 Uhr. Wie der Einsatzleiter, Kreisbrandrat Peter Schmidt, berichtet, waren bis dahin fast 90 Kräfte von zwölf Feuerwehren im Einsatz.
Silobrände sind heikel und nicht mit anderen Feuern zu vergleichen. Würde man mit Wasser löschen, so könnte es zur Explosion kommen, weil man Staub und brennbares Gut aufwirbeln würde. Feuerwehrleute vergleichen das Löschen eines Silobrands daher mit einer Operation. Zunächst wurde das Silo von oben mit Kohlendioxid aus in Karlstadt bevorrateten Mitteln des Katastrophenschutzes geflutet. Messungen von Kohlenmonoxid-, Sauerstoffgehalt und Temperatur zeigten aber, dass der Schwelbrand damit noch nicht gelöscht war.
Stickstoff mit minus 196 Grad
Kurz nach 16 Uhr wurde entschieden, mit Stickstoff zu löschen. Dieser wird nicht für Löschzwecke bevorratet, sondern muss in der freien Wirtschaft angefordert werden. Glücklicherweise war ein Lkw der Firma Gutroff Industriegase kurzfristig verfügbar und innerhalb von 35 Minuten in Gänheim.
Der Betriebsschlosser der Kaisermühle schweißte einen Anschlussstutzen, der an eine Revisionsöffnung des Silos angeschlossen wurde. Flüssiger Stickstoff hat eine Temperatur von minus 196 Grad. Er wurde über einen Stickstoffverdampfer in den gasförmigen Aggregatzustand versetzt und von unten in das Silo eingeführt. Stickstoff ist leichter als Luft, verdrängt Sauerstoff und erstickt somit das Feuer.
Verkrustungen abgeschlagen
Durch den Schwelbrand war es zu Verkrustungen an der Silowand gekommen. Die Feuerwehrleute lösten diese, indem sie von außen gegen die Silowand schlugen und von innen eine Stahlkugel an einer Leine dagegenprallen ließen. Noch um 2 Uhr in der Nacht war es zu einem offenen Feuer gekommen, als Verkrustungen unten durch den Trichter aus dem Silo herauskamen, berichtet Schmidt.
In erster Linie betroffen war ein quadratisches Stahlsilo mit einer Breite von jeweils 3,50 Metern und einer Höhe von 15 Metern. Darin waren rund 18 Tonnen Futter gelagert - Sonnenblumenkuchen in Pelletsform. Aber auch ins benachbarte Silo mit Sojabohnenkuchen wurde Stickstoff eingeleitet, da es auch dort zu einer Hitzeentwicklung gekommen war. Beide Silos wurden entleert.
Vermutlich Selbstentzündung
Als Brandursache geht die Polizei von einer Selbstentzündung aus. Die Schadenshöhe ist noch unbekannt.
In ganz Bayern gibt es zur Bekämpfung von Silobränden zwei Stickstoffverdampfer. Einer ist bei der Berufsfeuerwehr Würzburg stationiert, der andere in Regensburg. Beide wurden mit Hilfe des Landesverbands bayerischer Mühlen angeschafft. Bei neueren Silos ist bereits ein Anschluss zur Stickstoffeinleitung vorhanden, auch bei der Kaisermühle. Wie von dort verlautet, werden auch die älteren Silos damit ausgestattet.