Als "einen vollen Erfolg" beschrieb Veranstalter Simon Herrmann das, was vor ein paar Wochen als fixe Idee startete und sich am Samstagabend als das Ereignis des Landkreises herausstellte: Gut 600 überwiegend junge Feierwütige zog die erste Main-Spessarter "Single Party" in die Wiesenfelder Waldsassenhalle und übertraf damit die Erwartung der Verantwortlichen bei Weitem.
"Wir hatten erst etwas Bauchschmerzen, ob das funktioniert", gab Mitveranstalterin Sabrina Schäfer zu, freute sich dafür umso mehr über den Überraschungserfolg. In Zusammenarbeit mit dem Vereinsring hatte man dafür auch einige Arbeit investiert, um die Halle mit Herzballons und ansprechender Beleuchtung ins rechte Licht zu rücken. "Die Party ist super", fand der 18-jährige Julian, der dafür mit einer 20-köpfigen Gruppe extra die "sehr weite Anreise" aus Mittelsinn auf sich genommen habe.
Spendenherz als Singlesignal
Aus derselben Richtung stammten auch Flo, Katharina, Lukas und Louis, die sich eine ähnliche Veranstaltung auch gut im heimischen Burgsinn vorstellen konnten. Die Freunde hatten sich auch direkt mit dem Gimmick des Abends ausgestattet und trugen nun mit einem roten Herzen umrahmte Nummern auf der Brust. "Echt witzig", fand Lukas die Idee der Veranstalter, die Partnersuche auf diese Weise etwas zu vereinfachen. Gegen eine Spende von einem Euro konnte sich am Eingang jeder damit ausstatten und seinen Single-Status signalisieren. Die individuellen Nummern dienten außerdem dazu, dem oder der Angebeteten anonyme Avancen auf dem großen Bildschirm über dem DJ-Pult zukommen zu lassen.

Zur Realisierung dieses Spiels hatte man sich das Team von "Spotted: Main-Spessart" ins Boot geholt, die über ihren Facebook-Account und den am Halleneingang installierten Briefkasten eingegangene "Liebesbotschaften" regelmäßig auf die Leinwand projizierten. Michael, der die Seite vor fünf Jahren noch unter dem Namen "Spotted: Lohr" gegründet hatte, wollte damit auf den Trend reagieren, dass man sich in Zeiten unkomplizierter Kontaktaufnahme durch Dating-Apps wie "Tinder" und "Lovoo" im "richtigen Leben" immer mehr ziere, noch fremde Personen anzusprechen. Über seine rege frequentierte Plattform mit einer Reichweite von fast 11 000 Abonnenten wolle er in der Region seinen Beitrag leisten, Leute miteinander in Kontakt zu bringen.
Treffen an der Schnapsbar
"Ich war einfach gespannt, wer mich da kennenlernen wollte", gab die Rothenfelserin Yessi zu, die sich als erste Mutige auf eine der Bildschirm-Nachrichten gemeldet hatte. Hinter der Nummer 17, die um ein Treffen an der Schnapsbar gebeten hatte, verbarg sich dann der aus Zellingen stammende Marcus. Dass nicht jeder das System so leicht durchstieg wie die beiden 27-jährigen, trug bei aller Ratlosigkeit auch zu jeder Menge Heiterkeit bei und tat der regen Nachfrage nach Nummernherzen keinen Abbruch: Gut 200 Stück hatte Schäfer bis 23 Uhr verkauft - auch das ein schöner Erfolg, ging der Erlös doch als Spende an die Deutsche AIDS-Stiftung.

Der DJ war nicht zu haben
"Echt stark" fand das der 21-jährige Til, der außerdem seine Einschätzung des Hallenpublikums im Laufe des Abends von "Schwiegertochter gesucht" auf "Victoria's Secret-Laufsteg" revidierte. Trotz und nicht wegen des Veranstaltungstitels war Tanja aus Himmelstadt angereist: "Ich suche nicht wirklich, aber wenn in der Umgebung schon mal was stattfindet, dann muss man die Vereine auch unterstützen, sonst stirbt das irgendwann aus." Tatsächlich auf der Suche war hingegen die 48-jährige Astrid, die auf Einladung ihrer 67-jährigen Freundin Inge extra den Weg aus Hanau auf sich genommen hatte. Im Gegensatz zum übrigen Publikum entsprach der gefällige Mix aus Rock und Pop des Lokalmatadoren DJ Maxone jedoch nicht ganz dem Geschmack der Damen, die sich deutschen Schlager gewünscht hätten.
Der freute sich dennoch über die gelungene Party und eine der ersten Leinwandbotschaften. Bereits in festen Händen musste er der anonymen Verehrerin, die sich im Laufe des Abends tatsächlich bei ihm gemeldet hatte, jedoch leider absagen. Ob die 17 Paare, die sich nach Angaben der "Spotted"-Crew letztlich an der Bar trafen, bei einer potentiellen Neuauflage des erfolgreichen Events wieder solo am Start sind, wird sich zeigen.






